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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ruhmes, Liebes.«
    »Sie glauben tatsächlich, ich wäre die wiedergeborene Prinzessin Gaylen«, murmelte Pia.
    »Bist du es denn nicht?«
    Pia zog es vor, nicht direkt darauf zu antworten. »Dein alter Indianerfreund scheint jedenfalls nicht der Meinung zu sein.«
    »Kukulkan ist nicht mein Freund«, antwortete Alica impulsiv und biss sich gleich darauf auf die Lippen, als bedauerte sie, dass ihr diese Worte entschlüpft waren. Sie suchte einen Moment lang nach anderen. Schließlich fuhr sie mit einem Achselzucken, und jetzt wieder ohne Pia direkt in die Augen zu sehen, fort: »Ich glaube, er ist niemandes Freund. Und er kann niemanden leiden, nicht einmal sich selbst. Nimm den Unsinn nicht zu ernst, den er gesagt hat.«
    »Kukulkan«, sagte Pia nachdenklich. »Das ist nicht sein richtiger Name, habe ich recht?« Alica schüttelte den Kopf, und Pia fuhr fort: »Du hast ihn ihm gegeben, stimmt’s?«
    »Ich fand ihn irgendwie passend«, bestätigte Alica. »Außerdem konnte ich den richtigen Namen nicht aussprechen. Die Leute hier ...« Sie hob abermals die Schultern und sah jetzt überallhin, nur nicht in Pias Richtung. »... haben komische Namen. So wie Sonja und Maxi. Sie heißen nicht wirklich so, weißt du, sondern –«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach sie Pia. Man musste kein Meisterpsychologe sein, um zu begreifen, dass Alica nur vom eigentlichen Thema ablenken wollte. Sie stand auf, sah sich nach irgendetwas Spiegelndem um, worin sie sich selbst betrachten konnte, fand aber nichts. Alles, was ihr blieb, war an sich hinabzublicken, und was sie sah, versetzte sie nicht unbedingt in helle Begeisterung. Statt des knapp sitzenden Kleides, das Sonja ihr vorhin gebracht hatte, trug sie nun eine Art Robe, die bis zu den Knöcheln reichte und ungefähr so kleidsam war wie ein Sack, dafür aber erneut schreiend bunt. Schwere goldene Armbänder klimperten an ihren Handgelenken, und sie spürte das kühle Gewicht einer dazu passenden Kette auf dem halbmondförmigen Ausschnitt ihres Kleides. Alica hatte ihr auch irgendetwas auf den Kopf gesetzt,was bei jeder Bewegung leise raschelte; vermutlich etwas, was ihrem eigenen bunten Federschmuck ähnelte.
    Trotz allem vergingen noch einmal ein paar Sekunden, bis sie wirklich verstand, aber dann riss sie eindeutig entsetzt die Augen auf. »Du erwartest jetzt nicht wirklich, dass ich den Heiligen Vater gebe und auf den Balkon hinaustrete, um mich dem Volk zu zeigen?«, japste sie.
    »Die heilige Mutter, wenn schon«, verbesserte sie Alica automatisch, wurde aber sofort wieder ernst. »Ich nicht, Liebes. Aber die Leute draußen erwarten es. Du bist es ihnen schuldig.«
    »Ach?«, fragte Pia. »Wieso?«
    »Weil viele von ihnen ihr Leben für dich aufs Spiel gesetzt haben, und die meisten ihre Heimat und ihre Familien und alles zurückgelassen haben, was sie hatten, um hierherzukommen und in deinem Namen für die Freiheit zu kämpfen«, antwortete Alica ernst.
    »Für mich?«, fragte Pia zweifelnd. »Kaum.«
    Alica setzte sichtlich zu einer scharfen Antwort an, überlegte es sich dann aber im letzten Moment anders und drehte sich mit einem Ruck herum. »Komm mit.«
    So?, dachte Pia, indem sie noch einmal und demonstrativ an sich hinabsah. Alica konnte nicht ernsthaft erwarten, dass sie in diesem Aufzug auch nur einen Schritt aus dem Haus tat!
    Dann sah sie ihr noch einmal in die Augen und erkannte darin, dass sie es nicht nur erwartete, sondern auch einen triftigen Grund dafür hatte, und resignierte innerlich. Mit einem lautlosen Stoßseufzer zum Himmel und dem dringenden Wunsch, auf dem Weg nach draußen an keinem Spiegel vorbeizukommen, folgte sie Alica.
    Ihrem subjektiven Zeitempfinden nach hätte es längst Mitternacht sein müssen (war sie tatsächlich erst seit einigen wenigen Stunden hier?), aber die Sonne stand noch immer fast eine Handbreit über dem Horizont im Westen, und in ihrem grellen Gegenlicht war sie zunächst fast blind. Die beiden inschwarzes Eisen gehüllten Gestalten, die rechts und links neben der Tür standen und Wache hielten, sah sie nicht einmal, aber dafür spürte sie ihre Nähe umso deutlicher, als sie zwischen ihnen hindurchging; wie einen körperlosen eisigen Hauch, der ihre Seele streifte.
    Das war die nächste Frage, die sie Alica dringend stellen musste, nahm sie sich vor: Was taten diese verdammten Schattenelben hier?
    Nicht zum ersten Mal wurde sich Pia schmerzlich des Umstands bewusst, wie wenig sie über die Welt wusste, in die Flammenhufs

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