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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Nacht. Und du machst keinen Ärger, verstanden? Futter gibt es jetzt auch keins mehr. Rein mit dir und ab in eine Ecke, wo dich niemand sieht. Das ist eine Sache unter uns.«
    »Miau.« Mit hochgestelltem Schwanz federte der Kater durch den schmalen Türspalt ins Haus und war tatsächlich umgehend irgendwohin verschwunden.
    In der Halle brannte eine Nachtleuchte, im Wohnraum war alles dunkel. Das Haus war still. Langsam stieg Nadja die knarzende Treppe hinauf, jeden Moment darauf gefasst, dass sich Türen öffneten und verschlafene Gesichter zeigten. Aber nichts dergleichen.
    Die Tür zu ihrem Raum war offen, und noch eine weitere, durch die Licht auf den matt beleuchteten Gang fiel. Das Zimmer ihres Vaters. Hatte er auf sie gewartet?
    Nadja nahm ihren Mut zusammen und ging mit raschen Schritten auf die offene Tür zu. Fabio saß in einem Sessel, die Lesebrille auf der Nase, und las in einem Magazin. Er sah überrascht auf, als Nadja ohne anzuklopfen hereinkam und die Tür hinter sich schloss.
    Eine Weile schwiegen sie sich an. Fabio würde niemals von sich aus anfangen, das blieb Nadja überlassen. Doch sie genoss es, ihn ein wenig schmoren zu lassen. Sollte er sich ruhig fragen, was jetzt folgen mochte – eine Szene oder etwas ganz anderes.
    Schließlich fragte sie: »Wann wolltest du es mir sagen?«
    Fabio legte das Buch beiseite, die Brille dazu. »Ich hatte nicht vor, es dir jemals zu sagen«, antwortete er. »Aber du verstrickst dich immer mehr in diese Geschichte, also musst du alles erfahren.«
    Nadja konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Du wolltest mich mein Leben lang im Unklaren lassen?«
    »So wäre es nicht gewesen.« Fabio seufzte. »Ich hatte so sehr gehofft, dass du als normaler Mensch leben darfst. Ich wollte, dass die Anderswelt dort bleibt, wo sie hingehört – weit weg von uns, weggesperrt hinter einer undurchdringlichen Mauer. All das wollte ich dir ersparen, aber wie es scheint, gibt es keine Möglichkeit, dem zu entgehen.«
    »Du hattest kein Recht, das zu entscheiden«, sagte sie leise.
    »Doch«, widersprach Fabio ebenso ruhig. Er erhob sich und ging langsam ein paar Schritte auf und ab. »Ich hatte jedes Recht der Welt, denn du bist mein Kind. Vom ersten Moment an, als ich wusste, dass du im Bauch deiner Mutter heranwächst, habe ich die Verantwortung für dich übernommen. Schließlich ist es auch meine Verantwortung, dass du überhaupt gezeugt wurdest! Ich zog Konsequenzen, damit du in Sicherheit und glücklich aufwächst, und wärst du den Elfen nie begegnet, wärst du ein glücklicher und normaler Mensch geblieben. Konnte ich mehr für deine Zufriedenheit und eine gute Zukunft tun?«
    »Zufriedenheit? Du hast dich geweigert, über meine Mutter zu sprechen!«
    Er zuckte zusammen und wandte sich halb ab; nicht ganz, doch weit genug. »Das ist etwas anderes.«
    »Kannst du dir nicht vorstellen, wie sehr sie mir immer gefehlt hat? Wie gern ich etwas über sie erfahren hätte, wenigstens ein bisschen?«, rief Nadja. »Ich kenne nicht einmal ihr Grab!«
    Ihr Vater richtete den Blick auf sie, und sie fühlte einen Stich ins Herz, als sie den tiefen Schmerz in seinen Augen sah. »Kannst du dir nicht vorstellen, dass sie
mir
fehlt?«, sagte er heiser. »Dass sie mir bis auf den heutigen Tag so unendlich viel bedeutet, dass ich nie eine andere Frau auch nur ansatzweise in meine Nähe ließ?« Er ballte eine Hand zur Faust.
»Jeder Tag
, Nadja! Jeder verdammte Tag, den ich ohne sie verbringen muss, ist es nur deswegen wert, weil es dich gibt. Weil ich sie in dir sehe, und weil du der Höhepunkt unserer Liebe bist. Das allein hält mich noch hier!«
    Tränen liefen über ihre Wangen. »Damit quälst du uns beide, Papa! Warum lässt du nicht los?«
    »Ich kann es nicht«, antwortete er. »Ich bin für sie durch die Jahrhunderte gegangen und sterblich geworden. Und ich werde sie lieben, nur sie allein, bis ich sterbe. Ich habe meinen Kampf um sie verloren … aber nicht um dich, Kind.« Sie wollte ausweichen, aber er war schneller bei ihr, zog sie in seine Arme und drückte sie an sich. Sie spürte, wie er zitterte. »Du bist alles für mich, Nadja«, flüsterte er. »Und ich werde es nicht zulassen, dass die Elfen dich bekommen.«
    Sie schluchzte auf. »Ich kann dir nicht verzeihen, Papa. Nicht jetzt.«
    »Ich weiß«, sagte er traurig. »Aber ich werde dich nicht um Vergebung bitten, denn ich habe nicht falsch gehandelt. Und ich werde dich weiter schützen, ob es dir recht ist oder nicht.

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