Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
wärmer.«
Da die beiden Männer keine bessere Idee hatten, folgten sie dem Gang, immer den Fluss entlang. Tatsächlich wurde es zusehends wärmer, und die Luft kribbelte. Sie näherten sich dem Herzen des Vulkans.
Nadja spürte es unter ihren Füßen und an den Wänden. »Hier verläuft eine Hauptader.« Unwillkürlich senkte sie die Stimme. »Ich glaube, von den Leys, aber auch von dem Vulkan.«
»Und der Kalte Fluss dazu.« Fabio nickte. »Ich glaube, du hast recht. Alle drei Adern führen zur Alten Stadt.«
»Kannst du es nicht spüren?«
»Nein, gar nichts. Das ist wohl Teil des Bannfluchs. Ich kann mein Volk spüren, die Kraft und Erinnerung, aber sonst nichts.«
Max strich mit der Hand am Gestein entlang. »Ich spüre da schon etwas. Wie ein Kribbeln …«
»Ganz genau, Max. Die Magie wird stärker.«
Und auch der Fluss schwoll an.
16 Perle und Koralle
Sie gerieten immer tiefer in ein Netzwerk aus Fluss, Ley-Linien und Lavakanälen. Irgendwann konnte Nadja sich an einer verzweigten Kreuzung nicht mehr entscheiden, zu viele Eindrücke verwirrten sie. »Kann es sein, dass alle Wege dorthin führen?«
»Nur einer ist der richtige für uns«, antwortete Fabio. »Und wir müssen uns beeilen, Nadja. Jetzt ist der Moment gekommen, über den wir im Auto gesprochen haben. Es gibt nur noch eine Entscheidung, und du musst die richtige Wahl treffen.«
»Heitere Aussichten«, murmelte sie. Jetzt konnte ihr nur noch die Elfenmaske helfen. Zum ersten Mal scheute sie sich davor, die Maske zu benutzen, aber sie musste es tun. Fabio setzte seine ganzen Hoffnungen auf sie. Ihretwegen war er mitgekommen, obwohl die Anderswelt ihn verbannt hatte. Und dafür würde er – würden sie
alle
– irgendwann einen Preis bezahlen.
»Also dann.« Sie kramte die Maske aus dem Rucksack. »Hoffentlich erfährt Mama das nie.«
»Das ist eine vergebliche Hoffnung.« Fabio nickte Max zu. »Stütze deine Stiefschwester, und das meine ich wörtlich: Halt sie fest. Und pass auf, dass sie sich nicht verliert.«
»Und … äh … wie mache ich das?« Ratlos legte Max Nadja den Arm um die Taille.
»Du wirst es wissen, wenn es so weit ist. Konzentriere dich einfach nur auf sie und fühle.«
Nadja atmete tief aus, und dann setzte sie die Maske auf.
Sie war froh, dass Max sie hielt, denn beinahe hätte es sie von den Füßen gerissen, als die Macht der Maske mit Wucht über sie hereinbrach. Diesmal schaute sie in die Tiefen der magischen Welt, in der sie sich bereits befand, unterhalb aller Schichten. Sie keuchte auf, konnte die Flut der Bilder kaum ertragen, die über sie hinwegschwappte, und im Hintergrund baute sich ein Tsunami aus Sinneseindrücken auf, der direkt über ihr zusammenschlagen würde.
Der Zwang, die Maske herunterzureißen, war groß. Sie konnte sich kaum dagegen stemmen und begriff, dass sie sich beeilen musste.
Es war, als stünde sie in der Hölle selbst, inmitten eines heißen Wirbelsturms. Sie sah glühende Ströme, pulsierende Adern, gleißenden Nebel, der in fragilen Gebilden zwischen den Felsen hindurchwallte, und die Luft flirrte vor Hitze. Nadja konnte kaum ein klares Bild erkennen, wusste nicht, in welcher Zeit sie sich befand, und wenn sie einer Linie folgte, so platzte diese oft und erwies sich als Trugbild.
Was die Maske ihr zeigte, musste verstanden werden, aber dazu war ihr menschlicher Geist nicht in der Lage. Das konnte nur ein Elf, ein Angehöriger dieser Welt.
Nadja schrie auf, als etwas auf sie zuraste, eine Geistergestalt mit weiß glühenden Augen, die mit Knochen-fingern nach ihr griff und sie mit sich riss. Die Welt raste an der jungen Frau vorbei, und sie spürte, wie sie sich von sich selbst entfernte, konnte aber nichts dagegen tun. Sie hatte weder Kraft noch Willen, gegen das Ding oder Wesen anzukämpfen, dass sie in den Abgrund zerrte.
Doch dann, in der Ferne, erblickte Nadja flüchtig das blau schimmernde Bild einer Stadt und sah die Wege, die dorthin führten.
Genug
, dachte sie.
Ich habe genug gesehen
.
Sie wollte umkehren und die Maske abnehmen, war aber zu keiner Regung fähig. In der Gewalt des Geisterwesens geriet sie immer tiefer hinein. Nadja erkannte plötzlich, dass es der Geist der Maske war, der sie ins Verderben riss und um seine Freiheit kämpfte.
»Nein!«, schrie sie. »Nein!«
Die Hitze fing an, Wirkung zu zeigen. Ihre Haare fingen Feuer, ihre Fingerspitzen wurden entflammt, und sie schrie noch lauter, bis ihre Stimmbänder verbrannten und kein Ton mehr ihre
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