Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
dem König, der Getreue wird das Siegel des Zeitgrabs durch den Übergang der Menschenwelt brechen können. Ich bin sicher, dass er es schafft.«
»Wir wissen leider immer noch nicht, warum er das tut«, ergänzte Rian. »Unser Vater muss sich damit zufriedengeben,
dass
es passieren wird.«
»Dann bin ich mal gespannt, wen er für den Zauber schickt«, sagte Pirx und rückte die rote Mütze auf den Kopfstacheln gerade.
»Das kann nur einer.« Fabio öffnete leicht die Hände. »Er selbst. Noch dazu, wenn er das vermaledeite Ding tatsächlich gebaut hat.«
Pirx’ Stacheln legten sich so flach an, dass er ganz dünn dastand. »D… du meinst … er wird … Huii!« Er starrte den alten Grogoch an, dessen Haare auf einmal grauer wirkten.
»Na, das wird einen schönen Aufruhr geben«, bemerkte Nadja. »Aber mir soll’s recht sein.«
»Er
muss
kommen, Pirx!«, bekräftigte Fabio. »Wenn er das nicht tut, werden wir uns um die Unsterblichkeit wahrscheinlich nicht mehr sorgen müssen. Das hier ist bedeutend ernster als die Sache mit dem Ätna! Und damals haben wir arroganterweise geglaubt, wir würden allein mit allem fertig. Wir haben uns getäuscht und verloren, trotz Morganas Hilfe. Jetzt brauchen wir noch stärkere Unterstützung, so schnell wie möglich.«
Pirx sah fragend von David zu Rian. Der Prinz nickte auffordernd. »Es gibt keinen anderen Weg, Kleiner.«
»Also gut.« Der kleine Igel sauste in die Dunkelheit davon.
Collon lag in südöstlicher Richtung, nur wenige Meilen von Drumfy entfernt. Sir Rupert hatte die Fremde aus dem See hinter sich auf dem Pferd aufsitzen lassen. Seine Männer verzogen keine Miene, doch Àtha fiel auf, dass sie sich beim Abwenden verstohlen zugrinsten. Dieses Verhalten konnte sie deuten; vermutlich kam es öfter vor, dass der Landesherr eine Frau mit sich nahm.
Das konnte ihr nur gelegen gekommen, hatte sie damit doch leichteres Spiel. Auf der Burg des Adligen kam sie sicher an Informationen heran, um herauszufinden, was mit ihr los war. Und vielleicht auch, wer sie war.
Beispielsweise hatte sie nicht gewusst, dass sie reiten konnte. Zunächst klammerte sie sich krampfhaft am Sattel fest, nur um schon nach wenigen Schritten festzustellen, dass sie keinerlei Probleme mit dem Gleichgewicht hatte und sich problemlos halten konnte. Sie löste den Griff vom Sattel, und Sir Rupert, der das Pferd flott antraben ließ, legte den Arm um sie. Das machte Àtha nichts aus.
»Wo hast du reiten gelernt?«, wollte der Herr von ihr wissen.
»Ich weiß es nicht mehr«, antwortete sie wahrheitsgemäß und staunte einmal mehr über sich selbst.
»Nun, eine einfache Landstreicherin kannst du nicht sein, dafür siehst du viel zu edel aus. Und du musst von weit her kommen, denn im Umkreis von hundert Meilen kenne ich jeden. Bist du Engländerin oder Irin? Dein Akzent gibt keinen Aufschluss.«
»Auch das kann ich nicht beantworten.« Sie sagte nicht »Sir« oder »Herr«, weil ihr das unpassend erschien. Vielmehr hatte sie den Eindruck, als müsste er sich ihr gegenüber demutsvoller verhalten. Es war nur ein kleiner Erinnerungsblitz, nicht mehr als ein Gefühl, das aber nicht ausreichte, um ein Bild zu formen oder gar festzuhalten.
Und dann kam noch etwas dazu, was sich eingestellt hatte, seit sie dieses
Ding
aus Tómas gesaugt hatte. Es war seltsam, aber sie wurde die Ahnung nicht los, dass sie sich in der
verkehrten Zeit
befand. Wie das möglich sein sollte, konnte sie sich nicht erklären. Aber vielleicht half Sir Rupert ihr dabei, denn er machte einen gesitteten und gebildeten Eindruck.
Die Burg Collon befand sich auf einer kleinen Erhebung, darunter und ringsherum war der Marktflecken angesiedelt. Vom Burgeingang aus konnte man das gut zwanzig Meilen entfernte Meer sehen, und von der Mauerzinne gab es sicher einen schönen Rundblick. Die Burg selbst war aus Stein gebaut und wehrhaft wie fast alle Bauwerke dieser Art auf der Insel, vor allem die der Anglo-Iren, die sich nur zu gern in ihren Burgen verschanzten, um nicht in Berührung mit dem irischen Volk zu kommen – wenn sie denn überhaupt je vor Ort weilten. Castle Collon war nicht mehr als ein viereckiges Hauptgebäude, um das eine Wehrmauer mit Gang und zwei hohen Rundtürmen gebaut worden war. Eine Trutzburg ohne Schnörkel.
Sir Rupert übergab die schöne Fremde zwei Mägden mit der Anweisung, sie »gut herzurichten«, da er beabsichtigte, mit ihr zu Abend zu speisen. Ein Dinner nur für sie beide, stellte er klar und gab
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