Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
immer über diese Insel herrscht, hat einen Bann auf sie gelegt. Niemand kommt mehr rein, niemand mehr raus. Ich nehme an, der Bann wurde wegen des Getreuen geschaffen, doch er wirkt sich auf uns alle aus.«
»Na, das sind ja tolle Aussichten«, stellte Nadja fest und blickte frustriert aus dem Fenster. Der Tag draußen schaute vorsichtig herein und verzog sich gleich wieder hinter Wolken.
Kurz darauf fiel der gigantische Schatten des Vulkans über sie.
Antonio und Natalia erwachten kurz vor sechs, als es gerade Tag wurde und erste Sonnenstrahlen durch eine lockere Wolkendecke fielen. Antonio stand als Erster auf und öffnete die Läden. Dann seufzte er.
»Eine seltsame Morgenbegrüßung ist das«, rügte ihn Natalia, streckte sich und schlug die Decke zurück.
»Letitias Wagen ist weg.«
»Dann sind sie mitten in der Nacht gefahren? Ohne uns Bescheid zu geben?« Ein wenig steif kam Natalia zum Fenster und sah hinaus. »Aber was ist mit Letitia? Warum hat Fabio uns gesagt, wir müssen sie daran hindern, zu gehen?«
»Wer sagt denn, dass sie dabei ist, nur weil ihr Auto fehlt?«
»Komm, sehen wir mal nach.«
Die beiden zogen die Morgenmäntel über und schlurften auf den Gang hinaus. Im Haus war alles still. Zuerst öffneten sie die Tür zu Nadjas Zimmer, das sich ihnen verlassen präsentierte.
»Er hat das Kind mitgenommen!«, zischte Natalia erbost.
Antonio versuchte, sie zu beschwichtigen. »Natalia, sie ist fünfundzwanzig.«
»Was spielt das für eine Rolle, wenn sie sich so kindisch verhält?« Schnell ging Natalia zu Fabios Tür und fand Letitia in tiefem Schlummer in seinem Bett. Striche und Symbole waren auf dem Fußboden aufgezeichnet, die sie am gestrigen Abend noch nicht gesehen hatte. Die alte Frau legte den Finger an die Lippen, damit Antonio sich still verhielt. Behutsam schloss sie die Tür wieder, dann schlichen sie die Treppe hinunter. Erst in der Küche machte Natalia sich Luft. »Jetzt reicht es mir, Antonio, was für verrückte Dinge tut dieser Kerl eigentlich? Gehört der einer satanischen Sekte an, oder was hat das alles zu bedeuten?«
Antonio ging zur Eingangstür und ließ Sesta herein, die von ihren Stimmen aufgeschreckt draußen nach Aufmerksamkeit heulte. Hechelnd und mit dem Schwanz wedelnd begrüßte die Hündin ihr Herrchen und trabte mit schlackernden Ohren und sich wie Meereswellen bewegenden Hautfalten in die Küche, wo sie Natalia stürmisch umkreiste und ihr die Hand ableckte.
»Ist ja schon gut, schon gut.« Natalia lächelte unwillkürlich, als die treuen braunen Hundeaugen sie lachend anstrahlten. Wer konnte da schon widerstehen? »Guten Morgen, du Nervensäge.« Sie holte einen Futtersack und schüttete den Hundenapf voll mit Trockenfutter. Sesta stürzte sich wie eine Verhungernde darauf.
Das alte Ehepaar setzte sich an den Tisch, trank Kaffee und tunkte Brioches hinein. »Wie soll es weitergehen?«, fragte Antonio.
»Wir müssen mit Letitia reden, heute noch, solange die beiden fort sind«, überlegte Natalia. »Sie wird ohnehin böse sein, also werden wir sie ablenken, indem wir Antworten von ihr fordern. Von Fabio werden wir nie welche bekommen, und Nadja dürfen wir nicht in die Zwickmühle bringen.«
Sesta war fertig und rülpste laut vernehmlich. Sie schüttelte sich, wobei sie im Raum ein mittleres Erdbeben auslöste, und nachdem sich die gewaltigen Hautfalten wieder beruhigt und in die richtige Lage gebracht hatten, ging sie die Treppe hinauf und legte sich tief schnaufend vor Letitias Tür. Die große Schnauze mit den langen Lefzen lag flach auf dem Boden, zur Treppe gerichtet, und schon nach wenigen Sekunden fielen die Augen zu.
Verdutzt sah das alte Ehepaar den Hund an. Seit sie ein Welpe gewesen war, wusste Sesta, dass das obere Stockwerk tabu für sie war. Und als erwachsene Hündin hatte sie sich stets an dieses Verbot gehalten – bis heute. Es musste einen Grund für ihr Verhalten geben, das war den beiden Menschen sofort klar. Mochte Letitia das mit Fabio klären.
Sie riefen Sesta nicht zur Ordnung, sondern ließen sie gewähren, auch wenn sie nicht gerade dazu beitrug, dass sich Antonio und Natalia weniger um ihre Tochter sorgten.
»Jetzt hat er den Hund auch schon mit hineingezogen«, bemerkte Natalia kritisch, während sie das Frühstück abräumte.
Antonio griff nach dem Telefon, wählte eine Nummer und wartete eine Weile. »Max ist ebenso wenig erreichbar. Zu der Zeit müsste er schon auf sein.«
Sie sahen sich an. Seit ihrer
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