Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
hatten verloren! Rian sah es ein, und sie spürte, dass auch David es erkannte. Dennoch versuchte er, blind gegen die Eisspitzen zu schlagen. Plötzlich wurde es ruhig – der Wind blieb aus, und keine Geschosse prasselten mehr herunter. Lediglich die Spitzen am Boden wuchsen weiterhin. Rian hob den Kopf, den sie gegen Wind und Schnee gesenkt gehalten hatte, und stand langsam auf.
Die verbannte Unterlandtrollin war vor die Eistrolle getreten. Sie trug noch immer Anorak und Hose, doch ihre Augen waren wieder von demselben Schwefelgelb wie die ihrer Schwester. Ihr Gesicht war hager und mit ungesund wirkender grauer Haut überzogen. Eine Hakennase stach daraus hervor. Birte hob die Arme in ihre Richtung.
»Macht es euch doch nicht so schwer, Elfenkinderchen!«, rief sie. »Wir bekommen euch ohnehin, und was wir bisher gemacht haben, war für uns nicht einmal anstrengend. Gebt einfach auf und verschwendet nicht so viel Kraft. Ihr werdet sie noch dringend brauchen.«
David senkte seine Waffe nicht, sondern fuhr fort, alles Eis um sich herum zu zerschlagen. »Was willst du von uns?«, rief er keuchend.
»Nur etwas, wovon ihr reichlich habt. Einen Teil eures Blutes für die Trolle. Eure Magie für mich. Sie haben mir meine Magie genommen, als ich aus dem Unterland ausgestoßen wurde. Ich bin darauf angewiesen, sie mir von anderen zu holen. Ihr habt den Draugr zerstört, der meine letzte Quelle war. Also werdet ihr jetzt seinen Platz einnehmen.«
Rian spürte, wie David erschauerte. Die Drohung musste ihn sehr an seine Gefangenschaft in Venedig erinnern, als seine Kraft abgesogen worden war, um das Leben des Grafen von Tramonto zu verlängern und dessen Jugend zu erhalten.
»Und wenn wir dir eine andere Quelle besorgen?«, fragte sie die Trollin.
Birte schüttelte den Kopf. »Das wäre nicht halb so befriedigend. Ich will nicht nur Ersatz, ich will auch Rache. Es ist nur angemessen, dass ihr für das eintretet, was ihr mir genommen habt.«
»Es muss einen Handel geben!«, rief die Elfe zurück. »Es gibt immer einen Handel.«
»Die einzige andere Möglichkeit für euch ist der Tod. Wollt ihr das Risiko auf euch nehmen, oder möchtet ihr nicht lieber am Leben bleiben und auf eine Befreiung hoffen?«
»Du darfst uns nicht aufhalten«, erwiderte Rian in einem letzten verzweifelten Versuch, die Trollin von ihrem Ziel abzubringen. »Von dem, was wir tun, hängt das Schicksal unserer Welt ab! Wir müssen zum Weltenbaum und Antworten auf bestimmte Fragen finden!«
Birte lachte auf. »Ihr zwei wollt zum Weltenbaum vordringen? Da ist ja mein Plan für euch noch gnädiger. Fast wäre ich versucht, euch ziehen zu lassen, damit ihr euch selbst ins Unglück bringt. Aber nein – ihr gehört mir.«
Sie streckte eine Hand aus, als wolle sie nach ihnen greifen. Doch noch ehe sie die Bewegung zu Ende geführt hatte, stürzte ein Schatten aus der Luft auf sie zu. Einer der schwarzen Vögel setzte sich auf ihren Arm. Hart schlug er mit dem Schnabel nach ihr, sodass Birte vor Schmerz aufschrie. Der Rabe hob wieder ab und stieß ein heiseres Krächzen aus.
»Denkst du nicht«, erklang in diesem Moment eine tiefe Stimme hinter Rian, »dass ich da auch ein Wörtchen mitzureden habe?«
Erschrocken machte Birte einen Schritt zurück. Die Eistrolle duckten sich und erstarrten, doch David fuhr herum, die Waffe noch immer erhoben.
Ein großer, ganz in Schwarz gehüllter Mann stand hinter ihnen. Mit schwarzen Strähnen durchsetztes weißes Haar fiel unter einem schwarzen Hut mit breiter Krempe bis über die Schultern des Fremden, und weiße Stoppeln sprossen auf den wettergegerbten Wangen und dem Kinn. Ein Auge blitzte in hellem Blau unter dem Schatten der Hutkrempe hervor, während das andere von einer schwarzen Augenklappe abgedeckt wurde. Mit einer Hand stützte er sich auf einen langen knorrigen Stock. Eine Aura der Macht strahlte von ihm aus, wie Rian sie bisher nur bei ihrem Vater gespürt hatte.
»Du!«, fauchte die Trollin.
»Ja, ich«, antwortete der Mann mit milder Belustigung. »Verwundert dich meine Anwesenheit, Bjartaki? Immerhin befindest du dich in meinem ureigenen Land.«
»Es ist auch unser Land«, entgegnete die Trollin fast trotzig. Die Eistrolle beäugten den Mann furchtsam und wichen von ihm zurück.
Der Fremde kniff das Auge etwas zusammen. »Ihr lebt hier durch unsere Duldung, nicht mehr. Wir sind noch immer die Herrscher, egal was mit uns geschieht. Und ich bin im Moment geneigt, diese Duldung dir gegenüber
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