Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
zusammen gehen können. Wenn nicht, suche den Corviden Regiatus auf. Du wirst ihn leicht erkennen. Sag ihm, ich hätte dich geschickt, und bitte um Asyl bei den Crain. Er wird dich aufnehmen wie eine Schwester.«
Sie musterte ihn prüfend aus goldgesprenkelten Augen. »Weil du … sein Bruder bist?«, wisperte sie, dicht an seinem Ohr.
Er legte den Finger an ihre Lippen, dann nahm er ihn fort und drückte stattdessen seinen Mund darauf. Sie erwiderte den Kuss willig.
»Sei unbesorgt«, flüsterte sie, als er sie wieder freigab. »Wie du sagtest: Dies ist nicht mein Kampf, und ich schulde dir viel zu viel. Nicht zuletzt, dass du mich vor der Falle bewahrt hast. Meine Treue gilt dir.«
Er nickte stumm, und sie verließ ihn.
Ainfars Blick schweifte durch den Thronsaal, der nach wie vor voll besetzt war. Die meisten Elfen wirkten bedeutend lebhafter und optimistischer als vor dem Eid. Sie vertrauten darauf, dass die Königin sie herausholen würde; schließlich hatte sie dieses Schloss gebaut. Ihr war einfach alles möglich.
Auch draußen hatten sich die meisten Elfen in den Trümmern einigermaßen eingelebt. Teilweise richteten sie gemeinsam wieder Mauern auf und deckten sie ab, um den Schutz vor den Wolken zu erweitern. Die Ordnung war zurückgekehrt. Nur wenige Elfen hatten gänzlich aufgegeben und waren versteinert.
Melemida raschelte den Gang entlang, ihr Wurzelgeflecht erzeugte schleifende, kratzende Geräusche auf dem blinden Boden. Die Königin würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn sie das Schloss in diesem Zustand vorfand. Aber es war nicht zu ändern, im Moment konnten sie nichts tun.
Die Tür zu Bandorchus Gemach stand offen. Vorsichtig lugte die Dryade hinein und entdeckte den kleinen dicken … Wie hieß er doch gleich? … Ja, richtig, Gofannon. Ein Gott sollte er mal gewesen sein. Jetzt hing er nur noch triefäugig an Bandorchus Rockzipfel und flehte darum, erhört zu werden.
So dick sah er allerdings gar nicht mehr aus, eher eingefallen. Er musste gestürzt sein, denn er richtete sich soeben ächzend auf, versuchte auf die Beine zu kommen und sackte schwach hin.
Melemida sah ein Schwert zwischen ihm und … dem Getreuen liegen, der in sich zusammengesunken vor der Tür zum verbotenen Raum lag! In der Dryade zog sich alles zusammen, und vor Schreck verlor sie eine Handvoll Blätter.
»Was hast du getan, Wahnsinniger?«, herrschte sie den Gott an, der aus trüben Augen zu ihr hochblickte. Er sah wirklich ganz und gar nicht gut aus.
»Ich, nichts«, antwortete er mit kränklicher Stimme. »Frag lieber, was er mir angetan hat!« Anklagend wies er auf den Getreuen.
»Ist er tot?«
»Ich hoffe es.« Gofannon bemerkte den Blick der Dryade zum Schwert und fügte schnell hinzu: »Doch wenn, dann nicht durch meine Hand.«
»Was ist mit ihm geschehen?«
»Ich weiß es nicht. Er muss wieder das Bewusstsein verloren haben. Ich habe ihn das erste Mal so vor dem Bett gefunden.«
Melemidas Zweige knarrten. »Und versucht, ihn zu erschlagen.«
»Na ja … also gut, schön, ich gebe es zu«, knurrte der Gott.
Die Dryade knarzte vor Empörung. »Einen Wehrlosen, selbst wenn er der Getreue ist – das ist selbst für einen Gott unwürdig! Du bist verachtenswert.«
»Damit könnte ich problemlos leben, aber da ich keinen Erfolg hatte, kannst du mir gar nichts nachsagen, du vertrocknete alte Borke.« Gofannon schaffte es endlich, auf die Beine zu kommen, dann schwankte er mit gebrochenem Stolz nach draußen und verschwand.
Die Dryade näherte sich vorsichtig dem leblos wirkenden Getreuen, vergewisserte sich ängstlich, dass die Kapuze immer noch übers Haupt gezogen war, und stupste ihn dann scheu an. »Herr? Gebieter? Was ist mit Euch? Kommt zu Euch, ich habe Nachrichten.« Sie beugte sich tiefer über ihn, versuchte ihn mit ihren Astarmen aufzusetzen.
Da regte er sich plötzlich, als ein wenig von ihrer Aura auf ihn überglitt, und seine Hände schossen nach oben.
Schließlich wurde Ainfar unruhig. Melemida blieb zu lange fort; da stimmte etwas nicht. Er gab einem der bereits wartenden Soldaten den Befehl, die Aufsicht zu übernehmen, und ging hinter dem Thron vorbei auf den Gang, der direkt zu Bandorchus Gemächern führte.
Lange war er nicht mehr hier gewesen und nun beunruhigt, dass möglicherweise eine Falle aufgestellt sein könnte, die ihm galt. Schließlich hatten sie seiner nie habhaft werden können, nachdem er geflohen war, und auch seine Rückkehr nicht mitbekommen. Sein Bild war in
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