Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
erschlaffte.
»Plattmachen«, murmelte Bo. »Für Murtik. Plattmachen. Für Umili und Murtik.« Er schien nicht gewillt, den leblosen Mann wieder loszulassen, sondern klammerte sich an ihm fest, wie ein Kind an eine besonders geliebte Puppe.
Erst jetzt kam David dazu, den restlichen Raum zu betrachten. In dem Teil, der durch die Türöffnung nicht zu sehen gewesen war, hatte jemand zwischen weißen Kacheln an Wänden und Boden eine Art Operationssaal eingerichtet. Auf dem Operationstisch lag eine nackte Frau mit feuerrotem Haar und leichenblassem Gesicht. Ein Schlauch führte von ihrem Arm zu einem Plastikbeutel mit einer klaren Flüssigkeit, der an einem Haken über ihr hing.
Mik eilte zum Operationstisch, riss den Schlauch ab und beugte sich zum Gesicht der Frau hinunter.
»Mieli!« Er schlug ihr leicht gegen die Wangen. Zuerst geschah nichts, dann drang ein leises Stöhnen aus ihrem Mund. Mik lächelte. »Mieli. Urmutter sei Dank, sie lebt.«
»Die anderen leben auch«, berichtete Rian, die in diesem Moment den Raum betrat. »Allerdings sind sie alle betäubt. Wir konnten sie wecken, aber sie sind noch benommen. Und schaut mal, wen wir mitgebracht haben.«
Jackie kam hinter ihr herein und schob den bleichen Erik Anderson mit sich, dem die Angst ins Gesicht geschrieben stand.
»Er kam uns auf der Treppe entgegen«, erklärte Rian. »Während des Kampfes muss er an euch vorbeigeschlüpft sein.«
»Schön, dass er jetzt wieder hier ist«, stellte David fest. »Wir hätten ihn sonst vermisst und suchen müssen.«
»Plattmachen«, sagte Bo. Nun löste er sich endlich vom Körper des Wächters und richtete sich bedrohlich auf.
»Bo!«, rief Mik scharf. »Zu mir!«
Einen Moment zögerte der Troll, und Panik kroch in Erik Andersons Blick, als er den am Boden liegenden Toten betrachtete. Dann sackten Bos Schultern herunter, und er ging zu Mik. Der blaue Troll drückte ihm Kleidung in die Hand, und gemeinsam kümmerten sie sich darum, Mieli warm anzuziehen.
David stellte einen der Stühle auf. Jackie stieß Anderson darauf und drückte ihn an den Schultern hinunter. Anstandslos ließ der Mann alles mit sich machen. David und Rian bauten sich vor ihm auf, während Jackie hinter ihm stehen blieb.
David verschränkte die Arme. »Erik Anderson, du bist wegen schwerer Misshandlung und Mord angeklagt, und wir sind deine Richter und Henker zugleich.«
»Ich habe niemanden ermordet«, entgegnete der Arzt trotzig. »Im Gegenteil, ich habe Leben gerettet. Viele Leute hätten nicht mehr lange überlebt, wenn sie nicht das bekommen hätten, was ich ihnen geliefert habe.«
»Ein Freund von uns ist dabei umgekommen.«
»Das war keine Absicht, und es tut mir leid. Ich konnte ja nicht ahnen, dass so etwas passieren würde. Es war ein Unfall! Aber was ist ein Leben gegen so viele?«
»Ja, was ist schon ein Leben? Deines ist jedenfalls nicht mehr viel wert.«
Wieder flackerte Panik in den Augen des Arztes auf. »Bitte tötet mich nicht. Ich wollte doch nur, dass das, was diese Leute auszeichnet, allen zugutekommt!«
»Und
ihr
Wohl war dir dabei egal, solange nur das Geld stimmte«, fauchte Rian. Ihre ganzen Augäpfel glühten vor Zorn. Sie hatte diesen Teil ihrer Tarnung aufgegeben. »Gegenüber Murtiks Tod ist das, was deinen Helfern hier passiert ist, gnädig. Ein Junge, der noch kaum etwas vom Leben gesehen hat, ist über Stunden erstickt! Weißt du, wie das ist? Wie wäre es, wenn wir dich festgebunden tief in eine Badewanne legen und das Wasser ganz langsam einlaufen lassen? Oder dich in eine Güllegrube werfen, wo du noch leben kannst, bis dir die Kraft zum Strampeln ausgeht? Wäre das nicht angemessen? Fändest du dann noch immer, Murtiks Tod wäre nicht von Bedeutung?«
»Nein!« Anderson versuchte aufzustehen, doch Jackie hielt ihn unbarmherzig auf dem Stuhl. »Nein, bitte ... ich wollte das wirklich nicht! Ich hatte ja keine Ahnung ... Wenn jemand am Tod des Jungen schuldig ist, dann diese Idioten, die ihn hätten zurückholen sollen!«
»Sie handelten auf deinen Befehl«, erwiderte David. »Du trägst die Verantwortung, und du kannst sie nicht auf andere abwälzen. Und dafür, dass du unsere Freunde gefangen gehalten und wie Schlachtvieh behandelt hast, hättest du mehrfach den Tod verdient!«
»Doch weil man einen Menschen nicht mehrfach töten kann«, fuhr Rian fort, »werden wir etwas anderes tun. Wir lassen dir dein Leben, aber wir zerstören es. Alb träume von Murtiks Sterben werden dich jede Nacht
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