Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
weiterlesen kannst, oder meinst du, du könntest deine Füße bemühen?«
Das Flugzeug leerte sich zusehends, während Robert noch immer Schwierigkeiten zu haben schien, in das Hier und Jetzt zurückzukehren.
Mit leichtem Grausen sah Nadja eine Wiederholung der Szene bei der Landung in York vor sich – der völlig leere Flieger, die wartenden Flugbegleiterinnen, die bereits die Gepäckfächer schlossen, und sie, die verzweifelt versuchte, Robert aus dem Flugzeug zu bekommen. Nur hätte sie diesmal nicht gegen Alkohol und die letzten Nachwirkungen der Flugangst anzukämpfen, sondern gegen den Zauber einer rätselhaften Frau, die Robert völlig in ihren Bann geschlagen hatte.
Nicht, dass Nadja etwas dagegen einzuwenden hatte, dass einige der schlechteren Eigenschaften ihres Kollegen und Freundes zeitweilig vergessen waren. Er hatte auf dem ganzen Flug keinen einzigen Tropfen angerührt, nicht einmal nervös nach seiner Zigarettenpackung geschaut, und seine Flugangst war auch vom Winde verweht. Doch wenn er dafür all seine neu gewonnene Konzentration nur noch auf die Frau richtete, mit der all das angefangen hatte, nutzte es Nadja nicht viel.
Sehr langsam, fast im Zeitlupentempo, faltete Robert die Blätter ein und schob sie in seine Jackentasche. Im nächsten Moment richtete er einen völlig klaren Blick auf Nadja, und seine Zeit schien sich wieder an ihre anzugleichen.
»Ich denke, ich schaffe es alleine.«
Nadja blinzelte kurz, ehe sie begriff, dass er gerade auf ihre vor Minuten gestellte Frage antwortete.
Robert stand auf. Schnell trat Nadja zurück in den Gang und schnappte sich ihre Tasche. Robert folgte ihr unmittelbar.
Wenig später verließen sie über die Gangway das Flugzeug und betraten das Terminal 1 des Frankfurter Flughafens. Ihre Koffer lagen bereits auf dem Band, als sie in der Gepäckausgabe ankamen, und so konnten sie sich von dort direkt auf den Weg zu den Mietwagenschaltern machen.
Hier überzeugte Nadja in bewährter Weise den älteren Herrn, der ihr einen Kleinwagen zum Wochensondertarif anbieten wollte, dass sie zu demselben Preis problemlos auch einen Mittelklassewagen mit freier Rückgabe bei allen innerdeutschen Stationen der Mietwagenkette bekommen könnte. Sie schenkte dem Mann noch ihr bezauberndstes Lächeln und machte sich so schnell wie möglich auf den Weg zum Auto, bevor er seine Meinung ändern würde.
Robert ging schweigend neben ihr her und hob den Blick kaum weiter als unbedingt notwendig, um nicht zu stolpern. Schließlich stupste Nadja ihn mit dem Ellenbogen an.
»He, Griesgram. Was brütest du aus? Ich dachte, du wärst froh, aus York und dem ganzen Chaos wegzukommen. Jetzt sind wir hier, und du ziehst immer noch ein Gesicht wie sieben Tage Mistwetter.«
»Ich wünschte, ich wäre dageblieben.«
»Was? Du fandest es deprimierend! Du selbst konntest nicht schnell genug wegkommen!«
»Ja.« Robert schwang seinen Koffer in den Kofferraum ihres Mietwagens. »Da hatte ich Annes Brief noch nicht bekommen. Du hast ihn gelesen. Sie könnte mir helfen zu werden, was ich wirklich sein will. Aber wie soll sie mich hier finden?« Mit ausgebreiteten Armen drehte er sich einmal um sich selbst.
Nadja pfefferte leicht entnervt ihren Koffer auf Roberts und knallte die Lade zu.
»Jetzt wirst du theatralisch, mein Freund. Meinetwegen kannst du wieder nach York zurückstolpern und deiner seltsamen Freundin nachjagen, wenn wir fertig sind. Aber im Moment haben wir ein paar Leuten zu helfen, von denen wir wissen, dass sie nicht nur Hirngespinste sind.«
»Anne ist kein Hirngespinst!«, erwiderte Robert heftig.
»Das mag sein. Aber das, was sie geschrieben hat, klingt mir sehr danach. Nicht alles vielleicht, ich kenne ja auch nur die letzten paar Sätze, aber einiges erscheint mir seltsam. He, sie ist nur eine Frau, keine mystische griechische Muse. Sie kann nichts wecken, was nicht auch so in dir steckt!« Sie tippte gegen Roberts Brust, um ihre Worte zu unterstreichen.
Er verzog das Gesicht. »Sie hat schon eine Menge Sachen geweckt, von denen ich gar nicht wusste, dass sie noch da sind. Sie kann mir helfen, herauszufinden, was in mir steckt, und es hervorzuholen. Hätte ich das ohne sie schaffen können, hätte ich es doch schon längst getan. Ich brauche sie!«
Nadja lehnte sich gegen das Auto.
»Ich gebe gerne zu, dass etwas sich an dir geändert hat, und zwar zum Positiven. Bewahre dir das bitte, es macht dich mir ausnahmsweise richtig sympathisch.« Sie grinste, und er
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