Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
aufzuheben, so, wie auch das Unterland dich bereits verstoßen hat.«
Die Eistrolle wimmerten leise, drehten sich um und rannten davon. Die Trollin wich ebenfalls weiter zurück.
»Ich wollte dich nicht erzürnen, Rabenherr«, sagte sie dabei laut. »Aber diese da haben mich angegriffen und beraubt. Ich möchte nur Gerechtigkeit.«
»Ich weiß sehr genau, was geschehen ist, Bjartaki. Und dir sollte klar sein, wo die Gerechtigkeit in diesem Fall liegt.« Er legte auch die zweite Hand auf den Stock und stützte sich darauf. »Außerdem sprechen die beiden Elfen die Wahrheit. Sie sind auf einer wichtigen Fahrt, darum stehen sie unter meinem Schutz.«
»Also gut...« Erneut wich die Trollin ein Stück zurück. Ihre Verbündeten paddelten bereits auf kleinen Eisschollen zum anderen Ufer des Fjords. »Dann will ich nicht weiter stören und kehre nach Hause zurück.«
»Lass mich deine Reise beschleunigen«, sagte der Mann. Er richtete sich auf, hob den Stock und schwang die Spitze in Birtes Richtung schnell nach oben.
Die Trollin schoss mit einem erschreckten Aufschrei in die Luft und wurde herumgewirbelt. Ihr Umhang flatterte um ihr Gesicht, und mit wedelnden Armen versuchte sie, ihn herunterzuzwingen. Im nächsten Moment fuhr die Stockspitze wieder nach unten, und mit ihr stürzte die Trollin auf das Eis zurück. Die gesamte Scholle erzitterte unter ihrem Aufprall. Schmerzensgeheul erklang. Kaum ein Knochen in Birtes Körper konnte noch ganz sein, doch da sie eine Trollin war, würde sie es vermutlich überleben.
Mit einer dritten Bewegung stieß der Fremde die Stockspitze in ihre Richtung. Birtes Körper schoss über das Eis davon und hüpfte dann wie ein flacher Stein über die Wasseroberfläche. Ihre Schreie wurden leiser, und bald war sie nur noch als ein Punkt erkennbar, der schließlich verschwand.
Der Mann senkte den Stock wieder, lehnte sich mit verschränkten Armen darauf und musterte die Zwillinge. Auf einmal wirkte er müde und erschöpft. Tiefe Linien durchzogen sein ohnehin schon hageres Gesicht und machten es alt.
»So. Euer Problem ist für den Moment wohl beseitigt. Aber wenn ich euch so anschaue, fangen meine wohl erst an.« Er seufzte. Einer der Raben setzte sich auf seine Schulter. Der Mann drehte ihm den Kopf zu und strich über sein Brustgefieder. »Sag, Hugin, seit wann werden Kinder auf Reisen geschickt, wie sie früher nur Helden und Drachentöter antraten?«
»Wir sind keine Kinder«, fuhr David auf. »Wir sind Prinz Dafydd und Prinzessin Rhiannon von den Crain, und wir sind auf Gebot unseres Vaters Fanmór auf dieser Reise.«
Ein leises, heiseres Lachen drang aus der Kehle des Alten. »Was glaubst du vor mir verbergen zu können? Was glaubst du zu wissen, das ich nicht bereits weiß? Ich kannte euch schon, bevor ich euch sah. Ich bin nur hier, weil ich wusste, dass ihr kommen würdet. Und ich weiß, dass es nicht Fanmórs Gebot war, das euch hergeführt hat. Ihr habt ihn erpresst.«
Der Mann nahm seinen Hut ab und strich sich durch das Haar. Der zweite Rabe kam angeflogen und setzte sich auf seine freie Schulter.
»Ihr wisst sehr viel«, stellte Rian fest. »Zwei Raben begleiten Euch, Ihr seid reich an Macht und bezeichnet Euch als einen der Herrscher dieses Landes ... Ihr müsst der Asenherr Odin sein.«
Der Mann schwenkte seinen Hut und neigte den Kopf ein wenig, ohne jedoch den Blick seines Auges von Rian zu lösen. »Der bin ich.«
Rian sank in einen Knicks, wie sie ihn selbst als Prinzessin jedem Herrscher Earrachs gegenüber schuldete. Ihrem Bruder schien jetzt erst bewusst zu werden, dass er noch immer seinen Dolch hielt. Er steckte ihn weg und folgte ihrem Beispiel mit einer Verbeugung.
Odin nahm ihre Respektsbezeugungen mit einem Nicken zur Kenntnis. »Da nun die Höflichkeiten ausgetauscht sind«, sagte er dann, »erklärt mir doch, warum zwei Küken wie ihr glauben, die Arbeit von Helden tun zu müssen. Wie viele Taten habt ihr schon vorzuweisen? Wie viele Drachen bezwungen? Mit wie vielen Ungeheuern gerungen? Warum seid
ihr
hier und nicht eine Schlachtgruppe der bewährtesten Kämpfer eures Vaters? Ich weiß zwar, dass ihr ihn unter Druck gesetzt habt, aber das allein kann nicht genügt haben, um jemanden wie Fanmór dazu zu bringen, euch tatsächlich auf diese Reise gehen zu lassen. Ihm hätten genug Mittel zur Verfügung gestanden, um euch auf einen ungefährlichen Scheinweg zu locken. Er muss eine tiefere Wahrheit in eurer Forderung gesehen haben.«
David und Rian
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