Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
löse?
Ein wagemutiger Gedanke kam ihm. Vielleicht konnte er sich besser vor dem Getreuen schützen, wenn er wusste, was er war. Und vielleicht würde es ihm sogar die Möglichkeit geben, Macht über den Dunklen zu gewinnen.
Ainfars Blick wanderte über die Ornamente der Wände dorthin, wo durch schmale, unter den Musterungen nur schwer erkennbare Schlitze Luft eindrang, ohne dem Licht Eintritt zu gewähren. Kaum etwas kam sonst durch diese Schlitze außer dem Staub der Ebene ... und vielleicht einem kleinen Silberhörnchen.
Ainfar verfluchte seine Neugier. Dennoch kehrte er nicht um.
Der Schlitz, durch den er sich gedrückt hatte, hatte ihn in einen unregelmäßig geformten Gang geführt, der sich durch die Mauer der Zitadelle wand. Es war ein vertrautes Gefühl gewesen, dort hindurchzuhuschen – als wäre er in einem Silberhörnchen-Bau. Doch der Gang hatte ihn nicht dorthin geführt, wo er hin wollte. Stattdessen fand er sich plötzlich in grellem Licht wieder, und im nächsten Moment jagte ein dunkler Schatten über ihn hinweg.
Das Außen!
Gut, dieser Schacht endet an der Außenmauer
, dachte er.
Dann muss von hier auch ein anderer in ihr Zimmer führen. Dort wird der Getreue seine schützende Hülle schon ablegen, und dann
...
Zu Ainfars Glück war die Außenwand der Zitadelle voller verschnörkelter Verzierungen, die einerseits einen Sinn für Ästhetik, andererseits aber auch einen Hang zu Grausamkeit und Hass offenbarten. Jedes Detail schien andere Bilder von Schmerz und Wahnsinn zu zeigen, und so zog Ainfar es vor, auf der Suche nach einem neuen Einstieg einfach darüber hinwegzuhuschen. Er fand ihn in einem Ornament, das aussah wie das unter Qualen schreiende Gesicht einer wunderschönen Elfe. Durch ihren Mund schlüpfte er erneut ins Mauerwerk der Zitadelle.
Am Ende des Ganges fand er sich in Melemidas Raum wieder. Enttäuscht hastete er zurück. Auch der nächste und der übernächste Gang erwiesen sich als falsch, führten nicht an sein Ziel. Allmählich befürchtete er, den ursprünglichen Weg nicht mehr wiederzufinden, denn die Zitadelle war für ein Wesen seiner Größe ein unüberschaubares Labyrinth. Ob jemand misstrauisch wurde, wenn er nicht mehr an seinem Platz in Bandorchus Vorraum war? Würde man etwas vermuten, falls er plötzlich an einem völlig anderen Ort auftauchte? Die Möglichkeiten, die ihm die neu gefundenen Verbindungswege boten, verlor er nur ungern wieder. Vielleicht käme er auf diesem Weg hinter einige von Bandorchus Geheimnissen ... und das war doch einmal sein Ziel gewesen, oder?
Im Moment allerdings trieb ihn nur seine Neugier bezüglich des Getreuen.
Ainfar tauchte in den Schatten des nächsten Luftschlauches, schob sich mit seinen Pfoten und Händen durch die engen Windungen, die das Eindringen von Licht und Staub verhindern sollten. Als er sich mit einer Drehung aus der engsten Stelle befreite, hörte er leise Stimmen. Sein Herz jubelte, doch im nächsten Moment verspürte er Enttäuschung.
»Wann wirst du wiederkommen?«, drang Bandorchus Stimme an sein Ohr, dann raschelte Stoff.
»Bald.« War das der Getreue? Wenn er ihn auch nur gedämpft hörte, kam es Ainfar doch vor, als klinge der Dunkle weniger heiser.
Ainfar huschte weiter den Gang entlang, bis er Schlitze erreichte, die denen ähnelten, durch die er im Vorzimmer geschlüpft war. Vorsichtig lugte er hindurch, dann schnaufte er enttäuscht. Zwischen ihm und dem Bett, in dem die beiden sich dem Klang nach befanden, stand ein Sichtschirm mit floralen Ornamenten, die sich stetig umgruppierten und nicht mehr als Schatten erahnen ließen.
Ainfar drückte den Kopf durch die Schlitze und sah sich um. Unterhalb von ihm verlief ein Absatz, also schob er sich ganz in den Raum und ließ sich darauf hinunterfallen. Hatten sie ihn gehört? Sein Herz raste vor Aufregung, und er kauerte sich zunächst nur auf dem Absatz zusammen.
»Ich werde den nächsten Knoten aufsuchen«, fuhr die Stimme des Getreuen fort. »Ich weiß noch nicht, wie viel Zeit es kosten wird, und ich muss sicher sein, dass es wirklich der richtige ist. Wir können uns in diesem Spiel keine Fehler erlauben.«
»Und du wirst keine machen.« Ihre Stimme klang zugleich lasziv und unterschwellig bedrohlich.
Sie hatten ihn nicht bemerkt.
Bisher.
Er zog die Krallen an und folgte tief geduckt dem Absatz.
Nur ein kleines Stückchen, dann kann ich hinter den Schirm sehen. Nur ein kleines Stückchen
...
»Ich werde keine machen.« Das war mehr als ein
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