Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
jedoch sichtlich über den Kopf.
»Steffi!«, rief Nadja laut über die Wartenden hinweg und winkte fröhlich lächelnd in die generelle Richtung der Schwestern. Eine von ihnen drehte sich um und sah die nun rücksichtslos nach vorne drängelnde Nadja mit einem Stirnrunzeln an. »He, Steffi! Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest! Ich bin Nadja aus der Schwesternschule, weißt du nicht mehr? Was für eine Überraschung …«
Die Schwester erwiderte Nadjas Lächeln, schob einem Mann ein Formular und einen Stift hin und sagte: »Füllen Sie das bitte aus. Ich bin gleich wieder da.« Dann kam sie hinter dem Tresen hervor, nahm Nadja am Arm und steuerte sie in Richtung einer ruhigeren Ecke mit einer Kaffeemaschine. Robert folgte einigermaßen unauffällig.
»So. Hier ist heute leider die Hölle los«, meinte die Schwester, deren Name laut ihrem Schildchen Stefanie Billmeier war. »Oder vielleicht sollte ich eher sagen, der Himmel. Seit diese Frau, die im Prinzip schon im Wachkoma war, wieder quietschfidel in ihrem Bett sitzt, geht alles drunter und drüber. Irgendeine der Schwestern hat wohl ihrer besten Freundin von Engeln und einer Wunderheilung erzählt, und das ging dann rum wie ein Lauffeuer. Jetzt landen sie alle hier und hoffen, dass die angeblichen Engel noch mal zurückkommen.«
Stefanie zog sich mit einer Chipkarte einen Kaffee aus der Maschine. »Auf Tage wie diesen könnte ich echt verzichten. Als wäre der Job nicht auch so schon anstrengend genug.«
Nadja nickte mitfühlend. »Ich weiß, ich kann mein eigenes Liedchen davon singen. Aber im Moment habe ich Urlaub und wollte eigentlich jemanden besuchen, den ich im Praktikum kennengelernt habe. Klaus … Ach, wie heißt er noch mal weiter …«
»Klaus Mertens? Von der Urologie?«
»Ja, genau.«
Stefanie trank von ihrem Kaffee und lächelte. »Ja, das ist ein Netter. Auf den hatte ich auch schon mal ein Auge geworfen. Schade, dass er schwul ist.«
Robert, der sich ebenfalls einen Kaffee geholt hatte, verschluckte sich. Nadja nickte ernst.
»Ja, schon wahr. Aber weißt du was? Ich finde, schwule Männer sind die ehrlichsten Freunde, die eine Frau haben kann.«
Robert blickte Nadja erbost an, und sie feixte in einem Moment, als Stefanie gerade mit ihrem Kaffee beschäftigt war, zurück.
»Da ist was Wahres dran, schätze ich«, antwortete Stefanie. »Aber ich muss jetzt zurück, sonst lynchen mich meine Kolleginnen.«
»Ich helfe dir, ihnen Kaffee mitzubringen, was hältst du davon? Sag mir nur noch schnell, welchen Bereich vom Krankenhaus ich umgehen sollte, damit ich nicht den Engelsgläubigen über den Weg laufe.«
Die Schwester zog drei Kaffees für ihre Kolleginnen und sagte Nadja nebenbei, in welchem Zimmer die wundergeheilte Nina Eberts lag. Dann schilderte sie, wie Nadja auf dem schnellsten Weg in die Urologie gelangte, ohne in den Sog der Geschehnisse zu geraten. Während Nadja ihr Versprechen erfüllte, Stefanie beim Transport der Kaffees zu helfen, blieb Robert beim Kaffeeautomaten. Die anderen Schwestern erwiesen sich als äußerst dankbar, und Stefanie hatte sich dank Nadja ein paar Pluspunkte verdient.
»Irgendeine Schwester heißt immer Steffi, hm?«, meinte Robert, als sie zurückkam.
Nadja grinste breit. »Genau. Langsam verstehst du, wie die Welt funktioniert, Partner.«
Sie stießen mit den Bechern an und gingen noch einmal vor die Tür, um in Ruhe ihren Kaffee zu trinken. Robert schnorrte von einem Passanten eine Light-Zigarette, die er nach zwei Zügen angeekelt wegwarf.
Dann stürzten sie sich in die labyrinthischen Gänge des Krankenhauses.
Sie nahmen einen Umweg, der sie von der anderen Seite her in die Station bringen würde, in der Nina Eberts lag. Sie hofften, auf diesem Wege etwaige Aufpasser zu umgehen. Tatsächlich hielt sie niemand auf, obwohl überall Gesunde und Kranke auf den Gängen und in den Aufenthaltsbereichen standen und sich angeregt unterhielten.
Nadja fand, dass sich fortsetzte, was sie schon im Warteraum festgestellt hatte: Die Leute waren in freundlicher und hilfsbereiter Stimmung, und nichts von dem war zu spüren, was die Aufenthalte in Krankenhäusern sonst oft so unangenehm machte; nichts von der typischen Apathie des Leidens, des tatenlosen Wartens in Ungewissheit, der Sorge oder verlorenen Hoffnung, der Angst. Alles wirkte freundlich.
Ein Blick zur Seite zeigte Nadja, dass auch Robert dieses Mal völlig unbeeinträchtigt wirkte. Keine Spur der Nervosität und Anspannung, die er in
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