Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
fest, dass Birtes Schrei den Draugr innehalten ließ. Langsam drehte sich das Wesen um und heftete seine rot glühenden Augen auf David.
Der Elf drückte kurz fester zu. »Also?«
Birte kicherte. »Wenn du mich tötest, wird der Untote erst recht über euch herfallen«, krächzte sie. »Dann kann ihn nichts mehr aufhalten. Du solltest dir das gut überlegen.«
»Ich habe keinerlei Grund, dich am Leben zu lassen, wenn du nicht tust, was ich sage«, erwiderte David. »Und ich hätte gute Lust, mich dafür zu rächen, dass du mich in diese Falle gelockt hast.«
Der Draugr hatte sich in Bewegung gesetzt. Offensichtlich betrachtete er David nun als Hauptgefahr und hatte die anderen vergessen. Mats hockte neben Rian und kümmerte sich um sie.
Mein Dolch
, dachte David.
Er ist noch im Mantel. Ich muss irgendwie an ihn herankommen. Er gehört zu den Waffen, die selbst Untote verletzen.
Fieberhaft überlegte er, wie er an den Mantel gelangen sollte. Mats zu schicken wäre sinnlos, denn ein Mensch konnte den Dolch nicht berühren. Elfenwaffen wehrten sich dagegen, sofern sie nicht ausdrücklich für Sterbliche geschaffen worden waren.
Rian war noch immer bewusstlos. Also musste er selbst an die Garderobe gelangen.
Mit Birte fest im Griff, bewegte sich David rückwärts um den umgestürzten Sessel, immer den Körper der Frau zwischen sich und dem Draugr haltend. Das Wesen zögerte, doch da es keinen anderen Befehl bekam, folgte es ihnen.
David eilte hinter die Couch, in Richtung Tür. Er wollte den Draugr ausmanövrieren, doch Birte behinderte ihn so sehr, dass er sich nicht schneller bewegen konnte als der wandelnde Untote.
»Greif ihn dir, Ole!«, kreischte die Frau plötzlich. »Kümmere dich nicht um mich! Reiß ihn in Stücke!«
In diesem Moment war David versucht, ihr tatsächlich mit einem schnellen Griff das dürre Genick zu brechen. Doch tot nutzte sie ihm weniger als lebendig, also entschied er sich für das Nächstbeste. Als der Draugr sich mit ausgestreckten Armen nach vorne stürzte, stieß er ihm Birte in den Weg. Gleichzeitig packte er die Whiskeyflasche und schleuderte sie auf den Untoten. Mit einem lauten Klirren zerplatzte sie an seinem Schädel, und ihr bernsteinfarbener Inhalt ergoss sich über den Untoten.
David hechtete auf die Tür zu. Unter Birtes lautem Kreischen erreichte er endlich seinen Mantel, riss den Dolch an sich und kehrte ins Zimmer zurück. Erleichtert sah er, dass Rian sich aufrichtete, wenn auch noch mit benommenem Blick. Er sprang an dem Draugr vorbei und war mit zwei weiteren langen Sätzen auf der Terrasse, neben seiner Schwester. Irgendwo im Halbdunkel suchte Mats nach seiner Axt.
Der Draugr streckte die Hände aus. Am Rand der Terrasse lösten sich Steine aus der Pflasterung und rasten nun auf die Elfen zu. Mit Schwung warfen sich beide jeweils zur Seite und rollten sich weg, während die Steine mit dumpfem Knall an der Hauswand aufprallten oder die Scheiben der Glastüren durchschlugen. Noch am Boden kauernd, sah David sich nach weiteren Geschossen um, doch es schien eine Atempause zu geben, während der Draugr durch die Türöffnung auf die Terrasse trat.
Erneut hob der Untote die Hände, und dieses Mal erhoben sich neben Steinen und Plastiktrümmern auch noch die Glasscherben. Alles sammelte sich in einem Wirbel um den Draugr, bis er es mit einer erneuten Handbewegung auf David steuerte. Doch der Elf war vorbereitet: Er schwang seine Klinge in einem schnellen Wirbel vor sich, bis nur noch ein schimmernder Kreis zu sehen war. Mit einem Wort der Macht gab er dem Klingenschild Gestalt und schickte es gegen die Geschosse.
Als sie auf dem magischen Schutzschirm auftrafen, wurden sie entweder zurückgeworfen oder zersprangen in harmlose kleine Stücke. Scherben flogen auf den Leib des Angreifers und zerfetzten seine whiskeygetränkte Kleidung. Der Mund des Wesens öffnete sich zu einem stummen Schrei aus verwesten Stimmbändern, und die Augen brannten heller denn je.
Dann trat der Draugr in den Klingenschild! Magie flackerte und löste sich auf.
Bevor der Untote einen weiteren Schritt machen konnte, fiel eine dünne Ranke zwischen seine Beine und schlug Wurzeln.
Rians Werk!
Die Ranke schlang sich um die Beine des Wesens, brachte es zum Schwanken. Doch dann verging die Ranke in einer roten Flamme, und nur glitzernde Asche blieb zurück. Aus dem Augenwinkel sah David, dass Rian erneut etwas warf – ein helles Geflecht, kaum sichtbar, das direkt vor dem Fuß des Draugr
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