Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
das Netz. Trotzdem schrammte das Boot kurz an der nach außen gekrümmten Mauer entlang. Rian presste die Zähne aufeinander und verstärkte ihre Anstrengungen, bis ihr trotz der Kälte Schweißperlen auf der Stirn standen.
Das Boot hob sich wieder von der Mauer weg und folgte ihrer sanften Kurve abwärts und weiter zur Mitte der Staumauer hin, wo das Wasser austrat und erneut als Fluss weiterströmte. Sanft sank das Gefährt in den Fluss, und sobald es sicher im Wasser lag, eilten die Zwillinge – die halb rennend, halb rutschend über eine Mischung aus Schnee und Geröll abwärts auf den Fluss zueilten – vom Weg hinunter zum Ufer.
Schrille Schreie und unartikulierte Grunzlaute erklangen hinter ihnen. Augenblicke später bewiesen kurze Steinschauer, dass ihre Gegner ihnen noch immer auf den Fersen waren. Rian riskierte einen kurzen Blick zurück. Fünf Leute in Weiß folgten ihnen, hatten jedoch mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie sie. Birte stand oben auf der Mauerkrone. Sie musste einen Teil ihrer Leute wieder über den Staudamm zurückgeschickt haben, denn Rian war sicher, vorher mehr als nur diese Verfolger gesehen zu haben.
Stolpernd erreichten sie das Ufer und mussten ein Stück in das eiskalte Flusswasser waten, ehe sie sich auf das Boot ziehen konnten. David setzte sich an die Pinne und klatschte in die Hände. Die Segel richteten sich wieder nach dem Wind aus, und das Boot schoss mit einem Ruck nach vorne. David steuerte einen Kurs, der ihnen eine hohe Geschwindigkeit erlaubte. Erneut peitschte die Gischt um sie hoch.
Erleichtert sank Rian auf der Bank zurück. Sie schreckte auf, als mit einem kläglichen Jaulen der Steinfresser darunter hervorrollte.
»Armer Kleiner. Dich hatte ich völlig vergessen.«
Sanft hob sie das Kerlchen auf, streichelte es und ließ es dann in ihre Jackentasche gleiten. Der Steinfresser machte es sich sofort im warmen Pelzfutter bequem, schnurrte leise und schloss die Augen. Nach einer Weile war er eingeschlafen.
Rian machte es sich ebenfalls bequem. Nachdem sie Birtes Falle entschlüpft waren, konnte sie wieder entspannen. Sie blickte in die Segel und erinnerte sich abermals an die Tage auf dem See nahe dem Baumschloss. Wie oft hatten sie dort versucht, schneller zu segeln, als die Seikies davonschwimmen konnten ... Damals hatten Fanmórs Kinder die Wette verloren, doch was sie dabei gelernt hatten, half ihnen nun.
Plötzlich war erneut ein Schnurren zu hören, doch es kam nicht aus Rians Tasche.
»Ein Motorboot«, stellte David fest. Seine Hand schloss sich fester um die Pinne. »Wenn das Birte ist, holt sie uns bald ein.«
Rian setzte sich auf und sah nach hinten. »Ich könnte Netze vorbereiten, um sie zu behindern.« Doch sie bezweifelte, ihre Gegner damit lange aufhalten zu können.
David teilte ihre Zweifel wohl, denn er schüttelte den Kopf. »Spar dir die Kräfte, bis sie dichter an uns dran sind.«
Ein zweites Motorengeräusch war von oberhalb des Wassers zu hören. Der Fluss rauschte durch einen Geländeeinschnitt. Von Wind und Eis abgeschliffene Felsen von mehrfacher Mannshöhe bildeten das Ufer. Links jenseits der Felskante sahen sie das Licht allmählich näher kommender Scheinwerfer, während das zweite Motorengeräusch lauter wurde. Dort musste eine Straße verlaufen. Augenblicke später strichen die Lichtkegel über sie hinweg, als das Auto – dem Geräusch nach ein Jeep oder ein ähnlich schweres Fahrzeug – einer Kurve folgte. Dann verblasste das Licht wieder, der Motorenlärm wurde schwächer.
»Falls Birte in dem Auto sitzt, werden wir früher oder später auf die nächste Falle stoßen«, stellte David fest.
Rian sah erneut zurück. »Das Motorboot kommt kaum näher. Ich habe den Eindruck, wir sollen nur getrieben werden. Wir geraten sozusagen zwischen Skylla und Charybdis.«
Ein seltsamer Schauer überlief sie, als sie die beiden magischen Wasserwesen erwähnte, fast als hätten diese Namen für sie mehr Bedeutung, als sie bis jetzt wusste. Doch sie schüttelte die Vorahnung ab und konzentrierte sich auf Davids Manöver, während sie zwischen fliegender Gischt so schnell den Fluss hinunterjagten, wie der Wind sie treiben konnte. Immer wieder sah sie hinauf zum Felsufer, auf welchem sie das Auto gehört hatten. Wie konnte Birte hoffen, sie abzufangen? Der Fluss war breit und ein weiterer Staudamm so bald nicht zu erwarten. Angespannt spähte sie nach vorne. Verlief der Fluss an irgendeiner Stelle so, dass ihnen vom Ufer her Gefahr
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