Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
zuhören.«
Ächzend drehte sich ihr Bruder weg und legte sich das Kissen über den Kopf.
»Komm zurück, wenn du etwas herausgefunden hast«, klang es dumpf von unter dem Kissen. »Bis dahin lass mich einfach in Ruhe.«
»Nina ist wieder wach.«
Am Heben und Senken seines Brustkorbes sah Rian, dass David seufzte. Er schob das Kissen beiseite, drehte sich jedoch nicht zu ihr um. »Ich weiß. Dein Doktor Haag hat angerufen. Er hofft übrigens, dass wir – und ich betone
wir
– Nina besuchen kommen. Von Polizei und so hat er kein Wort mehr gesagt.«
»Gut. Vielleicht werde ich morgen oder übermorgen noch mal vorbeischauen. Willst du mitkommen?«
David schloss die Augen. »Frage mich das, wenn es so weit ist. Und jetzt sei so lieb und lasse die Jalousie wieder runter, ja?«
Das Telefon klingelte im Nebenraum. Rian ging hinüber und nahm ab. Der Mann vom Empfang war am Apparat und teilte ihr mit, dass er eine möglichst genaue Beschreibung der Taschen für die Gepäcknachforschung benötige. Er wisse dann schon am nächsten Morgen, ob die Taschen als Fundsachen registriert worden waren, und sie würden schnellstmöglich zum Wormser Bahnhof geschickt.
Rian konnte eine präzise Beschreibung der Taschen abgeben, da sie selbst sie in Paris gekauft hatte. Der Rezeptionist versprach, das umgehend weiterzugeben. Rian dankte ihm und legte auf.
Hinter sich hörte sie, wie die Jalousie in Davids Zimmer wieder herunterratterte und die Tür zugeschoben wurde.
Zwei Tage vergingen, bis Rian die Benachrichtigung erhielt, dass sie ihre Taschen am folgenden Morgen am Bahnhof abholen konnte. Die meiste Zeit hatte David vor dem Fernseher verbracht, was Rian als Verbesserung ansah. Immerhin war er noch vor Tagen nicht einmal aus dem Bett gekommen. Sie kannte derartiges Verhalten an ihm, dennoch war sie besorgt. Ob mehr dahintersteckte als nur sein ewiges Heimweh und der Pessimismus, der ihn so schnell packte, wenn es um die Suche nach dem Quell ging?
Die Sache mit Nina und der Nacht, in der David sie Nadja genannt hatte, ging Rian nicht aus dem Kopf. Wie musste es dann erst David gehen? Zusätzlich zu ihrem Rückschlag war ihm etwas passiert, wonach er sich offenbar selbst nicht mehr ganz verstand. Vermutlich lag es auch daran, dass er sich so gehen ließ.
Umso erleichterter war die Elfe, als er an diesem Abend mit ihr hinunter ins Restaurant ging und sich anbot, dem Schankkellner ein paar neue Drinks beizubringen. Schnell bekamen die Gäste mit, dass etwas geboten wurde. Schon kurze Zeit später hatte sich eine Traube von Leuten an der Bar gebildet, die alle etwas von Davids Spezialmischungen probieren wollten. Er blühte sichtlich auf, und Rian war zufrieden, in ihrer Ecke zu sitzen und von dort aus abwechselnd mit den anwesenden jungen Männern zu flirten.
Ein paar Stunden später war nur noch einer von ihren Verehrern übrig, ein eher schüchterner Junge, der sie schon beim Frühstück mit bewundernden Blicken bedacht hatte. Erst Davids Drinks hatten ihm so weit Mut gemacht, dass er es nun wagte, sie anzusprechen. Wie Rian feststellte, ließ es sich äußerst angenehm mit ihm unterhalten.
Eine Weile später nahm sie ihn mit hoch in die Suite, wo sie ihre Unterhaltung weiterführen konnten – ungestört von den vielen noch immer an der Bar klebenden Gästen. Schließlich wagte er in einer Gesprächspause einen schüchternen Kuss, der Rian beinahe zum Lachen gebracht hätte.
Sie lehrte ihn, was richtiges Küssen bedeutete, doch dann scheuchte sie den glücklich lächelnden und zerzausten jungen Mann zurück in sein eigenes Zimmer und legte sich schlafen. Wann David zurückkam, hörte sie nicht.
Erst die Mittagssonne weckte sie und füllte sie sofort mit Tatendrang. Als sie aus ihrem Zimmer kam, war Grog bereits dabei, den Wohnraum wieder in Ordnung zu bringen. Pirx hatte sich davongestohlen, um Frühstück vom Buffet zu holen, ehe es abgeräumt wurde. Rian sah in Davids Zimmer, doch ein Blick auf ihren Bruder zeigte ihr, dass man ihn besser schlafen ließ. Sobald Pirx zurückkam, machten sie sich gemeinsam über Früchte, Marmeladen, Nussmüsli und Cornflakes her. Anschließend verließen sie zu dritt das Hotel in Richtung Bahnhof.
Rian schlug erfreut die Hände zusammen, als sie das Bahnhofsgebäude sah. Unbewusst hatte sie wieder einen ausdruckslosen Stahl- und Glasbau erwartet, doch dies war etwas anderes.
»Das kommt mir vor wie eine Mischung aus dem Dom und einem Schlösschen«, stellte sie fest. »Alles sehr,
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