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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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magische Schwingen sie getragen hatten. Als der Pegasus – noch dazu mit Alica auf dem Rücken – so plötzlich in Rio aufgetaucht war, hatte sie ganz selbstverständlich vorausgesetzt, wieder in die kalte Welt von WeißWald zu gelangen, aber das hier war so vollkommen anders, dass sie nicht einmal mehr sicher war, es wirklich zu erleben. Vielleicht hatten ihr Onkel Josés Neffen ja doch den Fangschuss verpasst, und sie lag gerade im Koma und fantasierte sich das alles hier nur zusammen.
    Aber so leicht gedachte das Schicksal es ihr nicht zu machen.
    Alica wartete, bis sich ihre Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten – anscheinend kannte sie das Problem – und deutete dann auf die steinerne Brüstung, hinter der sie schon einmal gestanden hatte, ging aber nur sehr langsam los, sodass sie einige Sekunden brauchte, um sie zu erreichen.
    Vielleicht war das auch gut so, denn Pia hatte zwar geglaubt, auf den Anblick vorbereitet zu sein, der sich ihr bieten würde, aber wie sich zeigte, stimmte das nicht.
    Die Menschenmenge war noch einmal größer geworden und schien die Straßen überall ringsherum nun vollkommen auszufüllen, und vielleicht war es die schlechteste aller Ideen gewesen, Alica zu begleiten. Für einen Moment wurde es vollkommen still, als hätte jemand einen Stein in den Ozean aus Lärm unter ihr geworfen, sodass sich nun rasch aufeinanderfolgende Wellen aus Schweigen in ihm ausbreiteten, aber diese Stille hielt nur wenigeAugenblicke lang an, dann begann der gleiche Jubel wie vorhin, als sie das erste Mal hier oben gestanden hatte; nur dass er diesmal viel lauter war und irgendwie ... ehrlicher klang und dass sie das Gefühl hatte, dass er genauso lange anhalten würde, wie sie hier oben stand – ganz egal, wie lange das sein würde.
    »Und?«, fragte Alica. »Bist du immer noch der Meinung, du wärst es ihnen nicht schuldig?«
    Pia hatte Mühe, ihre Worte über dem immer lauter werdenden Jubel der Menge überhaupt zu verstehen, und bevor sie antwortete, beugte sie sich über die Brüstung und sah nach unten. Die Menge drängte sich mittlerweile bis an den Fuß des Gebäudes heran, und ungeachtet dessen, was Alica behauptet hatte, hätte sie es wahrscheinlich längst gestürmt, hätte dort unten eine nicht gleich dreifach gestaffelte Reihe in schwarzes Eisen gehüllter Gestalten mit spitzen Helmen und noch spitzeren Lanzen gestanden, die sie davon abhielt.
    Immerhin, dachte sie spöttisch. Jetzt hatte sie schon ihre eigenen Bodyguards, und das gleich in Kompaniestärke.
    »Und was ist, wenn der Alkalde recht hat und ich nicht die bin, auf die sie warten?«, fragte sie, indem sie sich wieder aufrichtete und gleichzeitig die Hand hob, um der Menge zuzuwinken. Keine gute Idee, denn der Jubel und der tosende Applaus wurden noch lauter, sodass sie sich nun wirklich anstrengen musste, um Alicas Antwort zu verstehen.
    »Dann haben wir ein Problem«, antwortete Alica, zauberte ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht und begann ebenfalls zu winken. »Aber du hast Kukulkan doch gehört. Er hat zwar gesagt, du bist es nicht, aber zugleich auch doch. Mach dir keine Sorgen. Ich kenne den alten Griesgram. Er wird auf die Pyramide steigen und sein geliebtes Orakel befragen, und spätestens morgen früh fällt er vor dir auf die Knie und küsst dir die Füße.«
    »Ach?«, fragte Pia. Ein Schatten schien über Alicas Gesicht zu huschen und war wieder verschwunden, ehe sie sicher sein konnte.
    »Er hat mit beidem vollkommen recht«, beharrte Alica, »und tu mir und deinen zehntausend Fans dort unten einen Gefallen und sieh ein bisschen begeisterter aus, okay? Und was Kukulkan angeht, überleg doch mal: Natürlich bist du nicht die echte Prinzessin Gaylen! Die ist nämlich schon seit tausend Jahren tot und vermodert, weißt du?«
    Sie sah Pia Zustimmung heischend an, und nach einem kleinen Moment tat die ihr den Gefallen und nickte; und sei es nur, damit sie überhaupt weitersprach.
    »Und zugleich bist du es doch, weil in dir nämlich etwas von der wiedergeborenen Gaylen ist«, fuhr Alica fort. »Genau das ist es, was er gespürt hat. Wahrscheinlich braucht er nur ein bisschen Zeit, um es zu begreifen … Sei nicht so streng mit ihm. Er ist ein alter Mann.«
    Das klang so sehr nach verdrehter Alica-Logik, dass es schon beinahe wieder stimmen konnte. Trotzdem schüttelte sie nach einer weiteren Sekunde den Kopf.
    »Ich bin nicht Prinzessin Gaylen.«
    »Sicher«, antwortete Alica. »Und jetzt

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