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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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ihm nicht gut.« Rian war blass und den Tränen nah. Pirx und Grog war vermutlich nach Sterben zumute; sie kletterten abwechselnd über die Reling und würgten. Fanmór hatte zwar den Auftrag gegeben, dass die Zwillinge und ihre Begleiter erst zurückkehren durften, wenn sie den Quell der Unsterblichkeit ausfindig gemacht hatten. Aber Nadja empfand mehr denn je Wut gegenüber diesem offensichtlich gedankenlosen Herrscher, ausgerechnet diese vier in die Menschenwelt zu schicken. David hatte von Anfang an unter starkem Heimweh gelitten, aber nun war es auch bei Rian und den Kobolden soweit. Der Anblick von Venedig hatte ihnen den Rest gegeben.
    In gewisser Weise konnte Nadja das nachvollziehen; sie selbst war einerseits voller Freude, spürte aber auch gleichzeitig die versteckte Wehmut, die so manches verfallene Haus verströmte. Rians Bemerkung über David trug nicht gerade dazu bei, ihre Stimmung aufzubessern.
    Fabio merkte von all dem nichts, er unterhielt sich lebhaft mit dem Bootsführer. Nadja fragte sich, wie er das schaffte: jahrzehntelang die Stadt, sogar jedes Wort darüber zu meiden und jetzt so begeistert zu sein.
    Das Taxi bog in den Rio di San Degola ab, und dann ging es durch verwinkelte stille Kanäle. Hoch türmten sich ohne seitliche Wege die Gebäudemauern auf wie in einer Schlucht und sperrten die Sonne aus. Sie passierten eine etwas breitere Fahrrinne mit Geländerweg und hübscher weiß-rosa gemauerter Brücke, dann ging es in einen weiteren schmalen Kanal, und sie erreichten den Rio di San Zuane. Zumindest behauptete das der Bootsführer. Der Mann stellte den Motor ab, und das Boot trieb an ein vierstöckiges, barock anmutendes Gebäude heran, das sich mit seiner Sandfarbe von den umgebenden rosa und gelben Bauten abhob.
    Von Struktur und Schönheit her war es einst ein Palazzo. Das Erdgeschoss und der erste Stock hatten knapp übereinanderliegende Fenster. Ursprünglich war es wohl ein Wassergeschoss gewesen, bis eine Zwischendecke eingezogen wurde. Darüber, im dritten und vierten Stockwerk, befanden sich gleich zwei
piano nobile
für die Familie mit zwei großen Balkonen, die von Bogenfenstern und Säulen umrahmt wurden. Die Balkone waren gemauert, mit ebenfalls gemauerter, geschwungener, fein strukturierter Brüstung. So könnte in einer venezianischen Variante der Tragödie Julias Balkon ausgesehen haben, von dem aus sie Romeos Liebesschwüre empfing. Das normalerweise darüberliegende Mezzanin für die Dienstboten fehlte. Die beiden unteren Etagen mit ihren rötlichen Ziegeln sahen neu aufgemauert aus. Eine Bogeneinfahrt in der Mitte stellte den Anlegeplatz für ein Boot dar.
    Gegenüber dem Gebäude lag als malerischer Ausblick ein kleiner Palazzo mit einem ummauerten Garten, über den Magnolien, Lärchen und Oleander hinausragten. Die Mauern waren mit Klematis und anderen blühenden Kletterpflanzen überwuchert, die sogar jetzt im November noch vereinzelt blasslila Blüten trugen.
    Nadjas Vater stand straff aufgerichtet da und betrachtete schweigend das Haus.
    Es war wunderschön, doch sterbend. Die rechte Seite war bereits ans Nachbarhaus geklammert worden. Das übernächste Haus war glatt gemauert und von fröhlichem Ockergelb, mit Wäscheleinen und hängenden Geranien. Nicht so hübsch, aber lebendig.
    Der Bootsführer deutete auf das altehrwürdige Gebäude, zweifelsohne das älteste in dieser Reihe. »La Ca’ d’Oreso«, sagte er.
    »Gibt … es etwa nur über den Kanal einen Zugang?«, fragte Nadja erschrocken.
    »No, Signorina. Auf der anderen Seite befindet sich ein paar Schritte entfernt die Calle del Magazen. Gute Geschäfte, gute Lage. Ein großartiges Haus, ich gratuliere Ihnen.« Er ließ das Taxi halb in die Einfahrt treiben, befestigte das Ankerseil an der Landestelle und wuchtete die Koffer auf die schmale Eingangstreppe. Währenddessen schafften Nadja und Rian die beiden Kobolde von Bord und Fabio kramte nach dem Geld.
    Dann standen sie vor dem Hintereingang, ein wenig unschlüssig und unsicher. In Nadja stritten die Gefühle. Sie freute sich überschwenglich, vor einem alten Familienerbstück zu stehen, empfand aber auch heiße Wut über ihren Vater. Das emotionale Pendel schlug permanent von einer Seite zur anderen bis zum Anschlag aus. Nadjas Puls raste, und sie atmete kurz und knapp. In ihr Leben traten nun ständig Veränderungen, auf die sie keinen Einfluss hatte. Das war einerseits aufregend, andererseits beängstigend.
    »Dann wollen wir mal!«, rief Pirx

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