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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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einer derartigen Sorgfalt Vermessungen im Lagunenbereich vorgenommen hätten.«
    Ich nickte unserem Gastgeber zu. Er war ein aufgeklärter Mann auf einem Kontinent, in dem der Wahnsinn überhandzunehmen schien. Für Lichtgestalten wie ihn bemühte ich mich, diese noch namenlose Stadt zu errichten. Binnen einer Hundertjahresfrist sollte sie zum Beispiel dafür werden, was alles möglich war, wenn Elf und Mensch gemeinsam anpackten.
    »Darf ich fragen, wie lange du schon hier lebst?«
    »Fast mein ganzes Leben lang.« Gaius Albus lächelte mir zu. »Und ich werde diesen Sommer dreiundachtzig Jahre alt.«
    »Ein gesegnetes Alter, fürwahr.«
    »Und es werden wohl noch ein paar Jahre mehr werden, wenn die Götter es wollen.«
    »Wenn ich eine etwas indiskrete Frage stellen darf: Wie hältst du dich gesund? Ich habe selten zuvor von Menschen gehört, die ein derartiges Alter wie du erreicht haben und noch bei klarem Verstand sind.«
    Gaius Albus lächelte. »Eine strenge Selbstdisziplin hilft. Ein genau geregelter Tagesablauf. Die fürsorgliche Pflege durch meine Töchter Sicilia, Gaia, Tullia und Julia. Ich halte meinen Geist frisch, indem ich die alten Schriften und Bücher wälze. Und ich nehme täglich ein Bad in der Lagune unweit der Villa.«
    »Ich verstehe.« Er musste, ohne es zu wissen, auf eine der energetischen Linien gestoßen sein und sie tagtäglich bei seinen Schwimmausflügen kreuzen. Auch wenn Gaius Albus bereits ein wenig altersschwach wirkte – er hatte die meisten seiner Landsleute um mehr als dreißig Jahre überlebt.
    »Wenn ich dieselbe Indiskretion zeigen darf«, sagte der Alte diplomatisch, »so möchte ich darauf hinweisen, dass eure rege ... Bautätigkeit meine eigene Lebensidylle gefährdet. Ihr werdet nicht mehr lange unbeobachtet bleiben. Irgendwann werden größere Banden umherziehender Banditen ihre Scheu überwinden und die Marschen und Sümpfe der Lagunenlandschaft überschwemmen. Ich mache mir vorerst keine Sorgen darüber, dass ihr einem Ansturm kleiner und mittlerer kampfbereiter Gruppen überstehen werdet; aber was ist mit mir, meinen Töchtern und dem Gesinde?«
    Gaius Albus richtete sich in seiner Liegestätte auf. Er rülpste, wie es die guten Sitten erforderten. »Du hast ein geschultes Auge, und du hast zweifelsohne bemerkt, dass ich nicht mehr in der Lage bin, meinen Grund und Boden ausreichend zu beschützen. Mir sind noch zwanzig Männer geblieben; meist altersschwache und müde ehemalige Soldaten, die kaum mehr in der Lage sind, einen vernünftigen Schwertstreich zu führen. Sei dir dessen bewusst, dass du durch deine Umtriebe unser aller Leben gefährdest, Fiomha.«
    »Du hast recht«, musste ich zugeben. »Ich wollte euch deshalb anbieten, zu uns zu stoßen. Ich habe Pläne bei mir, die dir zeigen sollen, was wir in der Lagune vorhaben und welche Qualität sowie Sicherheit das Leben auf den Inseln bieten wird ...«
    »Du willst, dass ich mein Hab und Gut aufgebe?« Der Alte schüttelte energisch den Kopf. »Niemals! Kann man denn eine alte Eiche verpflanzen oder einem Fluss befehlen, er möge seinen Lauf verändern?« Gaius Albus trat näher und legte mir in einer Geste seltsamer Vertrautheit eine Hand auf die rechte Schulter. »Ich lese in deinem Gesicht, dass du nur das Beste willst. Dein Enthusiasmus leuchtet mir entgegen wie bei einem kleinen Kind, und ich bete zu den Göttern, dass dir diese ganz besondere Kraft erhalten bleibt. Aber du musst noch viel lernen. Verlange bitte nicht von einem alten Mann, dass er all das aufgibt, was er zeit seines Lebens gewirkt und geschaffen hat.«
    Er hängte sich bei mir ein und geleitete mich wieder hinaus ins Peristyl. Wir spazierten einen Bogengang entlang. Grillen zirpten die Nacht herbei, Frösche quakten lautstark, und ein Uhu gab aus weiter Ferne seine Kommentare ab. Der Halbmond lugte zwischen zwei knorrigen Zitrusbäumen hervor.
    »Sieh dich um«, sagte Gaius Albus, »und sage mir, was du siehst.«
    »Schönheit«, brach es aus mir hervor, ohne dass ich lange darüber nachdachte. »Idyllische Schönheit. Zeitlose Ruhe. Würde. Das Werk eines Künstlers, der mit sich selbst und der Welt im Reinen ist.«
    »So ist es. Meine Villa Urbana dient keinem Selbstzweck, sondern sie ist Ausdruck meiner Zufriedenheit – und der meiner Untergebenen. Alle meine Diener sind keine Sklaven mehr. Vor mehr als zwei Jahrzehnten schenkte ich ihnen die Freiheit – und die meisten sind bei mir geblieben. Sie sorgen dafür, dass es uns im Rahmen

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