Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
Viehzucht betrieb, nachdem er die dämonischen Fomore nach dem Tod ihres Anführers, des Zyklopen Balor, besiegt und aus Irland vertrieben hatte. Die Tuatha vermischten sich mit den bereits vereinzelt in der Gegend lebenden Menschen, sodass dieses Volk in die irische historische Überlieferung und Mythologie gleichermaßen einging.
Vor zweitausendfünfhundert Jahren, als die Menschen- und die Anderswelt, in die die Tuatha sich zurückzogen, bereits voneinander getrennt waren, aber noch freundschaftliche Kontakte pflegten, waren dann die Gälen gekommen, hatten die ersten großen Festungen gebaut und ihre Könige gewählt. Das Land zerfiel dadurch in vier Teile, und die großen Heldensagen um Cuchulainn und später die Fianna entstanden. Das Christentum kehrte frühzeitig ein, die Wikinger wurden zu Beginn des elften Jahrhunderts zurückgeschlagen, doch die Normannen ließen nicht lange auf sich warten. Und dann begann der jahrhundertelange Kampf gegen die englische Besatzung.
Trotz der vielen Einflüsse behielt das irische Volk, wie es durch die Jahrtausende gewachsen war, seine Identität und den Willen, sich nicht zu unterwerfen. Und die Insel selbst blieb im Nebel verborgen und sagenhaft grün. Die Nachkommen der Tuatha, die als Begründer des irischen Volkes galten, existierten noch immer, wenngleich nur wenige übrig geblieben waren.
Im einundzwanzigsten Jahrhundert schienen die besten Tage für die Insel vorbei zu sein, dank des Zusammenschlusses der Europäischen Union und der Währungseinheit, die aus dem friedlich wie ein Schaf grasenden Irland einen sprungbereiten Tiger machten. Zwar musste dieser durch die Weltwirtschaftskrise bereits Zähne lassen – aber das war nichts Neues in der Geschichte des Landes. Auch davon würde es sich irgendwann wieder erholen. Selbst die Teilung des Nordens und der Republik würde irgendwann,
eines Tages
, nur noch Geschichte sein.
»Schließlich«, hatte eine Barfrau erst vor Kurzem im »Flann O’Briens«-Pub in Nordirland gesagt, »sind wir
ein
Volk, das kann niemand ändern, auch heutzutage nicht.«
Veränderung
, dachte der Getreue,
das ist es, was die Menschenwelt ausmacht – ihre Stärke, ihre unverwüstliche Zuversicht. Und nun wird genau die Veränderung uns allen zum Verhängnis
.
Oder auch zur großen Hoffnung auf den Neubeginn, wenn er nicht versagte.
Und das würde er nicht.
Das war unmöglich.
Der Tag schritt voran, und der Getreue rührte sich nicht. Er war tief in sich versunken, um seine Macht zu sammeln und sich auf den bedeutenden Moment vorzubereiten. Die Menschen bemerkten ihn weiterhin nicht, und durch Abwehrzauber kam niemand in die Nähe seiner Bank. Ab und zu zog der eine oder andere fröstelnd die Schultern hoch und stellte fest, dass auf einmal ein kalter Luftzug ging. Doch diese Momente vergingen schnell.
Dann war es so weit. Die letzte Gruppe des Tages wurde abgefertigt, das Kontrollhäuschen zugesperrt. McNamarra mit seiner Truppe kam angefahren und machte seinen Rundgang. Er vermisste den »Kollegen Craig« nicht, denn er erinnerte sich nicht mehr an ihn. Nach der letzten Kontrolle war der Platz leer und verlassen, während hinter dem Steinhügel die Sonne unterging. Das Wetter sollte in den nächsten Tagen laut den Nachrichten schön bleiben. Den Elfen wären ein paar Wolken sicherlich lieber gewesen als der unverhüllte Sonnenschein, doch im Schattenland hatten sie sich an weitaus Schlimmeres gewöhnen müssen.
Sobald die Dämmerung einsetzte, stand der Getreue auf und wechselte vollends in die Menschenwelt, denn nur von dort aus konnte er den Zugang finden und öffnen. In der Geisterwelt war er als Tabu versiegelt und selbst für ihn absolut unzugänglich.
Als er den Tumulus betreten wollte, gab es einen lauten Knall. Funken regneten auf ihn herab, und dann sausten Funkenscherze kichernd um ihn herum, zogen an seiner Kutte, bewarfen ihn mit Stinkmorcheln und versuchten, ihn zu beißen. Überrascht taumelte der Getreue zurück und schlug um sich, doch diese sprühenden kleinen Irrlichter waren nicht materiell, nur ein kleiner Zauber. Doch er reichte aus, um erneut sämtliche Lichter angehen zu lassen und die Security auf den Plan zu rufen.
Dem Verhüllten blieb nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. Er konnte es sich nicht leisten, die Menschen erneut zu beeinflussen, dafür war der Aufwand zu groß. Er brauchte alle Kraft für seine wahre Aufgabe. Wütend trat er in die Geisterwelt über, während McNamarra und seine
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