Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
und er ließ sie ächzend sinken. »Ich dachte immer, das Ding könne man gar nicht führen«, murmelte er mit einem verwirrten Blick darauf.
Eine weitere Frau drängte sich nach vorne. »Ich habe ein Handy, aber hier oben haben wir keinen Empfang. Vielleicht sollten wir sie einfach erst einmal in ein warmes Auto legen und vom Tal aus einen Krankenwagen rufen. Unten hatte ich noch Netz.«
David schüttelte den Kopf, stand auf und hob Ninas Körper auf seine Arme. »Wir bringen sie selbst in ein Krankenhaus. Das ist die schnellste Möglichkeit.«
Die Menschen sahen ihn skeptisch an, doch der vorderste Mann nickte.
»Ihr scheint Freunde von ihr zu sein. Was hat sie denn hier gemacht, und wer war der Kerl?«
Rian trat vor und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Das alles zu erklären wäre jetzt zu kompliziert.« Sie lächelte ihn gewinnend an. »Und außerdem wissen wir selbst nicht alles. Als wir herkamen, war sie noch beim Auto geblieben. Sie muss diesem Mann gefolgt sein, und dabei ist es wohl passiert. Die Ärzte werden schon wissen, was zu tun ist.«
Der Mann starrte Rian leicht verwirrt an. »Heute ist wirklich eine seltsame Nacht«, meinte er. »Auch wenn wir nicht mehr weitermachen wie geplant, war diese Feier etwas sehr … Besonderes. Und dann noch das hier.« Er schüttelte den Kopf und sah hilflos zu seiner Gruppe.
Rian bemerkte, wie das Band zwischen ihnen langsam zerfiel, als habe die Anstrengung der Abwehr gegen den Getreuen es ausgetrocknet. Aus den krafterfüllten, zusammengeschlossenen Menschen wurden plötzlich wieder einzelne Wesen ohne Verbindung, die sich blinzelnd und verunsichert ansahen. Vermutlich erinnerten sie sich morgen nur noch an die Hälfte der Ereignisse dieser Nacht.
Die Frauen kehrten aus der Hütte zurück, zwei von ihnen beladen mit Wolldecken, die dritte brachte eine Thermoskanne.
»Wir haben uns entschlossen, Nina direkt in ein Krankenhaus zu bringen«, sagte Rian nochmals. »Ich danke euch aber dafür, dass ihr helfen wolltet.«
»Wenn ihr sie so nach unten tragt, stirbt sie euch weg, ehe ihr euer Auto erreicht«, sagte die Frau kopfschüttelnd. »Wir wickeln sie in die Decken, und dann könnt ihr sie tragen. Wenn die Decken ihren Weg zurückfinden, ist es gut, wenn nicht, ist es auch gut. Die Thermoskanne könnt ihr auch haben, die gehört mir, und ich habe noch mehrere.«
»Danke schön«, sagte Rian und lächelte die Frau warm an, während sie die Kanne entgegennahm. Die anderen Frauen halfen indessen David, die bewusstlose Nina eng in die Decken einzuwickeln, ehe er sie wieder auf die Arme nahm.
»Und jetzt geht, so schnell ihr könnt«, meinte die Blonde schließlich. »Möge die Göttin euch schützen!«
»Euch auch«, antwortete Rian und hob kurz die Hand, während David bereits mit langen Schritten loslief, gefolgt von dem niedergeschlagen wirkenden Grog und Pirx, der erschöpft auf dessen Schulter saß. »Welche Göttin auch immer ihr meint.«
»Rhiannon ist die Schutzpatronin unseres Kreises«, antwortete die Frau und lächelte. »Stark, liebevoll und geduldig wie ein Pferd.«
Rian blinzelte kurz, dann nickte sie nur und eilte hinter ihrem Bruder her.
Rian trat das Gaspedal vollständig durch und raste durch Kurven und über gerade Strecken. Wenn andere Autos auf ihrer Seite auftauchten, blendete sie nur kurz auf, ehe sie an ihnen vorbeischoss. Sie musste ihren Gegenverkehr nicht sehen, sie spürte ihn – das verschaffte ihr nun einen unschätzbaren Vorteil.
Immer wieder wanderte ihr Blick im Rückspiegel zu David, der seitlich auf der Rückbank saß und Ninas Kopf auf seinem Schoß hielt. Er wirkte blass und starrte durch das gegenüberliegende Seitenfenster hinaus.
»Langsam wird es zur Gewohnheit, dass du deine Lebensenergie mit Menschenfrauen teilst«, stellte Rian fest.
Erneut schoss sie um eine Kurve und trat hart aufs Bremspedal, als sie ein Ortsschild vor sich auftauchen sah. Unwillig knurrte der im hinteren Fußraum hingekauerte Grog auf, als Ninas Körper gegen ihn rutschte. Pirx hatte sich schon beim Einsteigen neben ihm zusammengerollt, und Rian vermutete, dass der Pixie sich mit seinen Stacheln in der Fußmatte verankert hatte und schlief.
»Keine Gewohnheit, auf die ich großen Wert lege«, antwortete David in sehr abwesend wirkendem Tonfall.
Rian kramte, ohne hinzusehen, in ihrer Tasche und zog die Karte von Worms heraus. Sie reichte sie nach hinten.
»Mach dich mal richtig nützlich und finde heraus, wo ich lang fahren muss. Das
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