Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
sich gerade in Latzhose und Stiefel, und Nadja suchte sich ihr Teil aus. Sie verdrehte die Augen, als sie Max kommen sah. Fabio zog eine grimmige Miene, sagte aber nichts mehr. Max griff sich den dritten Anzug und hatte ihn bereits an, als Nadja ihren erst schloss.
Fabio bückte sich, hob die drei mannslangen Stöcke auf, die mit dabei gewesen waren, und presste einen so heftig gegen die Brust des jungen Mannes, dass es ihn fast umwarf. »Also dann, Schlauberger, beweis uns, dass du nicht nur eine große Klappe hast! Vorwärts!«
Max grinste. Dann nahm er den Stab in die Rechte und watete in den Fluss.
»Warum tun wir das eigentlich?«, fragte Nadja, die in der Mitte ging, nach hinten zu ihrem Vater. »Ich dachte, wir klettern in die Felsen …«
»Wenn da ein Eingang wäre, hätten die ihn vor der ersten Begegnung gefunden, und du hast Max gehört: Da gibt es nur Nischen«, erwiderte Fabio. »Wir müssen über den Fluss rein. Er existierte damals schon in der Alten Stadt, ich habe es gesehen. Möglicherweise gibt es noch einen Zugang.«
»Und du wolltest ohne das Gummizeugs hier durchwaten?«
»Ich hätte mir schon was einfallen lassen.«
»Ja, zweifellos.« Nadja richtete den Blick wieder nach vorn und zog Grimassen. Manchmal war ihr Vater ein typischer Elf, völlig unorganisiert und planlos. Wie hatten diese chaotischen Wesen je Weltreiche aufbauen können? Kein Wunder, dass sie derart strenge hierarchische Strukturen hatten, sonst würde ja gar nichts mehr funktionieren. Fabio hatte erzählt, dass es schon mitten in der Schlacht vorgekommen war, dass die Elfen plötzlich das Interesse am Kampf verloren und sich zum Zechgelage niedergelassen hatten. Sie konnten die Schlacht schließlich auch noch am nächsten Tag fortsetzen. Oder in einem Jahrhundert …
Sie sind eben keine Menschen, auch wenn sie manchmal so aussehen
, machte sie sich selbst deutlich.
Sie denken ganz anders als wir
.
Nur der Krieg gegen Bandorchu war etwas anderes gewesen. Er hatte an die fünfzig Menschenjahre gedauert, und niemand hatte zwischendurch eine fröhliche Orgie angesetzt. Damals war es um etwas Grundsätzliches gegangen, über das heute niemand mehr sprach. Ebenso wenig wurde über das Schreckliche gesprochen, das geschehen sein musste. Dieser Krieg um den Thron von Earrach hatte tiefe Wunden hinterlassen, die kaum verheilt waren.
Nadja schaute sich um. Die gegenüberliegende Wand zeigte sich nur ab und zu zwischen den Nebelschleiern. Wie es aussah, waren sie allein, von den Dienern des Getreuen gab es keine Spur. Vielleicht hatten sie den Eingang inzwischen gefunden und waren schon auf dem Weg.
»Aber sehr gefährlich kann der Weg nicht sein, wenn ihn regelmäßig Touristen begehen, oder?«, rief sie zu Max nach vorn.
»Wir verlassen bald die Touristenpfade«, gab er zur Antwort. »Hier können wir nichts finden, das ist alles schon zigmal untersucht worden – und auch ich habe keinen Grenzübergang entdeckt.«
»Na dann …« Sie hatten bereits zwei Biegungen hinter sich gelassen. Die schroffen Felswände rückten näher zusammen, erhoben sich fünfzig Meter hoch über ihnen und sperrten zusehends den Himmel aus. Zwischen ihnen fand nicht einmal der Nebel genug Platz, um sich auszubreiten, nur noch wenige Fetzen waberten. Bisher waren sie nicht tiefer als bis zu den Unterschenkeln gewatet, und der feinkiesige Untergrund war nach wie vor fest und sicher. Nadja setzte trotzdem den Stab ein, wie sie es sich von Max abgeschaut hatte. Man konnte nie wissen.
Obwohl sie dicke Socken und gute Schuhe anhatte, kroch die Kälte bald in die Füße und von dort weiter hinauf. Kein Wunder, dass Flusswanderungen nur im Sommer angeboten wurden – der Fluss war einfach bitterkalt, und oberhalb der Schlucht gab es zwar im Vergleich zu Deutschland angenehme Temperaturen, diese reichten aber nicht aus, um Wärme zu liefern. Noch dazu, da heute keine Sonne schien.
»Ob im Haus alles in Ordnung ist?«, fragte Nadja nach hinten.
»Das ist gesichert, mach dir darum keine Gedanken. Solange der Getreue selbst nicht eingreift, kommt da niemand rein. Und unser finsterer Freund hat derzeit anderes zu tun, als sich um ein paar alte Leute und eine merkwürdige Menschenfrau zu kümmern. Noch dazu, da wir uns direkt auf ihn zubewegen.«
»Manchmal könnte ich dich …«
»Ja, das sagt deine Mutter auch immer.«
An einem Felsspalt blieb Max stehen. Der Fluss wand sich in seinem gewohnten Bett weiter, fiel von Kaskaden herab, während die
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