Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
Hauchfein glitzernder Staub rieselte auf ihn hinab, doch er merkte es nicht.
»Rupert, welchen magischen Ort gibt es, an dem göttliche Liebe besiegelt werden kann?«
»Da gibt es einen …«, murmelte er. »Ich war nie dort, und er soll ziemlich verfallen sein. Gar nicht weit weg, denn wir sind in Meath, der heiligen Mitte des Reiches. Meine Mutter erzählte mir einst vom Haus des Oenghus, des Gottes der Liebe, das in Newgrange liegen soll, auf dem Besitz der Mellifont Abbey …«
Àtha traf es wie ein Blitzschlag. Für einen Moment konnte sie kaum atmen. »Wo genau ist das?«, fragte sie drängend.
»Im Boyne Valley«, antwortete er.
»Brú na Bóinne«, stieß sie hervor. »Das Tal der göttlichen Königin.«
Und sie wusste wieder, wer sie war.
10 Das Zeitgrab
Jack erwachte früh und machte sich auf den Weg zur Schutthalde. Meistens war er der Erste dort, der Pfandflaschen sammelte, die er im nahe gelegenen Supermarkt einlösen konnte. Den Mitarbeitern dort war das gar nicht recht, aber sie konnten nichts dagegen machen; sie mussten die Flaschen nehmen. Dieses neue System gab es noch nicht lange und nur lokal begrenzt, und die wenigsten Iren nahmen es an, sondern warfen die Flaschen wie bisher einfach in den Hausmüll. Von dort kamen sie zur Schutthalde und gelangten wieder in den Kreislauf.
Der Marktleiter kannte Jack inzwischen schon; er behandelte ihn im Gegensatz zu seinen Mitarbeitern recht nett. Manchmal durfte Jack sogar für ein paar Euro den Hof kehren, Kartons kleinmachen und andere kleine Arbeiten erledigen. Von dem Erlös kaufte er sich aber keinen Alkohol. Davon war er weg. Nur nicht von der Straße.
Jack lebte schon seit fünf Jahren dort, und niemand machte ihm den Platz mehr streitig. Die anderen respektierten ihn. Seine besten Freunde, wenn man das in dieser Lebenslage so sagen konnte, waren Howie und Sandy. Gemeinsam machten sie sich auf die Suche nach kleinen Jobs, meistens bei den Fabriken. Es gab fast immer etwas für sie zu tun, und so kamen sie ganz gut über die Runden. Sie teilten sich sogar eine kleine Wohnung zu dritt in einer aufgelassenen Lagerhalle, wo sie sich eine Ecke abgesteckt und eingerichtet hatten.
Als Jack losging, schliefen seine Kumpels noch. Die waren immer Langschläfer, behaupteten, wenigstens das könnten sie sich gönnen. Und der gutmütige Jack kaufte von dem Flaschenpfand trotzdem ein Frühstück für sie drei.
Jack nahm die Sammelbeutel und durchstöberte mit professioneller Akribie den Müllhaufen, der neu hinzugekommen war. Er hatte einen sicheren Blick für alles, was verkauft werden konnte. Manchmal gab’s ein wenig Streit mit jungen Schnöseln, die glaubten, die Straße gehöre ihnen. Irgendwann einmal hatte einer auch versucht, das Müllsammeln zu organisieren. Aber das hier war Drogheda, nicht Derry oder Glasgow drüben in Schottland. Hier kam man mit solchen Schnapsideen nicht weit.
Schließlich waren die drei Beutel voll, und Jack machte sich auf den Weg zum Supermarkt. Unterwegs traf er Bob den Plattfuß. Bob war vermutlich mit seiner Uniform verwachsen; er versah schon so lange seinen Dienst, dass keiner sich daran erinnerte, wann er angefangen hatte. Alle seine Kollegen, die er regelmäßig zugeteilt bekam – Frischlinge, die das Handwerk von der Pike auf lernen mussten –, waren bald wieder weg. Bob blieb.
Jeder kannte ihn, und er war geschätzt, aber auch respektiert. Bob hatte noch nie seine Dienstwaffe ziehen müssen. Und er ließ die Obdachlosen in Ruhe, das war sehr wichtig. Er sorgte dafür, dass ihm jeder dieser Gruppe bekannt war und es keine Scherereien gab.
Jack und Bob wechselten ein paar Worte, dann klopfte Jack an die Wareneingangstür des Supermarkts und wickelte sein Geschäft ab. »Heute hab ich nichts für dich zu tun, Jack«, sagte der Marktleiter.
»Ist schon gut«, antwortete Jack und lächelte freundlich. »Vielen Dank, Sir, und einen schönen Tag. Bis morgen.«
Immer schön höflich, damit kam er durch. Und konnte auch auf Hilfe hoffen, wenn es mal Schwierigkeiten gab, zum Beispiel, als die Tinkerfamilie mit ihren drei Wohnwagen gekommen war und sich breitmachen wollte. Tinker waren das Letzte, fand Jack. Arbeitsscheue Lumpen, die Kinder machten, um staatliche Hilfe zu beanspruchen. Die waren noch viel tiefer gesunken als die Obdachlosen. Da hatte Bob aber Energie entfaltet, um die loszuwerden!
Jack grinste in Erinnerung daran. Er steuerte die Bäckerei an und holte drei Kaffee und stark verbilligtes Gebäck
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