Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
spüren. »Birte steht oben auf der Brücke und hat uns mit Eispfeilen angegriffen. Ich konnte ausweichen und einen Schild aufbauen, und sie hat stattdessen das Motorboot getroffen. Aber ich bin sicher, sie hat noch weitere Pläne.«
Ein reißendes Geräusch erklang, und die Köpfe der Zwillinge ruckten hoch. Vom oberen Drittel des Großsegels ausgehend, klaffte ein sich stetig vergrößernder Spalt im Segeltuch. Einer der Eispfeile musste den Stoff durchschlagen haben, noch ehe Davids Schild das Boot schützte, und nun hatte der Stoff unter dem Druck des Windes nachgegeben. Sofort verlor das Boot seine Neigung und wurde langsamer.
Doch es machte keinen Unterschied mehr: Der Bug durchschnitt bereits das Schimmern des Tores, das Rian geöffnet hatte; sie spürte das Prickeln, mit dem der Übergang sich ankündigte. Die Flucht war gelungen.
Im selben Moment sah sie, wie sich Birtes von einem blauen Umhang umflatterte Gestalt gemeinsam mit vieren ihrer Helfer von der Brücke löste. Einen atemlosen Augenblick der Hoffnung lang glaubte Rian, die Trollin sei aus blinder Wut gesprungen und stürze hinter ihnen ins Wasser. Dann erkannte sie, dass die fünf Körper aneinandergeklammert abwärtsschwebten und auf das Boot zuhielten.
Sie wollten mit ihnen durch das Tor gehen!
Ein gleichmäßig schimmernder weißer Himmel erwartete sie auf der anderen Seite, vor dem zwei schwarze Vögel gleichmäßige Kreise zogen. Kein Schnee trübte die Sicht, und der Wind war zu einem schwachen Lüftchen abgeklungen. Die Landschaft hatte sich hingegen kaum verändert, denn die Menschen auf dieser anderen Seite hatten nur wenig in die Natur eingegriffen. Lediglich der Bewuchs des umliegenden Landes mit schneebedeckten Büschen und windgebeugten Bäumen war hier stärker.
Mit dem gerissenen Großsegel konnte das Boot den schwachen Wind kaum mehr nutzen, und es verlor schnell an Fahrt. Schräg über den Zwillingen brachen die Trolle durch das Tor, ehe Rian die Fäden lösen und es schließen konnte. Sie schossen über das Boot hinaus, vielleicht von dessen plötzlicher Geschwindigkeit überrascht. Doch Birte passte ihre Pläne einfach an die neue Lage an. Sie rief etwas, und ein Stück weiter vorne erstarrte das Wasser zu einer Scholle, auf der sie und ihre Helfer landeten.
»Es sind Eistrolle«, erklärte David, während er versuchte, das Boot zur Seite zu steuern. »Ich konnte sie erkennen, als das Motorboot uns nahe kam. Das Weiße sind keine Schneeanzüge; es ist ihr Fell.«
Rian nickte, ohne ihre Gegner aus den Augen zu lassen. Das Boot trieb mit der Strömung, ebenso wie die Scholle, doch mit dem schwachen Zug des Windes im Vorsegel waren sie noch immer ein wenig schneller. Mit etwas Glück und wenn nichts anderes dazwischenkam, konnten sie die treibende Eisfläche überholen.
»Das erklärt manches. Ich frage mich, wie sie diese Einzelgänger für sich gewinnen konnte.«
»Mit einem Handel oder mit derselben Magie, mit der sie mich kontrollieren wollte«, vermutete David. »Aber das ist jetzt unwichtig. Hast du eine Idee, wie wir sie loswerden?«
Rian schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich noch die Kraft dazu hätte, könnte ich hier keinen Wind hervorrufen. Nicht in der Anderswelt. Und ohne Wind nutzt es uns auch nichts, wenn ich das Segel flicke.« Sie suchte unter der Bank nach ihren Sachen und fand eine Tüte mit Süßigkeiten. Gierig riss sie die Packung auf. Pralinen waren genau das Richtige, um ihre Kraftreserven wieder aufzufüllen.
»Dann sollten wir uns zügig etwas anderes ausdenken«, stellte David fest und deutete nach vorne.
Birtes Scholle war auf doppelte Größe angewachsen, schob sich immer mehr in den Weg, den das Boot der Zwillinge nehmen musste, und von da aus auf sie zu. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie darin gefangen waren – selbst wenn sie versuchten, das Ufer zu erreichen.
David richtete sich auf und zog seinen Langdolch. »Es scheint, als müssten wir uns auf einen Kampf vorbereiten.«
Rian nickte und stellte sich neben ihren Bruder. Sie würde nicht viel beisteuern können, nachdem sie sich für die Schaffung des Tores so sehr verausgabt hatte, doch sie würde auch keine Belastung sein.
Einige Augenblicke später ging ein Ruck durch das Boot. Das Eis hatte es erreicht und umfing in Windeseile den ganzen Rumpf. Mit Freudengeheul rannten die Eistrolle auf die Zwillinge zu. Birte folgte ihnen langsamer.
David und Rian sprangen über die Reling auf das Eis. Die Scholle wuchs immer
Weitere Kostenlose Bücher