Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
wasserfestes Wundpflaster auf die geschundene Hand. Stellenweise löste sich die Haut in Fetzen, wie von einem schweren Sonnenbrand. Einige Narben würden zurückbleiben.
Erst nach einer Weile im heißen Wasser hörte Robert auf zu zittern. Anne hatte sich derweil ebenfalls aus den triefenden Klamotten geschält und sich trocken gerieben, sie schien bereits nicht mehr zu frieren. Im Bademantel kauerte sie sich an den Wannenrand und betrachtete Robert.
Er tauchte plötzlich unter, kam gleich wieder nach oben und schüttelte den Kopf, dass die Tropfen durchs ganze Bad spritzten. Dann richtete er den nunmehr klaren Blick auf Anne. »Du hast gewusst, wovon ich rede«, sagte er langsam.
»Du hast mir erzählt ...«
»Ich habe Rian nie erwähnt, geschweige denn Annuyn. Und das Cairdeas erst recht nicht. Kein Mensch bemerkt es, doch du hast sofort gewusst, was es ist.«
In ihren Augen glühte kurz ein wütendes Licht auf, das sofort wieder erlosch. »Du bist überreizt.«
»Sag mir jetzt endlich die Wahrheit, Anne«, flüsterte er. »Ich habe also doch nicht geträumt oder eine verschobene Sicht gehabt, als ich dich neulich im Mondlicht sah. Von Anfang an hat Nadja den richtigen Riecher gehabt, aber ich war zu verliebt und zu verzweifelt; ich wollte endlich wieder ein normales Leben haben und dafür alles in Kauf nehmen. Aber das war dumm. Was bist du? Sag mir alles.
Jetzt!
Oder mindestens einer von uns verlässt dieses Bad nicht mehr lebend.«
Es war ihm bitterernst. Rians Tod hatte ihm die Sicht geklärt, ihn endgültig aus Annes Bann gerissen. Ein Teil von ihm wollte immer noch Rians Tod beweinen, während der andere Teil dankbar war um die Ablenkung. Auch wenn sie einen Scheideweg bedeutete. Ein Weg führte ins neue Leben, der andere in den Abgrund. Welcher von beiden der gute oder der schlechte Weg war, würde sich noch erweisen.
»Es spielt ohnehin keine Rolle mehr, nun, da die Prinzessin tot ist«, sagte Anne tonlos. »Die Königin wird außer sich sein.«
»Bandorchu.«
»Natürlich, was dachtest du?« Anne seufzte und ordnete mit den Fingern ihr trocknendes Haar. »Eine bizarre Situation, findest du nicht? Du liegst so völlig verletzlich, ja hilflos vor mir und drohst mir mit dem Tod. Aber du brauchst keine Sorge zu haben, ich werde nicht gleich etwas gegen dich unternehmen, denn das Beste ist, sich vorerst ganz still zu verhalten. Nach dem Verlust der Unsterblichkeit ist dies die schlimmste vorstellbare Katastrophe. Ich möchte jetzt nicht im Schattenland sein.«
»Woher ... sollte sie es wissen?«
»Diejenigen, die königlichen Geblüts sind, spüren den Tod eines Edlen. Auch Fanmór wird es bereits wissen, noch dazu, da er ihr Vater war.«
»Dienst du Bandorchu?«, fragte er ruhig.
»Nein. Ich habe einen Auftrag von ihr angenommen.« Anne nahm eine bequemere Haltung ein und holte tief Luft.
»Ich bin Lan-an-Schie«, offenbarte sie ihm. »Vor Tausenden von Jahren wurde ich hier auf der Isle of Man geboren, als die beiden Welten noch vereint waren. Lange Zeit wurde ich als Herrin der Nacht verehrt, und ich schenkte Begabten Inspiration. Ich bin eine Muse, Robert. Was Earrach betrifft, bin ich sogar
die
Muse. Die Griechinnen stammen von mir ab. Ich war die Erste.«
Robert legte den Kopf zurück und schloss die Augen. War es eine Träne oder ein Wassertropfen, was aus seinem Augenwinkel rann? »Deshalb also ...«, wisperte er. »Darum entsteht der Roman ...«
»Du hast es doch längst geahnt, Robert, wenn nicht sogar gewusst, es nur nicht wahrhaben wollen. Sagtest du nicht zu Pat, ich wäre so etwas wie eine Muse für dich?«
»Woher ...«
»Er sagte es mir, bevor ich ihn aussaugte. Dachtest du, ich könnte zulassen, dass er dich gegen mich aufhetzt?«
Er ließ die Augen geschlossen, sein Gesicht nahm einen Ausdruck des Grauens an. Sein Kehlkopf bewegte sich heftig, als müsse Robert sich jeden Moment übergeben. Doch er bewahrte seine Fassung, noch. »Und die anderen zwei? Nat und Sandy?«
»Sie mussten auch weg, weil sie ständig mit Pat zusammensteckten und mich schon einmal in Misskredit gebracht haben. Brauchbare Seelen, die ich Bandorchu als Trost gab, weil sie wegen dir ungeduldig war. Diese Dinge brauchen nun einmal Zeit, und die habe ich mir durch die drei Idioten wieder verschafft.« Anne sprach ruhig und sachlich, völlig ohne Emotionen.
Roberts gesunde Hand fuhr hoch zu seinem Kopf. Sein Gesicht verzerrte sich. »Großer Gott, du hast sie umgebracht ... du hast mich die ganze Zeit
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