Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
…
guten
Lehrmeister.«
»Recht getan. Und nun spute dich, damit ich endlich freikomme.«
Ainfar rannte die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Unterwegs flüsterte er dem Fliegenden Ohrwurm die Botschaft ein.
Auf dem Gang angekommen, sicherte er hastig nach allen Richtungen und huschte dann weiter zu Bandorchus Gemächern.
Bevor er nach links zur Tür abbog, sah er kurz in der Dämmerung am Ende des Gangs einen großen, unförmigen Haufen und musste schlucken. Immerhin hatte der Getreue die bedauernswerten Opfer nicht überall verstreut herumliegen lassen.
Und wie Alebin vorausgesagt hatte, war der Mann ohne Schatten nicht anwesend. Woher er das nur immer alles wusste? Vielleicht hatten es ihm die Felsen geflüstert. Als Darby O’Gill war er unwiderstehlich, von eleganter Zunge. Egal, in welchem Zustand er sich jetzt befand, verfügte er immer noch über außergewöhnliche Fähigkeiten. Möglicherweise hatte er den Felsen etwas eingeflüstert, was sie dazu brachte, ihn auf dem Laufenden zu halten.
Vorsichtig probierte Ainfar, die verbotene Tür zu öffnen – und fand sie unverschlossen vor. Als er genauer hinsah, erkannte er, dass sich schon vor ihm jemand daran versucht und das Schloss gründlich zerstört hatte, samt Bann.
Umso besser
.
Auf der gegenüberliegenden Seite strahlte das Portal in gleißendem Licht. Ainfar gab dem Fliegenden Ohrwurm letzte Instruktionen, bevor er ihn losließ. Das kleine Botentier schwirrte ins Licht. Kurze Zeit später flog ein blau leuchtender Funken herein, der gleich darauf verglühte. Das verabredete Zeichen.
Ainfars Herz schlug ihm bis zum Hals. Es hatte geklappt! Der kleine Wurm war durchgekommen und bereits auf dem Weg zu Regiatus in der Anderswelt.
Für einen kurzen Moment war der Tiermann der Versuchung nahe, ebenfalls zu gehen. Doch seine Aufgabe war nicht beendet.
Langsam ging er in das Schlafgemach zurück und setzte sich dort auf die Bettkante. Alebin dürfte inzwischen frei sein, aber sicherlich noch einen günstigen Moment abwarten, bis er verschwand. Jetzt war das Risiko zu groß, dass er dem Getreuen über den Weg lief. Es war Ainfar egal, was er tat. Er hoffte, den Bruder nie wiederzusehen.
Müde rieb sich der Tiermann das Gesicht. Er hatte einiges erreicht, doch das war erst der Anfang.
Ainfar fuhr hoch, als er das Nahen einer eisigen Aura fühlte. War er etwa eingenickt? Wenige Augenblicke später öffnete sich die verbotene Tür, und der Getreue kam herein. Nachdem er so vielen Elfen die Lebenskraft abgesaugt hatte, schien er wieder halbwegs bei Kräften zu sein, doch seine Aura flackerte leicht, und seine Bewegungen waren keineswegs so wuchtig wie sonst.
»Es ist alles vorbereitet«, sagte er zu Ainfar. Mit keinem Wort kommentierte er, dass Ainfar als Elf niederen Rangs die Dreistigkeit besaß, sich auf dem königlichen Bett niederzulassen, wenn auch nur bescheiden am Rand. Ebenso wenig interessierte er sich für Ainfars Namen. »Hol die fünfzig, und die anderen sollen auf ihren Ruf warten. Und teile den Übrigen mit, dass sie das Schattenland verlassen dürfen, sobald ich das Zeichen gebe.«
Der Tiermann schaute auf. »Alle?«
»Gewiss. Das Portal bleibt offen und von dieser Seite aus für jeden passierbar. Die Zeit wird diesen Ort zerstören, damit er nie wieder missbraucht werden kann. Er hat ohnehin seinen Sinn verloren.« Der Getreue schüttelte den Kopf. »Und da nennt ihr
mich
grausam.«
»So einfach ist das nicht, Herr …«
»Manchmal ist es das, Elfenmann. Manchmal durchaus.«
Ainfar dachte an Alebin. Der Getreue musste wissen, dass der Meidling frei war und ungehindert gehen durfte. Warum also verhielt er sich so? Oder nahm ihn das, was er jetzt zu tun hatte, so in Beschlag, dass er Alebin vergessen hatte?
»Ich muss zurück«, sagte der Verhüllte. »Befolge, was ich dir aufgetragen habe. Cor und der Kau warten auf der anderen Seite und werden euch an einen sicheren Ort bringen. Dort müsst ihr auf euren Einsatz warten.«
»Wie Ihr wünscht, Herr.« Ainfar stand auf, verneigte sich und ging in den Thronsaal zurück.
Manchmal bereitete das Schicksal seltsame Wege. Ausgerechnet der Spion Ainfar trat als Verkünder im Auftrag des Getreuen auf. Er hielt eine Ansprache an die wartenden Elfen und gab ihnen den Auftrag, diese Worte hinauszutragen und überall im Schattenland zu verbreiten: Von nun an existierte das Reich der Schmerzen und des Schreckens nicht mehr. Nur noch kurze Zeit, dann durften alle, die dazu in
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