Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
von Gängen verzweigte sich, alles schien so filigran zu sein, doch Nadja machte sich keinerlei Sorgen, dass die Decke über ihr einstürzen würde. Dies war eine magische Welt, und der Ätna, dieser wichtige Bezugspunkt, würde sich garantiert selbst erhalten.
Vor ihnen lag nach wie vor der Weg, der ruhig neben dem Fluss entlanglief und jetzt sehr viel breiter und tiefer war, von klarem, kaltem Blau.
»Also immer dem Fluss entlang?«, fragte sie ihren Vater, der grübelnd neben dem Wasser stand und auf die Felsen starrte.
»So weit es geht.«
Nadja war irritiert, diesen optisch fremden Mann vor sich zu sehen, der Fabio nur entfernt ähnelte und kaum älter aussah als sie selbst. So wie Max eben, wobei dem jungen Sizilianer das Charisma abging, das Fabio ausstrahlte, und … ja, das Alter. Es lag in seinen Augen, seiner Haltung, seinen Bewegungen. Dieser Elf mochte jung aussehen, aber er wirkte älter denn je.
»Du warnst uns rechtzeitig, wenn uns jemand angreifen will?«, fragte Max. »Du bist derjenige von uns, der das schneller spüren muss als wir.«
»Mit meinem Elfenzauber ist es nicht mehr weit her«, sagte Fabio. »Ich verfüge hier nicht über mehr Macht als in der Menschenwelt. Vergesst nicht: Ich
bin
ein Mensch. Das hat sich nicht geändert, auch wenn ich mich mit der Erinnerung an mein früheres Selbst umhülle.«
»Dann umhüllen sich alle Elfen?«, wollte Nadja wissen.
»Sicher. Ein Grund, aus dem sie Spiegel meiden. Die werfen nicht nur jeden Zauber zurück, sondern zeigen auch die Wahrheit. Du wirst in der ganzen Anderswelt kein glattes, ruhiges Gewässer oder ungeschmücktes Metall finden.«
»Aber … David und Rian …«
Er lächelte. »Sie sind in dieser Welt eher noch schöner. Was könnte an ihnen abstoßend oder erschreckend sein?«
Sie war verlegen, denn die Frage war töricht gewesen. David sah so aus, wie er sich ihr zeigte – alles andere war unbedeutend.
Sie setzten den Weg fort.
Bis zu einer großen Halle. Und hier verzweigten sich nicht nur die Gänge, sondern auch der Fluss.
Ratlos sah Nadja sich um. »Und jetzt?«
»Jetzt haben wir ein Problem«, antwortete Fabio.
»Verflixt!« Pirx’ Knopfnase zuckte heftig, als er sie hochreckte und sich langsam drehte.
»Was soll das bedeuten?«, fragte Grog langsam. Der alte Kobold war froh über die Pause. Sie standen in einer Höhle, von der nicht weniger als sechs Gänge abzweigten. Wie tief sie schon gekommen waren, wusste er nicht. Tröstlich war es, dass sie sich immer noch in der Anderswelt aufhielten und sich wohl dem Ziel näherten, denn je tiefer sie vorgedrungen waren, desto heller war es geworden und der finstere Fels gewichen. Schritt für Schritt hielten sie auf den zentralen Punkt des Ätna zu, wobei es sich dabei nicht um das Zentrum des Berges an sich handeln musste. Wahrscheinlich waren sie, der langen Wanderung nach zu urteilen, jetzt weit weg vom Meer, irgendwo hoch oben in der Lavawüste.
»Er ist weg«, gab der Igel Auskunft.
»Was bedeutet das?«, hakte Grog genauer nach.
»Na ja …« Der Pixie trat von einem Fuß auf den anderen und druckste herum. »Vielleicht hat er uns bemerkt und abgehängt.«
Grog seufzte. »Sicher hat er das. Oder er hat uns die ganze Zeit an der Nase herumgeführt und ganz woandershin gelotst.«
Pirx schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind auf dem richtigen Weg, das spürst du sicher auch. Die Magie wird immer dichter. Ich bin gespannt, wo wir herauskommen werden!«
»
Falls
wir jemals irgendwo herauskommen! Hast du nicht gerade gesagt, er ist weg?«
Pirx trippelte die Gänge entlang. »Ich fürchte, ja«, piepste er. »Seine Abwesenheit ist so deutlich, dass ich annehme, er ist in die Menschenwelt gegangen.«
»
Was?
Was sollte er denn da? Denkst du, er will den Stab dort setzen?«
»Den in Paris hat er so gesetzt …«
»Dann … dann sind wir auf dem völlig falschen Weg! Womöglich auch Nadja und Fabio!« Grog war fassungslos. Wie konnte er das nur übersehen?
Natürlich
würde der Getreue sie auf die falsche Fährte locken, um in Ruhe sein Vorhaben durchzuführen! Verzweifelt sank der Kobold zu Boden. »Was machen wir denn jetzt …«, flüsterte er.
Nadja rieb sich das Gesicht. »Irgendwie habe ich das Gefühl, wir rennen dauernd im Kreis. Es gibt keine Spur vom Getreuen, wir haben uns verirrt, und … sag mal, da fällt mir etwas anderes ein. Wieso nimmst du an, dass der Getreue den Stab in der Alten Stadt setzen wird – auf
dieser
Seite?«
»Porca puttana!«,
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