Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
Tunnel in die Anderswelt geschaffen hat.«
Anderswelt?
Sie stutzte. Aber da war dieser Moment gewesen, das Prickeln ... Ja, in diesem Tunnel war ein Tor, und sie waren
hinübergerutscht.
Rian rieb sich die Augen und öffnete sie testweise wieder. Die Umrisse wurden bereits etwas schärfer. Alles hier schien in verschiedene Braunund Grüntöne getaucht zu sein. Vorsichtig setzte sie sich auf.
»Guten Morgen, Schwesterchen.«
Die Umrisse der Person, die vor ihr stand, waren ihr vertraut – und sie musste David nicht sehen, um zu wissen, dass er grinste.
»Nur weil du schon länger wach bist und vermutlich bereits klar siehst, musst du mich nicht necken«, sagte sie und machte einen Schmollmund. Sie fuhr mit einer Hand durch ihr Struwwelhaar und rieb erneut über ihre Augen. »Los, erzähl schon, was du gesehen hast. Mach es nicht so spannend.«
»Wir sind in einer Holzhütte. Ziemlich grobe Bauart, aber massiv, und die Tür ist mit mindestens drei dicken Querbalken von außen verschlossen. Nicht so leicht zu durchbrechen, insbesondere da wir keinen Zugriff auf Magie haben.« Rian sah, dass David eine Hand nach ihrem Arm ausstreckte, und im nächsten Moment spürte sie kaltes Metall. Bevor David ihn nach vorne geschoben hatte, war der Ring wegen ihres Pullovers nicht zu spüren gewesen. Sie erschauderte unter der Berührung und schob das Metall schnell wieder zurück. Dabei spürte sie grobe Gravuren auf der Oberfläche, vermutlich Runen, die dafür sorgen sollten, dass die Ringe nicht so leicht zu öffnen waren. Vielleicht verstärkten die Symbole sogar die blockierende Wirkung des Eisens.
»Jetzt verstehe ich, warum mein Kopf so wehtut.«
»Ich glaube, das liegt nicht nur daran, sondern ist auch eine Nachwirkung der Sporen, mit denen sie uns betäubt haben.«
»Sporen?« Blinzelnd sah Rian zu David hoch.
Ihr Bruder nickte. »Wir sind auf einem riesigen Pilz gelandet«, erklärte er. »Dabei haben sich Sporen gelöst, denen wir das Lichterspiel in unseren Köpfen und die Bewusstlosigkeit verdanken. Du bist nicht nur erst später ins Traumland geschickt worden, sondern hast zusätzlich sowohl deine eigene Ladung als auch noch die Reste von meiner abbekommen. Darum hat es dich etwas heftiger erwischt als mich.«
»Wer hat jemals behauptet, die Welten seien gerecht«, murmelte Rian. »Und weiter?«
»Ich habe nicht gesehen, wer uns in Empfang genommen hat, aber ich schätze, es ist schon ein guter Anfang, dass wir noch leben. Unsere Sachen sind allerdings weg; wir sind ausgeraubt bis auf das, was wir am Leib haben.«
»Dein Dolch?«
»Weg.« Sie konnte sich Davids säuerliche Miene lebhaft vorstellen.
»Hast du irgendetwas darüber herausgefunden, wo diese Hütte steht?«
»Wenig. Ich vermute, dass wir immer noch unter der Oberfläche sind, und wenn du ganz still bist, kannst du das Rauschen des Flusses hören.«
Rian spitzte die Ohren. Sie waren anscheinend weniger von den Pilzsporen beeinträchtigt als die Augen, denn sie konnte tatsächlich ein fernes gleichmäßiges Rauschen ausmachen, das nach schnell fließendem Wasser klang.
»Meinst du, das ist die Höhle, durch die der Fluss fließt?«
»Möglich. Aber ich hoffe, dass wir bald mehr erfahren, denn wenn man sich schon den Aufwand gemacht hat, uns gefangen zu nehmen, wird man wohl auch etwas von uns wollen.«
Rian neigte den Kopf und rieb sich erneut mit beiden Handballen heftig die Augen. Langsam wurde ihre Sicht klar. Sie konnte die groben Bohlen des Bodens erkennen, wenn auch noch nicht deren Maserung. Die Wände waren ebenfalls aus grob behauenem Holz zusammengesetzt, das wie bei einem Blockhaus aufeinandergetürmt war. Pilzschwämme wuchsen an den Balken und Moos in den Zwischenräumen. Die Decke bestand ebenfalls aus leicht schräg über die Wände gelegten Bohlen.
»Die kann man nicht hochstemmen«, kam David Rians Gedanken zuvor. »Ich habe es versucht. Entweder sind sie stabil befestigt, oder es sind Felsen drauf gelegt. Sie haben sich nicht einmal einen Fingerbreit bewegt.«
Rian senkte den Blick wieder. David hatte sich abgewandt und setzte sich. Ein grobes Leinentuch, das zeit seines Lebens kein Wasser gesehen zu haben schien, lag wie bei ihrem eigenen Lager über einem schwammigen weißen Oval, das in der Mitte eine leichte Kuhle aufwies und Rian irgendwie an Marshmallows erinnerte. Es war durchaus bequem, wie Rian eingestehen musste, und hätte das Tuch nicht so vor Dreck gestarrt, wäre sie versucht gewesen, sich wieder für
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