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Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Titel: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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gesunkenen Kopf und verdeckte ihr Gesicht. Unter den Zotteln trug sie ein wohl ehemals ansehnliches burgunderrotes Kleid mit Goldstickerei, das nun aber ausgebeult, abgewetzt und fleckig wirkte. Die Finger waren trotz ihrer Körperfülle erstaunlich dürr und von grauer, glatter Haut überzogen.
    Das Verhalten der Trolle, die Rian und David hergebracht hatten, änderte sich seit Betreten des Gebäudes deutlich. Ihr sorgloses Selbstbewusstsein war zunächst einer gewissen Unruhe und sogar Anspannung gewichen, und als sie sich nun der Gestalt näherten, wurden ihre Schritte immer kürzer und zögerlicher. Mehrere Meter entfernt von ihr blieben sie schließlich stehen, und es dauerte einen Moment, ehe der große Troll tief einatmete, weiter vortrat und dann in die Hocke ging. Es wirkte fast wie ein Kniefall. Eine Faust auf dem Boden und den Kopf ein wenig gesenkt, sagte er: »Altmutter, wir haben die Gefangenen gebracht.«
    Seine Stimme klang scheu, und nichts war mehr von der Respektlosigkeit zu spüren, die er zuvor im Gespräch gezeigt hatte. Selbst seine Aussprache war deutlich bemühter.
    Die Alte atmete keuchend ein, schnaubte und hob langsam den Kopf. Eine große Hakennase kam zwischen den Zotteln hervor und ein spitzes Kinn, das dieser Nase entgegenzustreben schien. Dann schüttelte die Alte die Haare beiseite. Wangen wurden sichtbar, auf denen die Haut graue Falten bildete, und darüber glühten schwefelgelbe Augen.
    »Sieh an, sieh an. Die Elfenvögelchen sind da«, ertönte ein hohes Krächzen.
    David atmete scharf ein. Rian drehte den Kopf zu ihm und sah, dass seine Augen geweitet waren.
    »Birte!«, flüsterte er.

8 Licht und Schatten
    Ainfar fiepte leise und ließ seine kleine Hand über einen der Gitterstäbe des Käfigs gleiten.
    »Ich weiß, Kleiner«, sagte Melemida, ohne die tägliche Umgestaltung des Eingangsraumes zu unterbrechen, die zu ihren Aufgaben gehörte. »Aber ich kann dich nicht rauslassen, selbst wenn ich es wollte. Die Königin hat deinen Käfig mit ihrem Siegel verschlossen. Und damit hast du noch richtig Glück gehabt. Der Getreue hätte dir vermutlich genüsslich jedes einzelne Fellhaar herausgerupft und dann angefangen, dir die Haut in kleinen Streifen abzuziehen, wenn sie es erlaubt hätte.« Sie kicherte kurz. »Ich wüsste ja zu gerne, was du dort drinnen gesehen hast...«
    Ainfar sank wieder auf seine Hände hinunter und betrachtete Melemida. Die Zweige und Borkenstücke, die sie unter Bandorchus Zorn verloren hatte, wuchsen allmählich nach. Sie wirkte nicht mehr wie ein in den Sturm geratener alter Baum, sondern gewann langsam etwas von der Biegsamkeit und Frische eines Sprösslings zurück.
    Die Königin war wütend gewesen, weil sie die Aufsicht über Ainfar – »Ariàn«, wie sie ihn genannt hatte – vernachlässigt und dadurch ihr Schoßtier in Gefahr gebracht hatte. Bandorchu hatte Melemida übel misshandelt, und die Zofe musste dem Hof eine Weile fernbleiben. Doch inzwischen hatte die Königin sie wieder zurückgeholt, und die Dryade ging wieder ihren alten Pflichten nach.
    Der Tiermann hätte es verstanden, wenn Melemida wütend auf ihn war, doch es schien, als denke sie nicht einmal daran. In dieser Welt war ein anschmiegsames Schoßtierchen selten und wurde daher behütet. Das hatte ihm das Leben gerettet, als er staubbedeckt und benommen am Boden von Bandorchus Schlafzimmer wieder zu sich gekommen war.
    »Er gehört mir! Wag es nicht noch einmal, ihn anzugreifen!« Die schneidende Kälte in der Stimme der Königin hatte Ainfar damals erschauern lassen. Ein Blick nach oben hatte ihm gezeigt, dass der Absatz dort, wo er noch vor Kurzem gehangen hatte, nicht mehr existierte. Mit schmerzendem Kreuz hatte er sich wieder aufgerafft, um zu Bandorchu zu sehen. Ihr Gesicht war zu einer eisigen, von goldenem Haar wie Flammen umlohten Maske erstarrt gewesen, und der harte Blick ihrer Augen hatte ihn getroffen. Mit der Kraft ihrer Gedanken hatte die Königin um ihren Leib ein feuerrotes Kleid geboren, das ihren Zorn mit den Wellen unterstrich, mit denen der Stoff über ihren Körper wogte.
    Auch den Getreuen hatte das Geschehene nicht unberührt gelassen. Mit gesenktem Kopf war er Bandorchu gegenübergetreten, die Hände in die Ärmel seiner Robe geschoben. Er hatte ausgesehen, als warte er einen Sturm ab.
    »Verzeih, meine Königin. Ich dachte, es sei nur irgendein Tier, das von draußen hereingeschlüpft sei. Ich konnte nicht ahnen, dass dir etwas an ihm liegt.« Seine

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