Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
ja, wir waren nicht sicher, ob Ihr je wieder …«, fing er an und jaulte auf, als der Getreue ihn an den Ohren packte, mit der anderen Hand den Spriggans ergriff und beide mit sich nahm, auf das Portal zu.
Unsanft setzte er die zwei kurz davor ab. »Ihr wartet hier, während ich ins Schattenland gehe und die Königin hole!«, befahl er. »Ihr haltet die Stellung, egal was passiert, verstanden?«
Beide beeilten sich zu versichern, dass sie den Befehl befolgen würden und wie dankbar sie seien, dass er wieder unter ihnen weilte.
Einen kurzen Moment verharrte der Verhüllte, sein Blick musterte sie so eindringlich, dass die Elfen vor Kälte schlotterten. »Und verschafft euch ein anständiges Äußeres, es ist eine Schande, wie ihr ausseht!«
»S… selbstverständlich, Meister«, stammelten sie im Chor.
»Und, wenn Ihr gestattet«, fügte der Kau hinzu, »wir sind sehr hungrig …«
»Hungrig.«
»Ja, Meister.«
Der Getreue drehte sich leicht, griff mit der behandschuhten Linken in eine Spalte der Steilwand und zog eine fiepende Ratte hervor, die er dem Kau hinwarf. Der reagierte reflexartig, fing das Tier und schrie auf, als es ihn mit scharfen Nagezähnen in die Hand biss.
»Da habt ihr«, sagte der Verhüllte, drehte sich um und schritt durch das Portal. Kurz darauf war seine finstere Gestalt im Licht verschwunden.
»Wann hat er es geöffnet?«, stieß Cor verdattert hervor.
Der Kau konnte keine Antwort geben, er kämpfte mit der Ratte, die sich zäh an ihr Leben klammerte und immerhin ein Viertel seiner Körperlänge maß –
ohne
Schwanz. »Ich hasse ihn!«, schrie er. »Ich bringe ihn um, das nächste Mal, ganz bestimmt!«
Da musste der Spriggans plötzlich lachen. »Ja, genauso wie die Ratte!«, sagte er kichernd und kugelte sich über den Boden.
2 Nadja: Ins Boyne Valley
Heute
.
»Liiinks! Du musst liiinks fahren!«, kreischte Pirx und hielt sich das rote Mützchen vor die Augen.
Der Wagen schlingerte über die Fahrbahn, ein entgegenkommendes Auto konnte gerade noch hupend und mit blitzendem Fernlicht ausweichen, dann lehnte der Rover sich an die linke Leitplanke an und fand endlich wieder auf sichere Bahn.
Strafend blickte Fabio Oreso von der linken Beifahrerseite auf David Bonet, der hoch konzentriert das Steuer umklammert hielt, die sonst kühn geschwungenen Augenbrauen fest zusammengezogen und den Blick starr auf die Straße gerichtet.
»Nächstes Mal«, sagte der Venezianer streng, »fahre ich!«
»Ich weiß nicht, was ihr immer alle habt!«, gab David entrüstet zurück. »Ich bin ein sehr guter Autofahrer!«
»Bist du nicht!«, schrien alle, die sich im Wagen aufhielten, im Chor – die meisten davon mit geschlossenen Augen und Angstschweiß auf der Stirn.
»Ich hätte mich niemals überreden lassen sollen«, brummte Fabio.
»Ich habe dich nicht überredet«, erwiderte David grinsend. »Ich hab dich reingelegt.«
»David, bei allen Göttern, fahr endlich links ran und lass Fabio ans Steuer!«, forderte Rian ihren Zwillingsbruder zum wiederholten Mal auf, nun deutlich ungehalten.
»Wenn wir verheiratet wären, würde ich mich scheiden lassen!«, schimpfte Nadja, deren Flüche der letzten halben Stunde ihr bewundernde Blicke von Pirx eingebracht hatten. »Wenn du schon nicht auf uns hörst, dann wenigstens auf deinen ungeborenen Sohn, dem es mindestens ebenso speiübel ist wie mir!«
»Ach was, das bisschen Schaukelei, das liebt er«, gab David ungerührt zurück und steuerte schon wieder die rechte Straßenseite an, fing sich aber gerade noch rechtzeitig, als er einen Wagen entgegenkommen sah. »Ein Verkehr ist das hier …«
Es regnete in Strömen, man sah höchstens hundert Meter weit. Aber das störte den Elfenprinzen kaum. Er hatte noch nie vor etwas Angst gehabt. Im Gegensatz zu allen anderen im Auto, die diesen Begriff seit Antritt der Fahrt etwa alle Viertelstunde neu definierten.
Wie sie es vom Flughafen Dublin überhaupt bis hierher geschafft hatten, war ihnen ein Rätsel. Andererseits war der Verkehr rund um Irlands Hauptstadt von sich aus schon chaotisch. Doch dieses Chaos reichte aus, um David irgendwie unbeschadet hindurchzubringen, und nun waren sie nach Norden Richtung Drogheda unterwegs.
Die Nerven lagen blank. Der Grogoch hatte schon seit einer halben Stunde nichts mehr gesagt und hielt die Augen fest geschlossen. Seine linke Hand klammerte sich krampfhaft um Rians Bein, eine überaus vertraute Geste, seit sie zum ersten Mal nach Paris gegangen und als Erstes
Weitere Kostenlose Bücher