Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
durch Rians Gedanken.
Sie verbreiten Leichengift
...
Die Elfe zog den kleinen Dolch, den sie als Kompromiss immer bei sich führte, obwohl sie eigentlich keine Waffen mochte. Im Gegensatz zu David hatte sie sich nie für sie begeistern können.
»Rian«, hörte sie in diesem Moment ihren Bruder rufen. »Du ... was machst du hier?«
»Ich ziehe dich aus dem Mist, in den du dich mal wieder hineingeritten hast«, antwortete sie. Erneut machte sie einen Schritt nach hinten, die Klinge vor sich gehalten. »Aber es wäre nett, wenn du dich auch ein wenig beteiligen würdest.«
Der Draugr hatte die Glastür erreicht und stieß sie ganz auf. Von der Wucht seines Stoßes wurde die Tür über den Anschlag hinausgetrieben und verkantete sich in der Schiene. Ein Knacken ertönte, dann entstand ein Riss quer über das Glas.
Der Draugr trat über die Schwelle und blieb stehen. Sein Blick pendelte zwischen Rian und Mats, als könne er sich nicht entscheiden, wem er sich zuerst zuwenden sollte.
»Mats, wie tötet man einen Draugr?«, fragte Rian nervös und warf dem Schweden, der ihr von diesen untoten Wesen berichtet hatte, einen Hilfe suchenden Blick zu.
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Mats mit vor Aufregung heiserer Stimme. Er hielt die Axt ähnlich abwehrend vor sich wie Rian den Dolch. »Angeblich muss man ihnen den Kopf abschlagen, ihn an ihr Gesäß legen und sie dann verbrennen. Aber das habe ich noch nie ausprobiert.«
Hinter dem Wesen sah Rian, wie sich die Frau, Birte, wieder aufrichtete und die Szene mit verkniffenem Gesicht beobachtete. Nichts war mehr von der Schönheit zu erkennen, die Rian im Gasthaus aufgefallen war. Die Augen der Künstlerin glühten in hellem Schwefelgelb, ihr Gesicht wurde von einer großen Hakennase beherrscht, und das Haar hing ihr in filzigen Strähnen um das Gesicht. Wo die Bluse noch immer offen stand, konnte man unter faltiger grauer Haut ihre Rippen erkennen. Schlaff hing ihr Busen herunter, und die breiten Hüften stachen selbst durch den Stoff ihres Rockes noch knochig hervor.
Ganz sicher nicht das Schönheitsideal, dem David normalerweise hinterherjagt
, schoss es Rian durch den Kopf.
Ihr Bruder hatte die Lähmung, die seinen Geist umfasst hielt, anscheinend noch nicht ganz überwunden. Orientierungslos irrte sein Blick durch den Raum, als habe David Schwierigkeiten, die Situation klar zu erfassen.
Zumindest ist er nicht verletzt
, stellte Rian erleichtert fest.
Der Untote verharrte noch immer im Durchgang zur Terrasse. Mit erhobenen Händen zeigte er auf Mats und die Elfenprinzessin, und der leere Blick seiner Augen glitt zwischen ihnen hindurch in die Nacht. Erst als sie das kurze Aufwallen starker Magie bemerkte, verstand Rian, dass der Draugr nicht aus Unentschlossenheit zögerte.
Sie fuhr mit einem Warnschrei herum, sah aber nur noch einen schwarzen Brocken heranzischen, ehe etwas gegen ihre Stirn schlug und sie taumeln ließ. Schmerz explodierte in ihrem Kopf. Der Dolch entglitt ihrer Hand und schlug klirrend auf der Terrasse auf, während Schwärze hinter ihren Augen aufstieg und ihre Knie nachgaben. Den Aufprall, mit dem sie hart auf der Terrasse landete, spürte sie nicht mehr.
»Vorsicht!«
Rians Schrei riss David endgültig in die Gegenwart zurück. Mit einem Brüllen sprang er vor, doch ein anderer stand bereits zwischen seiner Schwester und dem sich auf sie zuschleppenden Ungetüm. Ein alter Mann, der mit Rian gekommen war, hatte sich zur Seite geworfen und war dem Gesteinsbrocken, der offenbar für ihn bestimmt gewesen war, entgangen. Hastig hatte er sich wieder aufgerafft und stand nun mit drohend erhobener Axt vor Rians reglosem Körper. Den unheimlichen Angreifer irritierte das allerdings nicht.
»Du wirst das Mädchen nicht retten können, Elf«, sagte Birte mit schnarrender Stimme. »Genauso wie dieser pathetische Alte da draußen. Mein Draugr wird euch das Licht ausblasen.«
In diesem Moment ließ der Schwede –
Mats,
erinnerte sich David – seine Axt auf den ausgestreckten Arm des Draugr niedersausen, und wie zur Bestätigung von Birtes Worten prallte der Stahl einfach zurück. Die Waffe entglitt den Händen des Alten und flog in die Nacht hinaus, während er mühsam um sein Gleichgewicht kämpfte.
David fuhr zu Birte herum. Ehe sie reagieren konnte, riss er sie grob herum und zog sie in einen Würgegriff. Ihr Aufschrei erstickte in einem Gurgeln.
»Wenn du ihn nicht aufhältst, bringe ich dich um«, zischte David.
Befriedigt stellte er
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