Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
landete. Er trat darauf, und seine Augen verloren an Helligkeit.
Jetzt müsste er dem verschlungenen Pfad folgen, in den Rian ihr Haar gewoben hatte, bis zu seinem Ende, ohne zu erkennen, dass er sich in einem unsichtbaren Labyrinth befand. Das funktionierte bei den meisten Wesen. Für den Draugr aber bedeutete Rians Magie vermutlich nur eine kurze Ablenkung, doch auch die wollte David nicht ungenutzt verstreichen lassen!
Birte schien sich aus dem Kampf herauszuhalten; sie vertraute wohl voll und ganz auf ihren untoten Helfer.
Mats kam gerade zurück. Seine Pfeife glühte wie ein Punkt in der Dunkelheit auf, und Tabakdunst wehte um Davids Nase. Der Schwede hatte wirklich die Ruhe weg, nicht zu fassen! Doch umso leichter fiel es dem Prinzen, sich auf den Kampf zu konzentrieren.
David hob seine grünlich pulsierende Klinge und stürmte vorwärts. Nur am Rande registrierte er, dass an ihm vorbei etwas auf den Toten zugeflogen kam, etwas Dunkles, Gebogenes, aus dem es rötlich leuchtete. Dann, im gleichen Moment, in dem Davids Schwert gegen den Hals des Untoten sauste, traf auch dieses Geschoss und verstreute glühenden Tabak über die Schulter des Wesens. Mit einem leisen
Puff
entzündete sich der Whiskey.
Innerhalb von Sekunden hüllten Flammen den Draugr ein. Gleichzeitig biss Davids magische Klinge in seinen ausgetrockneten und von Verwesung zerfressenen Körper und trennte ohne spürbaren Widerstand Haut, Sehnen und Halswirbel durch. Noch während der Untote die Hände hob, um die Flammen auszuschlagen, flog sein Kopf als feurige Kugel durch die Luft, prallte auf der Terrasse auf und rollte noch einige Meter weiter bis zum Rand. Der Körper geriet aus dem Gleichgewicht und taumelte wie eine brennende Fackel hinterher.
Die Flammen zerfraßen den brüchigen Stoff der Kleidung, doch der eigentliche Körper darunter schien noch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Das Feuer wurde kleiner, statt sich immer weiter zu entzünden.
Plötzlich fiel David das wild pendelnde Amulett auf, das noch immer um den Halsstumpf hing. Er duckte sich unter den wirbelnden Armen hindurch und riss die Kette mit einem kurzen Dolchstoß herunter. In einem weiten Bogen flog das Schmuckstück durch die Luft und fiel klingend zu Boden. Im selben Moment flammte das Feuer wieder auf und fraß sich zischend in den ausgetrockneten Kadaver. Zwei Schritte taumelte der Körper noch, dann stolperte er über den brennenden Kopf und stürzte.
Der Schwede kam mit der Axt herbei und schob den Kopf mit der Scheide zum Gesäß des Toten. »Nur um sicher zu sein«, sagte er. »Wer weiß schon, welche Details bei diesen Dingen wichtig sind und welche nicht.«
Eine Weile blieben sie einfach so stehen. Erst als das Feuer ausgebrannt und von dem Wesen nichts mehr als weiße Asche übrig war, die von Wind und Regen verstreut werden würde, machten David, Rian und Mats sich daran, das Haus zu untersuchen. Von Birte war keine Spur mehr zu finden, und in langen Schlieren tropfte die Farbe von ihren Gemälden.
»Vielen Dank noch einmal, Mats.« David reichte dem Weißhaarigen, der sie zum Bootssteg begleitet hatte, die Hand.
Der Schwede schlug kräftig ein. »Das war doch selbstverständlich. Der Draugr musste weg, so oder so. Und es hätte wohl nicht viel gebracht, die Polizei um Hilfe zu bitten.«
Rian lachte leise. »Eher nicht, da hast du recht.«
David klopfte Mats auf die Schulter. »Du hast wirklich viel Mut bewiesen. Mehr, als wir erwarten konnten. Und viel Einfallsreichtum.«
Mats sah auf und lächelte etwas wehmütig. »Ja, aber meine beste Pfeife ist dahin. Sie war ein altes Erbstück. Ich hoffe, ich finde noch mal so eine.«
»Ich wünschte, ich könnte dir eine Pfeife besorgen, in der der Tabak niemals zu Ende geht«, sagte Rian. »Aber leider ist das hier alles, was ich dir als Dank geben kann.« Sie beugte sich vor und küsste Mats auf beide Wangen und die Stirn.
Der alte Mann blinzelte und errötete leicht. »Ach ... ich wollte ohnehin mit dem Rauchen aufhören«, sagte er mit einem verlegenen Lächeln. »Es ist ungesund, das weiß doch heute jedes Kind. Aber der Kuss einer Elfe, der muss doch mindestens zehn Jahre mehr Lebenszeit bedeuten.«
»Vielleicht nicht ganz so viel, aber ein wenig schon.« Rian lächelte leicht. »Ich habe dir einen Hauch von meiner Lebenskraft mitgegeben. Auf deine Gesundheit wirst du allerdings selbst achten müssen.«
Mats blieb der Mund offen stehen. Als er ihn schließlich schloss, atmete er tief durch.
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