Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
war zu spät. Der Schotte hatte bereits den Arm gehoben, und das Messer flog durch die Luft. Der Getreue trat in seine Bahn und lenkte es mit einem hastigen, ungezielten Schlag ab, doch auch er konnte es nicht mehr aufhalten.
Pfeilschnell und mit einem nahezu unheimlichen Sirren flog das Messer in die neue Richtung weiter, die blitzende Spitze voran.
Und wieder geschah alles gleichzeitig. Der Getreue schlug Darby nieder, der ächzend zu Boden ging. Pirx stieß sich ab, um das Messer von der Seite wegzuschlagen. Grog warf sich dem Kau und dem Spriggans in den Weg.
Nadja, die am weitesten entfernt stand, stieß einen Schrei aus.
Mit schreckgeweiteten Augen starrte David auf das Messer und öffnete den Mund; er holte mit dem Arm aus, doch es war alles zu spät, zu langsam.
Rian, die immer noch neben ihm stand, gab einen keuchenden Laut von sich, als das Messer sich bis zum Heft in ihre Brust bohrte. Sie taumelte leicht, neigte den Kopf und starrte mit fassungsloser Miene auf die tödliche Waffe in ihrem Körper, versuchte danach zu greifen, fasste aber daneben. Rund um die Klinge breitete sich rasch ein feuchter roter Kreis aus. Ihre Lippen formten lautlos ein Wort, dann sank sie zu Boden.
Ihr Blick war bereits gebrochen, noch bevor ihr Rücken auf das Holz traf.
Schreiend fuhr Robert hoch und hielt sich das rechte Handgelenk.
»Was ist los?« Anne rannte herein, versuchte ihn zu halten, doch Robert war völlig außer sich. Sein Stuhl flog nach hinten, als er aufsprang und brüllend vor Schmerz aus dem Raum rannte. Wie von Sinnen riss er die Haustür auf und stürzte nach draußen, wo er das brennende Handgelenk in einer halb gefrorenen Pfütze abzukühlen versuchte.
»Rian!«, schrie er. Er tauchte die Hand tief ins Wasser, das zu kochen begann, und hob den Kopf zum dunklen Abendhimmel, suchte dort eine Antwort. Eisig prasselte der Regen auf ihn nieder, doch Robert spürte ihn nicht. Wasser verdampfte, und er hatte das Gefühl, als stehe seine Hand in Flammen. Er schluchzte fassungslos. »
Rian!
«
Anne kam und kniete neben ihm nieder, mit tropfnassen Haaren und ohne wärmenden Mantel. Auch sie kümmerte sich nicht darum. Sie packte Roberts verwundete Hand und hielt sie hoch, er schrie vor Schmerz. »Ein Cairdeas«, stieß sie hervor. »Verdammt! Ich kann es nicht abnehmen, Robert.«
»Rian gab es mir«, wimmerte Robert. »Im Oktober in Paris. Und jetzt ist sie ... sie ...« Ein Weinkrampf schüttelte ihn. Das Cairdeas war ein Stück von Rian gewesen, ein Stück Leben, mit dem er seit Monaten eng verbunden gewesen war. Wie eng, hatte er nie geahnt.
Heftig packte Anne ihn an den Schultern. »Was ist mit ihr?«, rief sie. »Red schon!«
»Sie ist tot!«, brach es aus ihm hervor. »Ich kann es genau fühlen. Sie ist tot ...«
Sie ließ von ihm ab, und Robert sank vornüber, hielt sich die gepeinigte Hand und weinte hemmungslos. »Es lässt nach, Anne, was in dem Cairdeas war ... sie vergeht ...«
»Ein Mensch sollte den Tod einer Elfe nicht so miterleben«, sagte sie gepresst. »Das ist ... pervers. Zu intim, um es mit euch zu teilen. Ich kann nicht fassen, dass sie das mit dir einging.«
»Sie gab es mir ...«, wiederholte er. »Ich bin ihr Anker in dieser Welt ...«
»Aber sie geht doch nach Annuyn?«, fragte Anne. »Robert, reiß dich zusammen, du bist der Einzige, der das weiß! Geht sie nach Annuyn?«
Er wischte sich mit der gesunden Hand über die Augen und nickte schließlich langsam. »Ja ... ich denke. Ich kann ihren Schatten fühlen. Sie löst sich nicht endgültig auf ...« Traurig starrte er auf sein Handgelenk. »Andernfalls müsste es sich doch auch auflösen, oder?« Erneut überwältigte ihn der Schmerz, und er verfiel in den nächsten Weinkrampf. Es war deutlich, dass er unter tiefem Schock stand.
Anne legte ihre Arme um ihn und drückte seinen Kopf an ihre Schulter, wiegte ihn wie ein Kind. Längst waren sie beide völlig durchnässt und zitterten vor Kälte, doch Robert konnte nicht anders, es musste aus ihm heraus. Als ob sein ganzes vorheriges Leben aus ihm gespült wurde, als ob die Verbindung zur Welt risse, genauso wie das Band zu Rian, die nun tot war. Und er war nicht da gewesen, als es geschah.
Schließlich schaffte Anne es, ihn hochzuziehen. Sie führte ihn ins Haus zurück, schleppte ihn ins kleine Bad und zog ihn aus. Robert ließ alles willenlos mit sich geschehen, immer noch wie ein Kind. Während heißes Wasser in die Wanne lief, rubbelte Anne ihn ab und sprühte ein
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