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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lachen, und selbst auf Ixchels Lippen erschien ein angedeutetes Lächeln. Nach ein paar Augenblicken zog sie ihre Hand aber auch wieder zurück und stand dann auf. Ihre Gelenke knackten wie trockenes Reisig, das unter einer Stiefelsohle zerbrach, und Pia konnte ihr ansehen, wie viel Kraft sie schon diese winzige Bewegung kostete. Dennoch blieb das Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie sich wieder zu Pia herumdrehte. »Ich lasse dich jetzt allein, bis du ein wenig geschlafen hast und zu Kräften gekommen bist. Danach reden wir.«
    Pia hatte keine Ahnung, worüber, und sie hatte auch nicht vor, zu schlafen. Da waren so viele Dinge, über die sie nachdenken – und die sie entscheiden! – musste. Fast schon trotzig setzte sie sich noch weiter auf, zog die Knie an den Leib und konnte gerade noch verhindern, dass die seidenglatte Decke von ihren Schultern rutschte.
    »Ich bin nicht müde«, sagte sie.
    Ixchel lächelte. »Du hast die Medizin getrunken, oder? Dann bist du auch müde. Oder wirst es gleich sein.«
    Pia verstand. »Das war ein Schlafmittel«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Aber nur ein ganz mildes«, erwiderte Ixchel. »Du musst dich schonen, Kind. Wenigstens eine Nacht. Morgen beantwortete ich dir alle deine Fragen.«
    Wer sagte ihr denn, dass sie überhaupt welche hatte?, dachte Pia trotzig. Außer dieser einen natürlich: »Was ist mit Jesus?« Um ein Haar hätte sie Ter Lion gesagt, und tatsächlich sah Ixchel sie einen Moment lang an, als hätte sie es getan und sie wüsste mit diesem Namen nichts anzufangen.
    Aber vielleicht war es ja auch genau andersherum, dachte Pia beunruhigt. Vielleicht konnte sie ja mit dem Namen nichts anfangen, den sie ihr genannt hatte.
    »Dein Freund«, sagte Ixchel schließlich. »Es geht ihm gut, mach dir keine Sorgen um ihn. Er befindet sich noch in der Obhut der Großen Schlange, doch er wird wieder gesund.«
    »Kann ich ihn sehen?«, fragte Pia.
    »Nur Kukulkan und seine beiden Diener dürfen das Allerheiligste der Großen Schlange betreten«, antwortete Ixchel. »Dir ist es nicht gestattet, dorthin zu gehen, so wenig wie mir oder irgendeinem anderen. Aber Kukulkan hat mir versichert, dass er bald wieder gesund sein wird. Vielleicht schon morgen früh. Und dann kannst du ihm selbst die frohe Botschaft überbringen, mach dir keine Sorgen. Ich werde schweigen.«
    Und damit und ohne ein weiteres Wort des Abschieds ging sie. Pia sah ihr verwirrt hinterher und wandte sich dann noch verwirrter an Alica.
    »Frohe Botschaft?«
    »Stell dich nicht dumm, Liebes«, sagte Alica.
    Was ihr gerade allerdings ziemlich schwerfiel. Ihre Gedanken überschlugen sich noch immer und gleichzeitig bewegten sie sich immer träger, als wäre da, wo ihr Gehirn sein sollte, nur ein klebriger Sumpf. Was zum Teufel hatte Ixchel ihr da eigentlich eingeflößt? Aber nach einem weiteren Moment begriff sie trotzdem.
    »Sie glaubt, Jesus wäre der Vater?«
    Alica nickte. »Könnte er es denn sein?«, fragte sie wenig hoffnungsvoll.
    Pia schüttelte den Kopf.
    »Mangels Gelegenheit?«, fragte Alica
    Diesmal nickte Pia.
    Alica seufzte. »Dann haben wir ein Problem, Erhabene.«
    »Nein«, korrigierte sie Pia. » Wir haben kein Problem, Alica. Ich habe ein Problem.« Und Jesus. Sie wollte gar nicht wissen,was Jesus empfinden musste, wenn er das erfuhr. Im nächsten Moment rief sie sich selbst in Gedanken zur Ordnung. Was sollte denn das? Jesus war ein guter Freund, aber sie war ihm nichts schuldig. Schon gar keine Rechtfertigung!
    »Ich fürchte, das stimmt so nicht, Prinzessin«, sagte sie. »Jedermann hier glaubt, dass Jesus dein … äh … Gefährte ist, und ich glaube, irgendwie glaubt Jesus das auch noch. Wenn sie jetzt erfahren, dass das Kind von einem anderen ist ...«
    »Dann werde ich auf den Marktplatz geführt und offiziell gesteinigt oder wenigstens ein bisschen ausgepeitscht, weil ich einen so unmoralischen Lebenswandel führe?«, fauchte Pia. »Verdammt noch mal, Alica, glaubst du wirklich, das interessiert mich?«
    »Das sollte es aber«, antwortete Alica. Sie sah sie einen Augenblick lang beinahe traurig an, schüttelte dann den Kopf und trat ans Fenster, wo sie sich trotz ihrer eigenen Worte von gerade einen Zigarillo anzündete. Pia sah aber auch, dass sie nicht nur die Hand mit dem qualmenden Sargnagel aus dem Fenster hielt, sondern auch darauf achtete, den Rauch hinauszublasen. Es dauerte eine geraume Weile, bis sie weitersprach.
    »Du bist nicht irgendwer, Pia … Gaylen«, sagte

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