Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
erkundigen, ob die Elfen dort etwas gebucht hatten.
Als sie auf dem Weg nach draußen durch die Eingangshalle gingen, fuhr Nadja nachdenklich mit dem Finger über das Cairdeas.
»Ich wünschte, dieses Ding würde nach beiden Seiten funktionieren«, meinte sie. »Müsste das nicht irgendwie gehen?«
Robert hob abwehrend die Hände. »Frag nicht mich. Ich weiß darüber so wenig wie du, vielleicht sogar weniger. Immerhin siehst du Dinge, für die ich mein drittes Auge und viel Technik brauche.« Er klopfte auf die Tasche mit der Digitalkamera, die zum ersten Mal die elfische Magie auch für ihn sichtbar gemacht hatte.
Sie traten durch die Tür und wollten in Richtung des Parkplatzes gehen, als sich ihnen plötzlich eine Frau in den Weg stellte.
»Entschuldigung – waren Sie nicht vorhin oben, bei der Geheilten?«
Nadja musterte die fremde Frau. Sie sah vergleichsweise normal aus, man konnte nicht erkennen, ob sie einer der beiden Gruppen angehörte. Aber sie wirkte angespannt, beinahe verkniffen.
»Wir waren vorhin oben, ja. Warum fragen Sie?«
Die Frau verschränkte die Arme. »Sie lässt seither niemanden mehr zu sich. Was haben Sie ihr gesagt?«
»Nichts, wir haben uns nur unterhalten! Können Sie sich nicht vorstellen, dass die junge Frau einfach nur ihre Ruhe haben will?« Nadja wurde langsam ungehalten.
»Worüber haben Sie gesprochen?«, hakte die Frau nach.
»Hören Sie, wir haben uns ganz normal unterhalten, wie man das unter Freunden tut. Im Übrigen geht Sie das überhaupt nichts an!«
Andere Leute waren inzwischen auf die Diskussion aufmerksam geworden. Robert legte Nadja eine Hand auf den Arm.
»Wissen Sie«, sagte er, »wir müssen dringend ein paar Freunde von uns finden und wollen jetzt weiter. Wenn Nina wieder aufwacht, wird sie bestimmt auch wieder Besuche empfangen, aber das ist ihre Entscheidung, nicht unsere. Und Sie haben auch kein Recht, etwas von ihr zu fordern.«
Robert wollte mit Nadja an der Frau vorbeigehen, doch die Unbekannte trat ihnen erneut in den Weg. Auch unter den restlichen Herumstehenden schienen einige bestrebt zu sein, sie aufzuhalten.
Nadja sah sich um. »Was soll das? Lassen Sie uns vorbei!«
»Es geht uns sehr wohl an, was Sie mit der Frau gesprochen haben«, sagte ihr Gegenüber etwas lauter. »Meine Freundin hat gehört, wie Sie über die Engel sprachen! Sie kennen sie, Sie tragen sogar ihr Zeichen!« Die Frau deutete auf das Cairdeas.
Nadja konnte nicht anders: Sie lachte. »Wir haben uns über gemeinsame Freunde unterhalten. Und die sind ganz bestimmt keine Engel!«
Unruhiges Gemurmel kam unter den Umstehenden auf. Nadja traute ihren Ohren kaum, als sie das Wort »Blasphemie« hörte.
»Jetzt beruhigen Sie sich doch«, sagte Robert. »Was wollen Sie überhaupt von uns? Selbst wenn wir uns mit Nina über irgendwelche Engel unterhalten hätten …«
Nadja musterte die Ansammlung von Menschen um sich herum, während Robert sprach. Ihr Instinkt sagte ihr, dass hier etwas nicht stimmte. Die Menschen ließen sich in einem selbst für die gegebene Situation ungewöhnlichen Maß von Emotionen tragen, und diese richteten sich aus völlig unerklärbarem Grund gegen sie und Robert.
Plötzlich glaubte sie, einen Schatten von der Schulter eines Mannes zu einem anderen springen zu sehen. Sie blinzelte kurz und sah genauer hin. Schemenhaft erkannte sie einen Umriss, der ihr bekannt vorkam. Ihre Augen mochten die Gestalt nicht recht fixieren, und sie hatte das Gefühl, dass auch ihr Verstand die Erscheinung lieber ausgeblendet hätte. Dennoch erkannte sie das Wesen wieder, das sie in Paris im Krankenhaus bei den Komapatienten gesehen hatte.
Der Spriggans hockte wie eine borstige Kugel auf der Schulter des Mannes und öffnete seinen Mund unmöglich weit. Doch anstatt etwas abzusaugen, drang ein dunkler Nebelschleier aus ihm hervor. Der Nebel wand sich um den Kopf des Mannes, bis er ihn ganz umschlossen hatte, sank wie ein Schleier auf ihn nieder und in ihn hinein, bis nichts mehr zu sehen war. Der Mann runzelte die Stirn. Im nächsten Moment wurde sein Gesichtsausdruck, der vorher nur unbeteiligte Neugier gezeigt hatte, ablehnend und hart.
Nadja drehte sich wieder zu Robert, der noch immer auf die Frau einsprach, und zupfte an seinem Ärmel.
»Wir sollten schnellstmöglich verschwinden«, flüsterte sie. »Der Spriggans ist hier!«
Robert nickte knapp.
»Entschuldigen Sie, aber wir müssen jetzt gehen«, sagte er und schob die Frau einfach beiseite. Nadja beeilte
Weitere Kostenlose Bücher