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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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entgegenrasten. Pagonnis Finger schienen ein Eigenleben zu entwickeln. Sie bewegten sich so rasch, dass es mir nicht mehr gelang, ihnen zu folgen. Der alte Mann selbst saß stoisch auf seinem Hocker und blickte ins Leere, als ginge es ihn gar nichts an, was seine Hände taten.
    Nun, das stimmte nicht ganz: Pagonni sah
mich
an. Er fixierte mich mit Blicken aus blutunterlaufenen Augen, also wollte er mir etwas sagen. Ich versuchte, mich abzuwenden, wollte mich ganz diesem ganz besonderen Klangerlebnis hingeben, doch es gelang mir nicht. Er hatte mich eingefangen mit seiner Musikmagie, hatte mich zum Sklaven seines virtuosen Spiels gemacht.
    Was wollte der Alte von mir? Wollte er mich warnen? Und wenn ja – wovor?
    Das »Liebeswerben« endete mit einem lang gezogenen Ton, der schrill und diskant klang. Nur Pagonni konnte es sich erlauben, ans Ende eines Stückes einen derartigen Misston zu setzen. Es war zu seinem Wahrzeichen geworden. Voller Stolz zeigte er damit, wie weit er über den Dingen stand und wie wenig er auf den Beifall seiner Zuhörer gab.
    Natürlich brandete dieser trotzdem auf. Hochrufe erklangen und priesen das Talent des Musikers. In der breiten Schüssel vor seinen Beinen landeten wertvolle Preziosen. Kleine, magisch geladene Gegenstände. Flakons, die mit allen möglichen Getränken gefüllt waren. Und, unter dem allgemeinen Gelächter der Zuseher, zwei Bindehöschen edler Damen. Eines davon, so registrierte ich verärgert, stammte von Crosspartit.
    Es folgten Ansprachen, dann wurde gegessen und getrunken. Angeheiterte, mutig gewordene Jünglinge forderten ältere Elfen zum Zweikampf mit dem Peitschkornett heraus. Allesamt wurden sie vernichtend von den Erfahreneren geschlagen und auf Tragen hinab in die Freigärten der Heiler geschafft. Weiteren Ansprachen, nun bereits gelallt und gestottert, folgte ein weiteres Gelage. Ich stritt mit Crosspartit und vergab ihr schließlich großzügig, als sie alle heiligen Eide schwor, unter keinen Umständen unter die Decke des alten Pagonni zu schlüpfen. Kurze Zeit später fand ich sie genau dort, laut kichernd und völlig enthemmt, während der Alte eindrucksvoll seine ganz besonderen Fingerfertigkeiten bewies und zeigte, wie man die richtigen Knöpfe zur richtigen Zeit drückte.
    Irgendwann ebbte das Geschehen ab. Nur noch ein paar müde und völlig betrunkene Elfen saßen an den Tischen und führten Selbstgespräche. Jukho und Cybraim, die Halter der Spurbären, schaukelten lustig in einem der kristallinen Kerzenlüster und vertieften ihre Freundschaft. König Golpash, der meine Treue zum Reich Escur das ganze Fest über bei unzähligen Trinksprüchen lobend erwähnt und mich ehrenhalber »zum Sohn seiner Ehre« ernannt hatte, schlief auf dem hölzernen Tisch, den Bart in eine Weinlache getunkt, und schnarchte laut.
    »Wie stehst du eigentlich zu deiner Mutter?«, fragte ich Laetico, der den Abend über ungewöhnlich ruhig geblieben war.
    »Ich achte sie«, sagte der Freund und tat nachdenklich einen Zug aus seinem Zinnbecher. »Sie ist eine undurchschaubare Frau.« Er lächelte. »Außerdem ist sie meine Stiefmutter. Sie war Hofdame von Finhaig, meiner eigentlichen Mutter, die im Kindbett starb. Als ihre Amme zog sie mich auf.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte ich, plötzlich betroffen von der Traurigkeit, die ich niemals zuvor an meinem Freund bemerkt hatte.
    »Es wird in der Familie und am Hof auch nur ganz selten darüber gesprochen. Die Berater meines Vaters sagen, dass man über ein Unglück so wenig wie möglich reden sollte, um den Geist des Kummers nicht noch mehr zu stärken.« Er wandte sich ab. Ich bemerkte, dass eine Hand zum Gesicht ging. Er wischte sich über die Augen. »Wenn du mich entschuldigst; ich bin müde geworden.« Laetico nickte mir zu und verschwand mit leisem Schritt zwischen den Steinsäulen, die den Hauptzugang zu den oberen Korallenarmen von Schloss Tiollo markierten.
    Wenige Augenblicke nachdem er mich verlassen hatte, trat eine hutzelige Alte aus den Schatten der Säulen. Sie winkte mir ungeduldig zu.
    Dondra, die Zofe der Königin. War es etwa schon so spät geworden?
    Sie hielt ein magisch leuchtendes Licht vor sich her und führte mich durch dunkle Gänge, in einen Bereich Tiollos, den ich niemals zuvor betreten hatte. Der Morgenwind pfiff über und durch die breiten Korallenarme und erzeugte jene Töne, die für mich längst zum Alltag gehörten.
    »Hier wohnt also die Königin?«, fragte ich leise und deutete den Gang

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