Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig
braucht einen
laídire
, schnell!«
»Ich habe getrocknete Mistelblätter dabei. Ich brühe sie gleich auf!« Der alte Kobold lief erstaunlich schnell nach unten.
»Und ich werfe den verdammten Kater raus!«, sagte Pirx schrill und sauste hinterher.
Fabio ließ Wasser in die Wanne laufen. »Wir müssen sie schnell aufwärmen und ihren Kreislauf in Schwung bringen.« Behutsam hob er Rian auf die Arme und legte sie in der Wanne ab. Gemeinsam rieben sie Hände und Beine, um den Blutfluss zu beschleunigen.
»Wie ernst ist es, Papa?«, wisperte Nadja.
»Schwer zu sagen«, sagte er brummend. »Rian ist selbst für die Elfen etwas Besonderes.«
Grog kam mit einem dampfenden Becher und Nadja träufelte Rian vorsichtig die scharf riechende Flüssigkeit ein. Erleichtert seufzte sie, als die Elfe plötzlich zu schlucken begann.
»Das schwarze Mistvieh ist schon abgehauen«, verkündete Pirx, als er zurückkehrte.
»Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?«, wollte Nadja wissen.
Rian beantwortete die Frage selbst, indem sie die Augen aufschlug und schwach, mit leicht verwundertem Gesichtsausdruck blinzelte. »Hey …«
»He, du«, sagte Nadja und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Wehe, du jagst uns nochmal so einen Schrecken ein.«
»Es tut mir so leid, Nadja … ich habe mich scheußlich benommen … aber ich war nicht mehr ich selbst und …«
»Mir tut es auch leid, Rian, und ich war durchaus ich selbst. Das ist doch unwichtig. Du musst wieder auf die Beine kommen.«
Rian presste die Lider fest zusammen, Tränen quollen darunter hervor. »Ich kann nicht«, hauchte sie. »Es ist David. Er stirbt …«
Betroffenes Schweigen breitete sich aus. Nadja vergaß zu atmen und alles verkrampfte sich in ihr.
»Pirx, Grog«, sagte Fabio, der sich als Erster fasste. »Holt ein paar Decken und Kissen und richtet für Rian unten im Wohnzimmer auf der Couch ein Bett her. Dort können wir sie besser versorgen. Nadja, hilf mir, sie aus der Wanne zu heben und abzutrocknen.«
Rian ließ alles kraftlos mit sich geschehen. Sie lag wie ein Kind in Fabios Armen, als er sie langsam die Treppe hinuntertrug und auf die Couch bettete.
Nadja erstarrte, als sie sah, wie Rians Körper plötzlich leicht verschwamm, sich anderswohin zu verschieben schien, bevor er wieder normal dalag. Betroffen sah sie ihren Vater an. »Habe ich …«
Er nickte. »Du hast richtig gesehen. Sie schwindet dahin. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Was sollen wir jetzt tun?« Nadjas Augen wurden feucht. Sie ließ es zu, dass Fabio sie in seine Arme zog.
»Du triffst dich wie geplant mit deinem Kollegen und nimmst die Suche auf. Wir bleiben hier und werden versuchen, aus einer Ley-Linie Kraft zu ziehen und auf Rian zu übertragen. Wir werden auch unsere Kraft übertragen. Das wird sie stärken, und dadurch ebenso David. So gewinnen wir mehr Zeit. Mach dir keine Gedanken, wir schaffen das.«
»Also gut. Aber bleib übers Handy in Verbindung.« Sie sah zu ihm auf. »Eine Frage musst du mir beantworten, bevor ich gehe.«
»Ja, cara.«
»Wie konntest du damals, als du noch ein Elf warst, so viel für meine Mutter empfinden? Elfen können doch nicht lieben, weil sie keine Seele haben.«
Er lächelte. »Das stimmt. Normalerweise können Elfen nicht lieben. Aber unmöglich ist es ihnen nicht.«
Auf einmal empfand Nadja Hoffnung. Genau das war es, was die Zwillinge brauchten, mindestens so sehr wie Lebenskraft. Vielleicht erkannte es auch David und gab dadurch nicht auf. »Ich glaube nicht, dass der Kater den Tod bringen wollte«, sagte sie leise. »Er wollte uns warnen.«
»Das denke ich auch. Geh jetzt.«
Nadja beugte sich über Rian und streichelte ihre Hand. »Hör mal, du solltest wirklich bald aufstehen«, flüsterte sie ihr zu. »Wozu nimmst du fünf Koffer voll schicker Klamotten mit, wenn du dann nichts davon trägst?«
Rian öffnete die Augen und blickte zu ihr auf. Sie versuchte etwas zu sagen, war aber zu schwach.
Pirx kam herein, die Tüte von gestern im Schlepptau. Auf der Jagd nach dem Kater musste sie ihm aufgefallen sein. »Was ist da eigentlich drin?«
»Eine Elfenmaske, du neugieriger Stachelkopf.«
Fabio horchte auf. »Was sagst du da?«
»Lasst besser die Finger davon«, warnte Nadja. »Sie ist nur für mich bestimmt. Abgesehen davon könnte sie den Getreuen hierher locken. Ich habe gestern einen Blick in ein dunkles Land geworfen und die schrecklichen Augen aus dem Spiegel von Paris wiedergesehen. Ich glaube, es
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