Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
unbelastet in Nadjas Wohnung gehen, ständig musste er auf der Hut sein. Am besten brachte er immer Verstärkung mit. Da fand sich schon jemand.
Tom konnte kaum denken, weil ihm der Kopf so wehtat; trotzdem rief er sich die unerfreuliche Unterhaltung noch einmal ins Gedächtnis. Was hatten die Kerle gesagt? Sie hatten eindeutig über Nicholas Abe geredet. Also, dann … gehörten diese Schläger garantiert zu dem geheimnisvollen New Yorker Geschäftsmann, der Abes Wohnung nach dessen Tod leer räumen ließ! Demzufolge hatte er von Nadja und ihrer Suche erfahren, und nun wollte er etwas von ihr … Nur was?
Tom musste seine Freundin sofort warnen, alles Weitere würde sich dann ergeben. Immer noch zittrig, fischte er sein Handy aus der Jeanstasche und schickte Nadja eine SMS. Auch wenn sie gesagt hatte, sie würde sich zuerst melden, hatte diese Entwicklung für ihn absoluten Vorrang. Und er wusste nicht, wie er sie sonst erreichen sollte.
Anschließend torkelte er ins Bad und brachte sein Gesicht wieder einigermaßen in Ordnung, wenngleich im Moment viel zu machen war. Er musste Geduld haben und durfte nicht mehr unter Leute gehen, bis er wieder passabel aussah. Die Zeit würde er mit ausgiebigen Recherchen nach diesem mysteriösen Amerikaner nutzen.
Unter Ächzen und Stöhnen räumte Tom auf, machte alles sauber, packte Nadjas Laptop ein und verließ die Wohnung.
Mit gesenktem Kopf eilte der Journalist die Straße hinunter zu seinem Apartment. Immer wieder sah er auf sein Handy, doch Nadja antwortete nicht. Er hoffte, dass die Bestätigung der erfolgreichen Übermittlung stimmte, schickte die Nachricht aber vorsichtshalber noch einmal. Dann dachte er:
Mach dich nicht verrückt. Nadja wird von ihren Freunden und ihrem Vater gut beschützt, du aber bist ganz allein
.
Aber wahrscheinlich würden sich die beiden Typen gar nicht mehr blicken lassen, nachdem sie keinen Erfolg gehabt hatten. Die ganze Zeit herumzulungern und Tom ein zweites Mal zusammenzuschlagen kostete ihren Auftraggeber Geld, ohne dass es Erfolg brachte.
Ich muss herausfinden, wer das ist
, dachte Tom.
Nadja ist in großer Gefahr
.
Tómas bepackte seinen Karren mit allem, was er verkaufen wollte. »Es wird Zeit, zum Markt nach Drumfy zu gehen«, sagte er zu Àtha. »Wirst du mitkommen?«
»Ja.«
Wahrscheinlich war es für sie die Gelegenheit, ihn zu verlassen. In letzter Zeit war die Fremde aus dem See sehr still geworden, und Tómas hatte tatsächlich den Eindruck, dass sie allmählich dahinschwand. Vielleicht hatte sie recht, und sie musste gehen.
Doch wenigstens wollte er sich den Triumph gönnen, sich mit ihr zu zeigen. Das allein würde sein Ansehen erhöhen: eine so schöne Frau gerettet und bei sich beherbergt zu haben. Er würde gute Geschäfte machen.
Sie brachen auf; der Fischer zog den Karren, die blonde Frau ging neben ihm. Er bewunderte ihren anmutigen Schritt, ihre aufrechte Haltung und wurde traurig. Wie hatte er sich je vorstellen können, dass diese edle Dame, die sie zweifellos sein musste, bei ihm leben würde. Alle Frauen, die er kannte, waren klein und ziemlich farblos. Manche mochten vielleicht rosige Wangen haben, aber es gab keine, der nicht mindestens ein paar Zähne fehlten. Ihre Sprache war ungeschliffen, und sie hatten keine Bildung – wie alle einfachen Leute. Doch sie konnten gut zupacken, manchmal wie ein Mann, und sie waren nicht zimperlich. Solche Frauen passten besser zu ihm, sie waren wie er. Eine wie Àtha aber gehörte auf ein Schloss, nicht hierher.
»Vielleicht kennt Sir Rupert dich und kann deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen«, sagte Tómas unterwegs. »Und selbst wenn nicht … möglicherweise bist du bei ihm besser aufgehoben. Soweit ich weiß, hat er derzeit keine Frau.«
Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Das ist nett von dir, Tómas.«
»Ich … Nun ja, was habe ich mir auch dabei gedacht. Eines Tages hättest du dein Gedächtnis sowieso wiedergefunden.«
Der Ort Drumfy war klein, Steinhäuser reihten sich aneinander, die meistens zu irgendeiner Zunft gehörten; es gab zudem ein Pub, eine Kirche und einen Friedhof. Einzig auf dem Markt herrschte zu dieser Stunde geschäftiges Treiben. Marktschreier versuchten sich gegenseitig zu übertrumpfen, die Stände waren beladen mit frischen Erzeugnissen, Hühner gackerten in engen Kisten, über denen die bereits geschlachteten, teils gerupft, auf Haken hingen. Dazu kamen Stoffhändler, Werkzeugmacher, Schnitzer und Töpfer. Am Rande des
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