Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
konnte nicht anders, als zumindest mit einem schrägen Lächeln zu reagieren. »Vielleicht ist das auf sie zurückzuführen, vielleicht auch einfach nur auf die seltsamen Erlebnisse, die du in York hattest. Aber egal, was zutrifft: Im Moment solltest du besser all deine Gedanken hierbehalten. Ich möchte nicht wissen, was passiert, falls unser Seigneur de Castelbajac, Darby O’Gill oder wie immer er sich jetzt nennt, unsere Freunde findet, bevor wir es tun. Um alles Weitere können wir uns hinterher kümmern.«
Robert nickte, und seine Hand irrte zur Manteltasche, in der er normalerweise seine Zigaretten aufbewahrte. Doch seit er seine letzten Gitanes verschenkt hatte, war er nicht mehr dazu gekommen, neue zu kaufen. Er seufzte.
»Nicht einmal die kleinen Rückfälle werden einem gegönnt.«
»Wenn du wirklich so komplett umgedreht bist, wie es scheint, hätte sie dir ohnehin nicht geschmeckt«, meinte Nadja und öffnete die Fahrertür.
Robert verstaute seine Kamerataschen im hinteren Fußraum und stieg neben ihr ein. Obwohl er stocknüchtern war, hatte sie es vorgezogen, die Schlüssel nicht an ihn weiterzureichen, und er hatte auch nicht protestiert.
»Vermutlich hast du recht, wie immer«, antwortete Robert und zog seinen Mantel enger zusammen, ehe er die Tür schloss. »Brrr. Und ich dachte, der englische November wäre kalt. Aber Deutschland schlägt mal wieder alles.«
»Wenigstens haben wir keinen Regen, also beklag dich nicht.« Nadja steuerte das Auto aus dem Parkhaus und fädelte sich in den Verkehr Richtung Autobahn ein.
»Die Morgen sind bestimmt wieder neblig«, brummte Robert mit einem Blick aus dem Fenster.
»Nicht so neblig wie dein Hirn während des Fluges.«
Einen Moment herrschte Schweigen, dann hörte Nadja ein abwesendes »Hm?«
Sie warf einen kurzen Blick zur Seite und seufzte.
Robert hatte wieder Annes Brief auf den Oberschenkeln liegen.
Die Fahrt nach Worms verlief unbehindert, der Feierabendverkehr würde erst in etwa einer Stunde einsetzen. Als sie auf der zweispurigen Bundesstraße über die Rheinbrücke fuhren, steckte Robert den Brief weg, und dieses Mal hatte die Bewegung etwas Endgültiges. Nadja hoffte, dass es dabei blieb.
»Bist du schon mal hier gewesen?«, fragte Robert sie, während er den hohen mittelalterlichen Torturm musterte, auf den sie zufuhren.
Nadja schüttelte den Kopf. »Noch nie. Kleinstädte bieten selten Grund für einen beruflichen Aufenthalt, und wann ich das letzte Mal einen Urlaub gemacht habe, weiß ich gar nicht mehr. Aber selbst wenn ich Urlaub hätte, wäre Worms vermutlich nicht gerade eines meiner Ziele. Die Mittelalterhysterie der letzten Jahre hat mich nie wirklich mitreißen können.«
»Und das aus dem Mund einer Frau, die gerade in eine mittelalterliche Sagenwelt eintaucht«, meinte Robert spöttisch.
»Na ja. Was wir erlebt haben, hat zwar mit Sagen und Märchen, aber wenig mit dem Mittelalter zu tun.«
»Das könnte sich sehr schnell ändern«, meinte Robert und nickte nach vorne. »Wenn uns unsere Armbänder hier einen ähnlichen Streich spielen wie mir in York, kann ich mir schon denken, wo wir enden.« Er schüttelte sich leicht.
»Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist. Jetzt frage ich mich, wie wir unsere Freunde hier finden sollen. Ich hatte gehofft, die Armbänder würden als eine Art Kompass nutzbar sein, wenn wir erst einmal nahe genug an ihnen dran sind, aber bisher spüre ich nichts.«
»Du bist die Journalistin. Was machst du normalerweise, wenn du dich an jemandes Fersen heftest?«
»Ich gehe an Orte, von denen ich weiß, dass derjenige dort oft ist oder zumindest gewesen ist. Dort kann ich entweder auf ihn warten oder zumindest nach Informationen suchen, wo er hingegangen sein könnte.«
»Und wo würden alle Fremden, die auf der Suche nach etwas in Worms sind, wohl als Erstes hingehen?«
Nadja sah zu Robert, der wiederum sie ansah.
»Die Touristeninformation«, sagten sie gleichzeitig.
Als Robert in der Touristeninformation seine Digitalkamera zückte und ein Bild von Rian aufrief, erkannte eine der Angestellten sie sofort.
»Ja, die Frau war gemeinsam mit einem jungen Mann hier. Das sind Freunde von Ihnen?«
Nadja nickte. »Ja. Wir wollten uns hier treffen. Leider ist mein Handy kaputt, und sie haben keines, und so kann keiner den anderen erreichen. Wir haben jetzt keine Ahnung, in welchem Hotel sie eingezogen sind oder wo wir sie treffen könnten.« Sie setzte ihre naive Miene auf, und die
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