Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
verlieren.« Die Mägde gehorchten furchtsam. Die Fremde aus dem See hatte sich verändert, etwas Furchterregendes ging nunmehr von ihr aus. Niemand wagte es, ihren Zorn zu wecken. Im Gegenteil waren alle umso eifriger am Werk, seit sie gehört hatten, dass die blonde Frau abreisen wollte.
Aus welchen Gründen auch immer, Sir Rupert tat recht geheimnisvoll und strahlte so merkwürdig glücklich; das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Insofern war es gut, wenn beide für eine Weile die Burg verließen, vielleicht kamen sie an dem Ort, wo sie hin wollten, wieder zu Verstand. Das Gesinde wollte jedenfalls nichts damit zu tun haben.
Die Mägde arbeiteten flink mit Nadel und Faden, um ein Kleid nach Maß zu schneidern. Auch passendes Schuhwerk wurde gefertigt, das schöne lange Haar besonders gepflegt, der Körper gesalbt. Sir Rupert ließ die besten Pferde im Stall schmücken und satteln und wählte die Begleitwache besonders sorgfältig aus. Er hatte bereits einen Boten zur Mellifont Abbey vorausgeschickt, der seinen Besuch und sein brisantes Anliegen bezüglich einer Hochzeit ankündigen sollte. Sir Rupert war sicher, dass mit der nötigen Menge Geld alles möglich war – und darüber verfügte er in für irische Verhältnisse durchaus ausreichendem Maße.
Nun, da die Entscheidung gefallen war, konnte er es kaum mehr erwarten. Er sah eine große Zukunft vor sich, mit dieser Frau an seiner Seite, die über jede Menge Ideen und Ehrgeiz verfügte. Beinahe kam es ihm so vor, als hätte er sich in sie verliebt. Wäre ohne sie verloren. Wollte nie mehr ohne sie sein.
Die Dienerschaft beobachtete sein geheimnisvolles Treiben mit großen Augen. Natürlich hatte er noch niemandem offenbart, was er und Àtha planten. Und niemand wagte es, ihn darauf anzusprechen. Auch das führte er auf den Einfluss seiner künftigen Gemahlin zurück, denn sonst waren diese Iren faul und renitent – und oft betrunken, die Frauen bildeten da keine Ausnahme.
Nicht, dass in Britannien vieles anders gewesen wäre, doch die Iren waren einfach seltsam. Trotz der Bemühungen seiner Mutter hatte Sir Rupert nie einen Draht zu diesem verschrobenen Inselvolk gefunden. Nur ihre Musik, die hatte es ihm angetan; davon verstanden sie etwas – und von Pferden.
Schließlich traf die Nachricht aus der Abtei ein, dass man auf die Besucher vorbereitet sei und ein wohlwollendes Gespräch mit dem Abt bezüglich der Anfrage geplant sei. Kein Wunder, immerhin hatte Sir Rupert dem Boten eine kleine Spende mitgegeben, die seinen guten Willen kundtun sollte.
»Es ist so weit, meine Liebe!«, verkündete er strahlend. »Wir können aufbrechen, wann immer du willst.«
»Sofort«, sagte Àtha prompt.
Sir Rupert verharrte für einen Moment, um sie zu betrachten. »Du siehst aus wie eine Königin«, sagte er andächtig.
Sie lächelte. »Ich
bin
eine Königin«, versetzte sie ruhig. »Doch nun lass uns keine Zeit mehr verlieren. Ich muss von hier fort, ich fürchte einen Anschlag deiner Diener, die mich hassen. Wenn wir erst verheiratet sind, werden sie mich anerkennen müssen.«
»Sie werden lernen, dich zu lieben, so wie ich«, sagte Sir Rupert. Er war für einen Moment erschrocken über seine impulsive Wortwahl, dann tat er es achselzuckend ab: Liebe unter Eheleuten, so etwas sollte ab und zu vorkommen. Wenn es nicht gleich jeder erfuhr, brauchte er sich dessen nicht zu schämen.
Àtha reichte ihm ihre Hand, und er führte sie die Treppen hinunter auf den Hof, wo die Pferde bereits warteten – klug, wie Sir Rupert war, hatte er die Antwort seiner Braut bereits geahnt. Er hatte Àtha eine Kutsche angeboten, doch sie wollte reiten. Sehr unkonventionell, aber das gefiel dem Landlord. Mit ihrem Temperament und ihrer Schönheit an seiner Seite würde er das irische Parlament erobern und sich dann zum britischen Oberhaus vorwagen.
Aber er dachte schon wieder viel zu weit voraus. Erst einmal musste er Hochzeit feiern, dann konnte er den nächsten Plan in Angriff nehmen.
Sie ritten in höchstem Tempo, und Sir Rupert konnte wieder einmal nur staunen. Es schien fast, als wäre seine Braut auf dem Pferd geboren worden. Auch die Leibwache war verblüfft und zollte der blonden Frau widerwillig Respekt.
Der Prior der Abtei nahm das Paar persönlich in Empfang und ließ ihnen die für Adlige stets vorbereiteten Gastgemächer zeigen, die nebeneinanderlagen und durch eine Tür verbunden waren.
Keine Frage, diese Nacht würde Sir Rupert sich nicht abweisen lassen,
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