Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
dass wir schnellstmöglich zurückkommen.«
Irgendwo im Haus klingelte ein Telefon. Alberich legte mit einem Seufzer seine Gabel beiseite und stand auf.
»Entschuldigt mich. Geschäfte rufen.«
Er warf seine Serviette auf den Tisch und verließ den Raum in Richtung des Wohnzimmers. Rian sah ihm nach. »Wie war deine Nacht mit der Assistentin, David?«
»Entzückend. Berauschend. Und auch recht erschöpfend, muss ich sagen.« David angelte mit der Gabel zwei Scheiben Käse und breitete sie über ein dünnes Weißbrot. Rians Blick wanderte unschlüssig über das Frühstücksangebot, bis sie sich für einen Joghurt und ein paar Früchte entschied. »Alberich sagte, sie sei ein Sukkubus. Ich war mir nicht sicher, ob es ein Scherz war.«
David lachte auf. »Wenn sie einer ist, dann der wohlerzogenste, der mir je begegnete. Ich fühle mich ein bisschen müde, ja, aber das ist durch unsere … Aktivitäten erklärbar. Ich habe nicht das Gefühl, dass man mir Atem oder Energien gestohlen hat. Außerdem spürte ich keinerlei Magie an ihr – außer der, die jeder schönen Frau eigen ist. Ich glaube, er wollte dich auf den Arm nehmen. Nicht nur körperlich.« David träufelte etwas Erdbeermarmelade auf sein Käsebrot und verstrich diese. »Und wie war deine Nacht?«
»Sie erfüllte fast alle Erwartungen, und ich hätte keine Einwände gegen eine Wiederholung. Dennoch sollten wir heute unbedingt ins Hotel. Grog ist äußerst besorgt. Ich glaube, er traut Alberich nicht.« Rian zögerte. Sie hatte das Gefühl, David von dem Schatten erzählen zu müssen, den Alberichs Zorn hervorgerufen hatte, doch etwas hielt sie zurück.
»Was ist los, Schwester? Irgendetwas beunruhigt dich, das spüre ich genau.«
Hastig suchte Rian nach einer Ausrede. Sie wollte auf keinen Fall in David wieder das Misstrauen wecken, das er am Anfang empfunden hatte.
»Ich musste nur wieder an Nina denken«, log sie. »Wir haben uns gar nicht mehr nach ihr erkundigt. Immerhin sind wir in gewissem Maß für das verantwortlich, was ihr zugestoßen ist.«
»Du kannst ja im Krankenhaus anrufen, oder wir lassen uns von Alberich dort absetzen anstatt am Hotel. Es ist ja nicht weit von dort.«
Rian nickte. Das war keine schlechte Idee. Und danach würde sie die Nachforschungen über das Bild aufnehmen. So konnte sie sich die Zeit vertreiben, bis der Abend kam und sie vielleicht Alberich treffen konnte.
»Kommen wir zur eigentlichen Angelegenheit«, meinte der Drachenbruder und lehnte sich vor, die Hände um seinen Kaffeebecher gelegt. »Ich nehme an, ihr seid nicht zufällig hier in Worms, und ihr habt wohl auch nicht unbedingt aus reiner Sehnsucht nach elfischer Gesellschaft mit mir Kontakt aufgenommen.«
Sie saßen wieder im Wohnzimmer, wo sie Alberich nach dem Frühstück vor einem Stapel Papierkram sitzend vorgefunden hatten. Die Papiere hatte er beiseitegeschoben, war übergangslos von einem Geschäft zum anderen umgeschwenkt. Denn dass es nun um ein Geschäft gehen würde, war allen Beteiligten klar.
Rian sah zu David, der ihr leicht zunickte. Sie faltete ihre Hände und sah konzentriert darauf.
»Da du anscheinend noch Verbindungen in unsere Welt hast, weißt du bestimmt, welche Veränderungen dort Einzug gehalten haben«, begann sie. »Sie betreffen jeden Elf Crains, und wenn wir von Talamand und unseren Erlebnissen mit gewissen anderen Elfenwesen ausgehen, wohl auch diejenigen, die hier leben. Vermutlich umfasst die Sache sogar sämtliche Elfengeschlechter.«
»Aber das könnt ihr nicht sicher wissen«, warf Alberich ein. »Die Tore sind geschlossen. Ja, ich bin durchaus im Bilde. Was mich aber interessieren würde: Welchen anderen Elfenwesen seid ihr noch begegnet?«
Rian sah irritiert auf. »Ist das wichtig?«
»Es könnte wichtig werden. Aber sprich erst einmal weiter, wir können das später diskutieren.«
Ihr Versuch, den Blick des Nibelungen zu entschlüsseln, war, als würde sie an einer glatt polierten Oberfläche abgleiten. Sie konnte nicht entscheiden, ob ihn das, worüber sie sprachen, berührte oder nicht. Stattdessen versetzte sein Blick sie in eine unerklärliche Unruhe. Erneut sah sie auf ihre Hände.
»Vermutlich weißt du auch, dass mein Bruder und ich von Fanmór ausgeschickt wurden, um ein Mittel gegen den endgültigen Tod zu finden. Er setzt seine Hoffnungen in die Mythen der Menschen über einen Quell der Unsterblichkeit. Es ist seine Überzeugung, dass ein wahrer Kern darin steckt und dass wir so die Rettung für
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