Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
weiter, doch der Fluss hatte sich inzwischen so sehr verbreitert, dass es lange dauern würde, ehe das Eis ein Ufer erreichte und ihnen so die Flucht ermöglichte. Mit dem Rücken zum Boot sahen die beiden Elfen ihren Angreifern entgegen.
Ein Krächzen erklang über ihnen, und Rian gestattete sich einen kurzen Blick. Einer der schwarzen Vögel, die sie zuvor hatte kreisen sehen, saß auf der Mastspitze und schielte mit geneigtem Kopf zu ihr herunter. Der andere Vogel flog auf Birte und die Schneetrolle zu, zog einen engen Kreis über ihnen und kehrte dann wieder zu seiner vorherigen Flughöhe zurück.
Die Trolle interessierte der Vogel nicht. Noch im Laufen schufen sie spitze Eisgeschosse in ihren Händen, blieben dann einige Meter entfernt stehen und schleuderten sie auf ihre Gegner. Rian duckte sich. Hilflosigkeit erfüllte sie. Sie hatte keine Waffen, und von ihrer magischen Energie war bisher kaum mehr als ein schwacher Funke zurückgekehrt. Sie brauchte Zeit, doch die hatte sie nicht.
David ließ seinen Dolch kreisen und schuf erneut den wirbelnden Schild. Die Eisgeschosse prallten ab, zersplitterten und flogen als gestreute Kristalle an ihnen vorbei.
Dennoch fuhren die Trolle fort, ihre Geschosse zu erschaffen.
David war vollständig darauf konzentriert, den Schild gegen den Geschosshagel aufrechtzuerhalten. Rian hingegen sah sich nach anderen Möglichkeiten um, ihre Gegner abzuhalten und zu fliehen. Nur dadurch bemerkte sie, dass die wirkliche Gefahr nicht von den Geschossen drohte!
Jeder Splitter, der den Boden berührte, entwickelte in rasender Geschwindigkeit dünne Zapfen, die nach oben wuchsen und sich ineinander verflochten. Rian griff über die Reling des Bootes und bekam eines der Notruder, die darunter befestigt waren, zu fassen. Mit einem Aufschrei, der auch David auf die Gefahr aufmerksam machen sollte, schlug sie gegen die Eisfäden. Sie zersprangen unter ihren Schlägen. Doch anstatt die Bedrohung zu verringern, erhöhte sie sie damit, denn die neuen Splitter fassten ebenso Fuß wie die alten und trieben erneut nach oben aus.
Davids Waffe glühte auf, und er schwang sie ebenfalls gegen das Eis, das um sie herum zu einem Gefängnis anzuwachsen drohte. Er zerschlug zwar mehr der dünnen Stränge als Rian mit ihrer Behelfswaffe, doch erreichte er auch nichts anderes.
»Wir müssen in Bewegung bleiben!«, rief er. »Und dicht am Wasser, damit wenigstens auf der Seite das Eis nicht wachsen kann!«
Sie schufen sich eine Bresche und sprangen darüber. David hielt das Klingenschild weiter zwischen ihnen und den Trollen, während sie zur Kante der Scholle rannten. Dort bewegten sie sich entlang des Abbruches weiter. Die Trolle folgten ihnen mit Abstand und hielten den Beschuss aufrecht.
»Irgendwann werden wir Land berühren!«, rief David über das Prasseln der Eissplitter hinweg. »Dann können sie uns nicht mehr halten.«
Rian sah zum Ufer hinüber. Es war noch zu weit, um eine Brücke zu erschaffen, selbst wenn sie ihre kaum vorhandenen Kraftreserven mit Davids würde auffüllen können. Flüchtig nahm sie eine dunkle Gestalt wahr, die am Ufer stand, ehe sie sich wieder darauf konzentrierte, in Bewegung zu bleiben und die Eisstränge vor ihnen zu zerschlagen. Die Trolle begannen bereits, Geschosse vor ihnen im Eis zu versenken. Verzweiflung kroch in Rians Herz. Sie konnten auf Dauer nicht entkommen, denn Eis war das ureigenste Element dieser Trolle. Spielten sie etwa nur mit ihnen? Wahrscheinlich konnten sie ebenso gut die Scholle unter ihren Füßen aufbrechen lassen, um die Elfen im Wasser einzufrieren.
Rian straffte die Schultern. Sollten sie doch spielen – David und sie gaben so schnell nicht auf. Trotzig sah sie zu den Trollen.
In diesem Moment griff Birte die Enden ihres Umhangs, hob sie und rief etwas. Rian ahnte, dass die Geduld der Trollin zu Ende ging. Schnee wirbelte in einer von Birte ausgehenden Bahn auf, und Rian wurde von einer Bö getroffen, die sie beinahe von den Beinen fegte. Sie taumelte, verlor das Paddel und ließ sich auf alle viere fallen, um nicht von der Scholle zu treten. Eine weitere Bö folgte. David stemmte sich neben Rian breitbeinig gegen den Wind, der ihn stehend über das glatte Eis zurückzudrücken drohte. Er hob den freien Arm vor das Gesicht, um es vor dem aufgewirbelten Schnee und Eis zu schützen. Erneut schossen Eisspitzen hoch, doch die Zwillinge waren zu sehr damit beschäftigt, sich vor dem Wind zu verbergen, um etwas dagegen zu tun.
Sie
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