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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Untersuchungen werden noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen«, sagte Barchoil schmatzend, »aber ich denke, dass wir nahe der größten Insel beginnen sollten. Das Wasser ist nicht allzu tief, unter dem Sand und Schlamm befindet sich fester Lehm. Wenn wir die Stämme dicht an dicht stellen und die Zwischenräume ausreichend gut abdichten, sollte es uns gelingen, die Bauten stabil zu halten.«
    Es war eine der längsten Reden, die ich jemals von Barchoil gehört hatte. Er wirkte über sich selbst erstaunt und verschluckte sich beinahe am Fleischstück, das er soeben im Mund zerkaute.
    »Ich möchte die Vermessungen fertigstellen«, sagte ich, »und wenn es noch so lange dauert. Wir dürfen uns nicht auf einen Ort allein konzentrieren. Der Inselwirrwarr in der Lagune ist sowohl unser größter Vorteil als auch unser größter Nachteil. Wenn uns Marodeure angreifen, können wir uns bestens verteidigen, sobald wir uns in die geplanten Pfahlbauten zurückziehen. Wenn sie es aber einmal geschafft haben, an Land zu gehen, sitzen wir wie Mäuse in der Falle. Ich wünsche, dass Rückzugsmöglichkeiten offenbleiben. Weitere Inseln, auf denen wir uns verbarrikadieren können. Solche, die ebenso gut zu verteidigen sind.«
    Barchoil beendete sein Mahl mit einem mächtigen Rülpser. Die Menschen an der Tafel grinsten ihm anerkennend zu. Er hatte sich auf ihre Art für das köstliche Mahl bedankt.
    »Wie lange noch?«, fragte er. »Wie lange, bis wir die Vorarbeiten abgeschlossen haben?«
    »Zwei Jahre«, gab ich zögernd zur Antwort. »Bis dahin müssen wir die richtigen Bauplätze ausgesucht, alle Kraftlinien gefunden und das Baumaterial herangeschafft haben.«
    »Zwei Jahre.« Barchoil seufzte laut. »In der Anderswelt ist eine derartige Zeitspanne wie ein Wimpernschlag. Hier kommt sie mir wie eine Ewigkeit vor.«
    »Irgendwann werden wir uns einander auch im Zeitgefühl annähern«, entgegnete ich. »Vertrau mir.«
    Das Römische Reich lag in Trümmern. Barbarenhorden drängten aus dem Osten kommend immer weiter vor. Sie zerstörten, was die Römer an Schönem erbaut hatten. Byzanz versuchte, eine gewisse Ordnung aufrechtzuerhalten. Es war abzusehen, dass das Oströmische Reich irgendwann einmal seine Grenzlinien enger um seine Hauptstadt ziehen würde. Es fiel den byzantinischen Kaisern zusehends schwerer, die Ordnung im eigenen Herrschaftsgebiet aufrechtzuerhalten.
    Ich plante, einen Pakt mit Byzanz einzugehen und die entstehende Stadt als westlichsten Verbündeten zu etablieren. Mit ein wenig Glück würden die Oströmer so lange durchhalten, bis wir auf eigenen Beinen stehen konnten. Ich hatte auch schon einige Pläne, wie dies geschehen sollte: Die Lagune war fischreich, sie würde uns und große Teile der umliegenden Dörfer mit Nahrung versorgen. In zweiter Linie gedachte ich, einen ganz besonderen – und natürlichen – Rohstoff abzubauen: Salz. Das weiße Gold war in hoher Konzentration in der Lagune vorhanden. Meine Idee war es, Salzarbeiter vom afrikanischen Kontinent dorthin zu bringen und ihre Fähigkeit zu nutzen ...
    Ich erhob mich von der Tafel, grüßte die Essenden und ging davon. Eine kaum stillbare Unruhe packte auch mich. Die Dinge konnten gar nicht rasch genug geschehen. Ich war voll Tatendrang, voll von Planungen und Absichten.
    Langsam schlenderte ich den sanft abfallenden Sandstrand entlang. Meine Füße sanken zentimetertief ein, und das Wasser schäumte über sie hinweg. Algen und fauliges Holz wurden angeschwemmt. Das sanfte Rauschen wirkte beruhigend auf Körper und Seele.
    Ich blieb stehen und blickte aufs offene Meer hinaus. Der Ozean verlor an dieser Stelle all seine Kraft. Die Lagune hinter mir war vor Wetterkatastrophen weitgehend geschützt. Ich hätte keinen besseren Platz für meine Pläne finden können, zumal die energetischen Kraftlinien von einer ganz besonderen Qualität waren. Alle Wesen der Anderswelt fühlten sich wohl, und trotz der Quengeleien über die langsamen Fortschritte beim Aufbau der Stadt genossen sie das hiesige Leben.
    Ich kletterte auf die Böschung und erreichte nach einem Fußmarsch von wenigen Minuten den höchsten Punkt der Landzunge. Dort gab es kaum noch Stechmücken, und ein wolkenloser Sonnenuntergang erlaubte mir freien Ausblick nach allen Seiten. Nördlich von meinem Standort zeigten sich mehrere kleine weiße Kleckse: die
villa urbana
, der Wohnsitz, und die
villa rusticana
, das dazugehörige Wirtschaftsgebäude römischer Provenienz. Sie stellten die

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