Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig
wenn ihr das wissen wollt. Aber ich bin sehr böse auf ihn, und das wird noch eine Weile andauern.«
»Kapiere ich nicht.«
»Das ist Menschensache. Und ich bin ein Mensch, wie mir gestern deutlich gemacht wurde, obwohl ich Geister sehe, und Elfen, und … ach ja, richtig! … mein Vater ein Elf ist.«
»Nadja …«
»Nein!« Sie hob die Hand. »Belassen wir es dabei. Das Thema kommt erst dann wieder zur Sprache, wenn du bereit bist, mir alles zu sagen. Andernfalls will ich nichts mehr hören, am allerwenigsten Ausflüchte.«
»Er will dich nur schützen, Nadja«, warf Grog sanft ein.
»Das weiß ich, es entschuldigt aber nichts.« Noch ein Brioche mit Butter und Marmelade. »Ich gehe nachher in die Redaktion des venezianischen Kuriers, dort treffe ich einen Kollegen. Er wird mir bei der Suche nach David helfen.«
»Und was sollen wir tun?«, fragte Pirx.
»Warten, bis ich weiß, wo wir David finden. Keinesfalls geht ihr raus. Ich weiß, dass der Getreue hier ist, und ich habe keine Ahnung, wer noch. Venedig ist unberechenbar und gefährlich, und wir brauchen sicher alle Kräfte, um David rauszuhauen.«
»Wenn ich den Kau nochmal sehe, haue ich ihn platt!«, versprach Pirx großspurig. »Und den Spriggans gleich mit!«
»Was soll ich deiner Meinung nach tun?«, fragte Fabio.
»Hast du nichts vor?« Nadja schluckte den letzten Bissen hinunter und spülte mit Kaffee nach.
»Es ist Wochenende. Ich habe erst am Montag einen Termin mit dem Anwalt.«
Nadja öffnete den Mund, doch in diesem Moment stieß Pirx einen spitzen Schrei aus und sprang auf den Tisch.
»Pirx!«, rügte Grog streng. »Was soll …« Er verstummte allerdings, als er den Grund für Pirx’ Schrecken sah. »Bei allen Wassergeistern!«, stieß er erschrocken hervor und saß gleich darauf neben dem zitternden Igel, zwischen den annähernd leer gegessenen Platten und Tellern.
Leise maunzend stolzierte der schwarze Kater herein und sah sich selbstbewusst um.
Nadja lachte. »Was ist denn mit euch los? Das ist doch nur ein Kater!«
»Tu ihn weg! Tu ihn weg!«, kreischte Pirx und kletterte panisch auf Grogs Kopf, als der Kater die Vorderpfoten auf einen Stuhl stellte, sich streckte und neugierig zu den Kobolden blickte.
»Wo kommt der denn her?«, fragte Fabio verwundert.
»Er saß gestern Nacht vor der Tür«, erklärte Nadja, »und ich konnte nicht widerstehen. Es war ziemlich kalt. Grog, haben wir irgendwas zu fressen für ihn im Haus?«
»G-g-gewiss nicht«, stotterte der alte Kobold und wich ans andere Ende des Tisches zurück, mit der schwankenden Last auf dem Kopf. »Pirx, geh runter, du bist mir zu schwer!«
»Im Leben nicht! Erst verschwindet die Bestie!«
Der Kater stiefelte zu Fabio und schnüffelte an seinem Hosenbein, bevor er sich an ihm rieb.
»Bitte, Nadja, wirf ihn raus!«, wimmerte Pirx. Er war völlig außer sich vor Angst. »Ich will noch nicht sterben!«
Nadja amüsierte sich über ihn. »Es ist doch gut, wenn er da ist. Bei uns gibt es den Aberglauben, dass eine Katze das Haus verlässt, wenn jemand stirbt.«
»Ja, dann geht sie zu uns und bringt den Tod!«, piepste der Pixie.
Nadja blickte ihren Vater verwundert an, der langsam nickte. Seine rechte Hand kraulte den schnurrenden Kater zwischen den Ohren.
»Das wusste ich nicht.«
Alle fuhren zusammen, als in dieser Sekunde Nadjas Handy losging. Sie blickte alarmiert auf die Anzeige. »Robert! Das kann nichts Gutes bedeuten, so früh steht er nie auf.« Sie stellte auf laut. »Robert, ist was pass…«
»Nadja!«, unterbrach er sie hektisch. »Ist Rian bei euch?«
»Ja, sicher«, antwortete Nadja verwundert.
»Mein Handgelenk brennt fürchterlich. Das Cairdeas ist glühendheiß und rot. Du musst sofort nach ihr sehen!«
Stühle flogen scheppernd nach hinten, als Fabio und Nadja gleichzeitig aufsprangen und zur Treppe rannten, gefolgt von Pirx und Grog. Der Kater, zutiefst erschrocken, raste mit gesträubtem Schwanz und angelegten Ohren in eine dunkle Ecke. »Ich ruf dich gleich zurück, Robert«, keuchte Nadja ins Telefon und legte auf.
Ohne anzuklopfen, stürmten die vier in Rians dunkles Zimmer. Fabio öffnete die Läden.
Totenbleich und reglos lag Rian auf dem Bett, die Augen geschlossen. Nadja setzte sich an die Kante und ergriff ihre Hand. Sie war entsetzlich kalt. »Rian«, flüsterte Nadja entsetzt. »Rian, wach auf! Wir sind‘s, wir sind alle da! Komm zu dir!«
Pirx kletterte ins Bett und kroch vorsichtig auf die Elfenprinzessin zu. »Grog, sie
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