Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
Auch Ainfar wurde nun bedient, von niemand anderem als der Königin selbst.
Seine kleinen Pfoten griffen nach dem Wurzelstück, während er der Herrscherin einen langen Blick aus seinen glänzenden schwarzen Knopfaugen schenkte und dabei mit der Nasenspitze zuckte. Sie lächelte.
»Immer bedacht, mir zu gefallen. Du bist wirklich der treueste meiner Untertanen.« In ihrer seidig weichen Stimme klang ein gurrender Unterton mit, der Ainfars Innerstes erzittern ließ. Irgendwo in ihm kam der alte betäubende Kreisgesang wieder auf ...
Sie mag mich ... sie genießt meine Nähe
... Er blinzelte und drängte den Gedanken zurück.
Nicht wieder vergessen. Ich darf mich nie wieder vergessen. Ich habe ein Ziel.
Er senkte den Blick auf die Wurzel und konzentrierte sich darauf, sie auf manierlichste Weise zu verspeisen, zum Entzücken der Königin und aller anderen Wesen am Tisch, die mit leisen Freudenlauten jede seiner Bewegungen kommentierten.
Schranzen
, dachte Ainfar kurz.
Wie viele von ihnen meinen wohl, was sie sagen, und welche hoffen nur, der Königin zu gefallen?
Er schob sich den letzten Bissen Wurzel in den Mund, leckte die Finger ab und sah zu Bandorchu auf. Erneut ließ er die Nasenspitze zucken und streckte sie ihr entgegen.
»Du kleiner Strolch, du bettelst ja ... Aber wenn du noch mehr isst, passt du irgendwann nicht mehr durch die Käfigtür.«
Ainfar zuckte zusammen, als er das Wort hörte, ließ sich auf seine Vorderpfoten sinken und sah die Königin aus großen Augen an. Sie lachte auf und ließ ihren Zeigefinger über seinen Rücken gleiten. Er streckte den Körper, um den Moment der Berührung zu verlängern, hob den Kopf und rieb seine Wange an ihrer Hand. Bandorchu beugte sich vor und sah ihm in die Augen.
»Also gut, kleiner Racker, du hast gewonnen«, flüsterte sie. »Kein Käfig mehr für dich. Aber ich werde trotzdem dafür sorgen, dass du keine ungeplanten Ausflüge mehr unternimmst. Ich werde dich nämlich keinen Moment mehr aus meiner Nähe lassen.«
Ainfar glaubte, sein kleines Herz müsse zerspringen.
Keinen Moment ohne sie
... Er hatte die Glückseligkeit erreicht.
»Und damit ich sicher sein kann, dass du dich nicht doch davonstiehlst, werde ich dich an die Leine legen.«
Sie musste es erdacht haben, während er nur in ihre Augen gesehen und wenig auf die Berührung ihrer Finger an seinem Hals geachtet hatte. Doch nun lösten sich ihre Fingerspitzen, und die Wärme wurde durch etwas Kaltes, Hartes ersetzt. Erschrocken hob er die Pfoten zu dem Ding an seinem Hals und versuchte, darauf hinunterzuschielen.
»Oh, was für ein hübsches Halsband.« Eine Hofdame schlug mit entzücktem Gesichtsausdruck die Hände zusammen. »So hübsche Kristallsplitter und ganz in Silber gefasst, und ... ist das Rote darunter Seide oder Haut?«
Ainfar schüttelte sich bei dem Gedanken, es könne die Haut irgendeines Wesens aus den Katakomben sein.
»Seide«, antwortete Bandorchu und streckte erneut die Finger aus, um Ainfar am Halsband hochzuheben. Einen Moment glaubte er, ersticken zu müssen, als er in der Luft hing, doch dann setzte sie ihn auf ihrer Handfläche ab.
»So, mein kleiner Ariàn. Mit diesem Band wirst du dich nie weit von mir entfernen können, es sei denn, ich wünsche es so. Und jetzt begeben wir zwei uns zur Ruhe.«
Sie erhob sich und ließ ihn in eine hinzugedachte Tasche in ihrem weiten Ärmel gleiten. Ein Freudentaumel erfasste ihn und zündete ein Feuerwerk in seinem Kopf, während er sanft im weichen Stoff ihres Gewandes schaukelte.
Sie mag mich ... sie will mich bei sich haben... sie teilt ihr Bett mit mir
...
In diesem Moment wollte er mit keinem Wesen innerhalb oder außerhalb des Schattenlandes tauschen.
Eng zusammengerollt lag Ainfar auf der seidigen Decke, hineingekuschelt in die Kniebeuge seiner Königin. Wie schon so oft wanderte sein Blick ihre sich als schlanke Formen abzeichnenden Beine hinauf bis zu jener Stelle, an der sie sich vereinten. Keine Nacht verging, in der ihr Duft, das Geräusch ihres Atems, die Nähe ihrer Haut und die leisen Laute, die sie gelegentlich im Schlaf von sich gab, ihn nicht in Träume voller Leidenschaft warfen. Unzählige Male hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, sich als Maus des Halsbandes zu entledigen, während sie schlief, und sich in seiner wahren Gestalt zu ihr zu gesellen.
Er schloss die Augen, und seine Nase zitterte, während er ihren Geruch einsog und sich seinen Fantasien hingab. Ihre Haut zu berühren, ihren Atem
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