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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Sicherheit. Doch nach wie vor hallte Bellonas Schwur in meinen Ohren nach: Sie trachtete mir nach dem Leben.
    Gerüchten zufolge hatten vier Annuna die Kriegswirren der letzten Jahrhunderte überlebt: der sogenannte Gottvater selbst, Jupiter; ein völlig überkandideltes Wesen, das in seinem Wahnsinn Kämpfe der Römer untereinander forciert und derart den endgültigen Untergang des Reiches heraufbeschworen hatte. Man sagte, dass er nun auf byzantinischem Boden einen Neuaufbau seiner Macht forcierte. Der Kriegsgott Mars trieb sich angeblich unter neuem Namen auf den Britischen Inseln herum und hetzte die einzelnen Völkergruppen gegeneinander auf. Quirinus und Bellona lebten voraussichtlich noch; doch ihr Aufenthaltsort war derzeit unbekannt. Ich befürchtete, dass sie sich in aller Ruhe auf einen weiteren Angriff vorbereiteten, um diese leidgeplagte Welt in Konflikte zu stürzen und sich an dem so entstehenden Schmerz zu laben. Zwar hatten sie in der Hackordnung der Annuna weit unten gestanden, es aber geschickt verstanden, nach dem Zusammenbruch Roms einer Verfolgung zu entgehen.
    Andere sogenannte Göttergestalten wie Juno, Pluto und Vulcanus waren in einem Anfall von Wahnsinn übereinander hergefallen und hatten im Laufe der Schlacht große Teile des römischen Pantheons dem Erdboden gleichgemacht, bevor sie entkräftet gestorben waren ...
    Gaius Albus hatte lange und andächtig geschwiegen. Nun wandte er sich an mich: »Darf ich dich und deinen Begleiter ins
triclinium
bitten? Ich habe dem Gesinde aufgetragen, im Gästezimmer ein paar Kleinigkeiten zu unserer Erfrischung bereitzustellen.«
    »Du bist zu großzügig.« Ich deutete eine leichte Verbeugung an. »Es ist uns eine Ehre, an deiner Seite speisen zu dürfen.«
    Wir betraten den Raum, durch dessen Fenster wir einen famosen Blick hinab auf die Lagune hatten. Die Sonne stand bereits tief. Sklaven schafften Liegestätten für uns heran. Ein junges Mädchen sorgte dafür, dass die Öllampen entzündet und die Fensterabdeckungen vorbereitet wurden, um das Ungeziefer vom Triclinium fernzuhalten.
    Gaius Albus ließ sich schwer auf seine Liege fallen. Er unterdrückte ein Ächzen. Seine Hände zitterten stark, während er sie in einem mit Rosenwasser gefüllten Bronzegefäß reinigte. Barchoil und ich setzten uns links und rechts an seine Seite und folgten dem Reinigungsritual.
    »Greift zu, meine Freunde«, sagte der Römer und deutete auf einen Korb voll Früchten. Der Duft von geräuchertem Fisch erfüllte die Luft. In der Küche wurde emsig gewerkelt, wahrscheinlich unter der Aufsicht einer der Töchter des Gaius Albus. Die Gerüche weckten meinen Appetit und erinnerten mich an lange Vermisstes. Den Frauen in unserem bescheidenen Lager blieb nur wenig Zeit und Muße, mit Liebe zu kochen. Auch sie mussten meist bei den schweren Arbeiten in der Lagune mithelfen. Die Mägen wurden gefüllt, aber nicht verwöhnt.
    »Eure Anwesenheit erweckt meine Neugierde«, sagte Gaius Albus laut schmatzend. »Einer deiner Boten sagte mir, dass du gedenkst, eine kleine Siedlung aus dem Boden zu stampfen. Beziehungsweise aus dem Wasser.«
    »So ist es, Römer.« Ich prostete ihm mit meiner Weinschale zu. »Ich gedenke, einen Hort des Friedens zu errichten. Menschen aller Art, ungeachtet ihres religiösen Bekenntnisses, ihres Standes und ihrer Hautfarbe, sollen in Frieden zusammenleben ...«
    »Nur Menschen?«, fragte der Alte wie beiläufig und ohne jenen an Angst grenzenden Respekt zu zeigen, dem ich in dieser Ära des Aberglaubens schon so oft begegnet war.
    »Verzeih mir«, sagte ich lächelnd, »ich meinte natürlich
Wesen
aller Art. Viele Menschen erschrecken heutzutage, wenn sie Wesen wie mir begegnen.« Ich schob mein langes Haar zurück, sodass er meine spitzen Ohren sehen konnte.
    »Ein Elf. Wie ich es mir dachte.« Gaius Albus richtete sich ein wenig auf und klatschte laut in die Hände. Zwei kräftig gebaute Sklaven begannen damit, das Essen zu servieren. Kalte Wurzelsuppe, geräucherten Fisch, garniert mit Bodenknollen aller Art und mit Knoblauch eingerieben. Dazu Brotfladen und kleine, mehlige Häppchen, die aus pürierten Eingeweiden gerollt worden waren. In einem großen Topf mit Milchsuppe schwammen Dörrfrüchte. Minzblätter, die in heißem Wasser trieben, ergaben einen gut riechenden Sud, der uns als zusätzliches Getränk neben dem süffigen Wein kredenzt wurde.
    »Du scheinst nicht überrascht zu sein.«
    »Ich wäre überrascht gewesen, wenn
Menschen
mit

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