Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
eine Weile in der Kuhle einzurollen.
Auch sonst wirkte der Raum bis auf das Fehlen von Fenstern eigentlich nicht wie ein Gefängnis. Es war warm, umhertreibende Leuchtkügelchen tauchten alles in schummriges Blaugrün, und auf dem Boden lag etwas, das wie ein Moosteppich aussah. Ein großer Baumstumpf stand mitten im Raum, der wohl als Tisch gedacht war, und kleinere Stümpfe waren als Sitzgelegenheit um ihn gruppiert. In einer Ecke stapelten sich einige Schachteln.
»Spielkarten, Würfel- und Brettspiele«, erklärte David. »Einige davon eindeutig aus der Menschenwelt.«
»Oh!« Rian lächelte und schüttelte den Kopf. »Irgendwie kommt mir das nicht wie ein Gefängnis vor, sondern eher wie eine für uns geräumte Wohnung.«
»Geht mir ähnlich. Und auch das lässt mich hoffen, dass unsere Lage nicht so schlecht ist, wie sie scheint.« Er wies auf den Kistenstapel. »Lust auf ein Spiel, während wir warten?«
Sie waren gerade bei der zweiten Runde Backgammon, als jemand an die Tür hämmerte.
»Na, sind die Vögelchen wach?«, krächzte eine Stimme. »Wir wollen euch zur großen Vogelfängerin bringen.« Leises Kichern erklang, und das Kratzen von Holz auf Holz sowie ein anschließendes Poltern bewiesen, dass die Balken vor der Tür weggenommen wurden.
Rian und David standen auf und sahen sich an. Die Elfe bemerkte die Angriffslust in den Augen ihres Bruders.
»Ich schätze, wir verlieren nichts, wenn wir uns erst einmal ansehen, was los ist«, meinte sie leise. »Lass uns einfach mitgehen und ruhig bleiben, bis wir mehr wissen.«
David verzog die Mundwinkel, nickte jedoch.
Als die schwere Holztür aufgeschoben wurde, fiel von draußen helleres Licht herein, das ebenfalls aus Blauund Grüntönen bestand. Vor der Tür standen in einem Halbkreis fünf bewaffnete Gestalten, von denen keine der anderen glich.
Trolle
, fand Rian.
»Kommt raus aus dem Käfig, meine Vögelchen«, sagte der Größte und winkte mit seiner freien Hand. In der anderen hielt er einen langen Speer mit Widerhaken. Er überragte Rian um mindestens zwei Köpfe, war hager und hielt sich leicht gebeugt. Eine spitze Nase stach wie ein Rabenschnabel aus seinem Gesicht nach vorne, und die Augen glühten in raubtierhaftem Grün. Alle sichtbare Haut war mit kurzem blauem, dreckigem Fell bedeckt. Sein langes Haar hatte er mit einem Band am Hinterkopf zusammengefasst und zu verfilzten Zöpfen geflochten. Auf den Wangenknochen wuchs das Haar ebenfalls länger und in Locken, was Rian irgendwie an den Backenbart des toten amerikanischen Präsidenten Lincoln erinnerte.
Das schäbige schwarze T-Shirt, das er trug, passte aber kaum zu diesem Bild. Silberketten baumelten daran herunter, und eine rote Aufschrift besagte:
Ich trage Schwarz, bis es eine dunklere Farbe gibt.
An seinen spitzen, nach hinten ragenden Ohren hingen in dichter Reihe silberne Ohrclips mit herunterbaumelnden Totenköpfen, Schwertern, Pentakeln und anderen Symbolen. Zwei breite schwarze, mit spitzen Silbernieten besetzte Lederbänder um die Handgelenke und eine schwarze Lederhose mit weiteren Silberketten vervollständigten den seltsamen Eindruck, den der Troll auf Rian machte. Seine haarigen Füße waren bloß, und nach den Dreckrändern auf und unter den spitzen Zehennägeln zu urteilen, waren sie das immer.
Der deutlich kleinere Troll neben ihm hingegen trug Springerstiefel, khakifarbenes Hemd und Hose aus Stoff. Er hatte seine orangefarbenen Haare so kurz geschnitten, dass sie von seinem Kopf abstanden. In der Rechten hielt er ein Messer mit langer Klinge, und die Linke umschloss einen Schlagring. Seine Augen funkelten angriffslustig, als würde er sich wünschen, dass die beiden Elfen einen Fluchtversuch machten.
Die anderen drei Trolle waren weniger bemerkenswert, obwohl auch sie fleckige und rissige T-Shirts und Hosen trugen, die besser zu menschlichen Jugendlichen gepasst hätten als in die Anderswelt. Es war nicht zu übersehen, dass hier ein Austausch stattgefunden hatte – ob nur in die eine Richtung oder in beide, war eine andere Frage. Um Fanmórs Gebot der Weltentrennung hatten sich die Trolle wenig geschert.
Langsam traten Rian und David vor. Rian rümpfte die Nase, als sie die Körpergerüche der Wesen bemerkte. Offensichtlich wuschen sie nicht nur ihre Bettwäsche nie.
Vor der Hütte war der Boden felsig, und Davids Vermutung schien sich zu bestätigen: Sie befanden sich immer noch in einer Höhle, wenn auch in einer riesigen Ausmaßes. Ihre Hütte stand
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