Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
rustikale Treppe und ein Aufzug zu sehen waren. Links gab eine ebenfalls rustikal gearbeitete, geöffnete Tür den Blick auf ein Restaurant mit Bar frei. Der Bereich mit den Tischen war bereits abgedunkelt, anscheinend wurden keine Essensgäste mehr erwartet. An der Bar saß jedoch noch ein turtelndes junges Pärchen mit einer Flasche Mezcal vor sich.
Rian ging zielstrebig zur Rezeption und läutete die Glocke, während David unschlüssig im Raum stehen blieb, den Blick auf die Bar gerichtet. Grog schlenderte weiter zum Aufzug und setzte sich auf einen dort bereitstehenden Gepäckwagen.
Durch eine Tür hinter dem Empfangstisch kam ein bebrillter Mann in mittlerem Alter mit offensichtlich gefärbtem dunklem Haar. Er trug einen dunkelgrünen Anzug, dessen aufgestickte Aufschrift »Siegfriedsruh« eine Hoteluniform vermuten ließ. Das goldene Schildchen an seinem Revers verriet, dass sein Name Harald Gottmann war.
»Guten Abend, die Herrschaften«, begrüßte er sie in geschäftsmäßig freundlichem Tonfall. »Was kann ich für Sie tun?«
»Haben Sie noch zwei Doppelzimmer frei?«
Der Rezeptionist musterte Rian kurz, und man konnte förmlich sehen, wie hinter seiner Stirn die Gleichung
Kleidung = Geld
ablief. Schließlich sah er auf einen Bildschirm, der unter der hohen Theke des Tisches verborgen stand, tippte ein wenig auf einer Tastatur herum und lächelte dann.
»Ja, wir hätten da noch etwas. Mit Blick auf den Dom sogar, wenn Sie möchten.«
»Möchten wir.« Rian zog aus ihrer Umhängetasche den Geldbeutel, den sie sich besorgt hatte, nachdem Nadja die Zwillinge dazu überredet hatte, zumindest gelegentlich mit echtem Geld zu bezahlen. Sie öffnete das Fach für die Scheine und fragte: »Wie viel für eine Nacht?«
Die Augen des Mannes wurden weit, als er Farbe und Menge der Scheine sah.
»Ah … ich könnte Ihnen auch unsere Suite anbieten, die ist ganz ruhig im obersten Stockwerk gelegen …«
»Hat sie zwei breite Betten?«
»Zwei getrennte Schlafzimmer mit Doppelbetten, jedes mit separatem Bad, sowie einen geräumigen Wohnbereich. Es gibt außerdem einen großen Fernseher, Video- und DVD-Spieler, eine Minibar und eine kleine Kochzeile.«
»Gut, dann nehmen wir die. Wie viel?«
Der Mann nannte einen Preis, doch als Rian begann, die Scheine auf den Tisch zu zählen, hob er abwehrend die Hände.
»Meine Dame, normalerweise wird hier erst bei der Abreise bezahlt. Wer weiß, vielleicht verführt Sie unsere schöne Stadt ja doch zu einem längeren Aufenthalt …« Er lächelte ein Werbelächeln, wie man es sonst nur von Plakaten kannte.
Rian hob die Augenbrauen und steckte die Scheine wieder ein. »Schön ist die Stadt wohl, soweit ich das bisher sehen konnte. Aber wir hoffen, dass wir schnell finden, was wir suchen. Uns rufen andere Pflichten.«
»Was suchen Sie denn, wenn ich fragen darf?«
Die Elfe lächelte den Mann an. »Wir suchen den Siegfriedsbrunnen. Können Sie uns vielleicht sagen, wo er steht?«
»Siegfriedsbrunnen? Sie meinen den beim Dom?«
Rian wandte den Kopf und wechselte einen schnellen Blick mit ihrem Bruder, doch dieser hob nur die Schultern. Die Elfe sah erneut den Rezeptionisten an. »Ja, das wäre möglich«, antwortete sie vorsichtig. »Warum fragen Sie?«
»Na ja, es gibt in dieser Gegend Siegfriedsbrunnen wie Sand am Meer. Jedes dritte Dorf hat so einen.«
Rian atmete einmal tief durch. Das eben Gehörte war für sie nicht leicht zu verdauen. »Jedes dritte Dorf? Wirklich? Und welcher davon ist der echte?« Ihre Stimme verriet wohl etwas von ihrer inneren Unruhe, denn der Mann sah sie fragend und etwas mitleidig an.
»Der echte? Was meinen Sie damit? Der, an dem Siegfried angeblich getötet wurde?«
Rian nickte nur stumm.
»Ach so. Na, davon gibt es nur, na, so fünf bis zehn. Überall im Odenwald und sogar bis hinunter in den Kraichgau, glaube ich. Aber nageln Sie mich nicht fest, ich kenne nur den hiesigen Brunnen, und der ist jedenfalls nicht echt. Er ist nicht mal hundert Jahre alt.«
Rian seufzte. »Und wo können wir mehr darüber erfahren, wo der echte sein könnte?«
»Am ehesten in der Touristeninformation am Markt, würde ich sagen. Da können Sie auch gleich unseren Wormser Siegfriedsbrunnen bewundern, der steht nämlich dort. Und sie sollten unbedingt den Dom anschauen, das Schmuckstück unserer Stadt.«
Gottmann nahm etwas aus einem Fach und legte es auf den Tresen. »Hier ist ein Stadtplan. Dort finden Sie die Touristeninformation eingetragen, ebenso
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