Elfenzorn
lassen und eine schicke Windelkollektion zu design... das Übliche eben.«
Pia starrte sie einfach nur aus großen Augen an. »Wie?«, murmelte sie nach ein paar Sekunden.
Alica griente von einem Ohr zum anderen und machte dann übertrieben große Augen. »Wie, wie?«, wiederholte sie.
»Was … soll der Unsinn?«, fragte Pia stockend. »Bist du jetzt vollkommen durchgeknallt?«
Alica machte nur noch größere Augen, tauschte einen hilflos fragenden Blick mit Ixchel aus und drehte sich dann mit wirklich ganz schlecht geschauspielerter Überraschung ganz zu Pia um. »Soll das heißen, du ... du weißt es noch gar nicht?«
»Ich weiß was nicht?«, erwiderte Pia. Ixchel lächelte.
»He, komm schon, Süße!«, sagte Alica. »Du kannst mir nicht erzählen, dass ...« Sie sprach auch diesen Satz nicht zu Ende, sondern riss die Augen noch weiter auf und bemühte sich, noch größeres Erstaunen zu spielen. »Du weißt es tatsächlich nicht, Mami.«
»Wie?«, fragte Pia schon wieder.
»Herzlichen Glückwunsch, Piamäuschen«, antwortete Alica. »Du bist schwanger – oder nennt man das bei verzauberten Elfenprinzessinnen anders?« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Trächtig?«
»Red keinen Unsinn!«, sagte Pia heftig. »Das kann überhaupt nicht sein!«
»Weil du noch Jungfrau bist?«, erkundigte sich Alica feixend und beantwortete ihre eigene Frage gleich mit einem Kopfschütteln. »Also erstens glaub ich das nicht, und zweitens wäre nicht mal das ein Beweis. Ist schon einmal passiert, vor gut zweitausend Jahren.«
»Aber ich habe seit Monaten nicht –«, begann Pia, brach dann mitten im Wort ab und starrte Alica an, und diese fügte plötzlich sehr ernst hinzu:
»Oder seit vier Jahren?«
Pia schwieg, aber sie konnte selbst spüren, wie ihr ganz allmählich auch noch das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht wich. Aber das war doch vollkommen unmöglich! Das … das konnte überhaupt nicht sein! Mit einem beinahe schon flehenden Blick wandte sie sich an Ixchel, aber die alte Indianerin sah sie nur weiter stumm und mit einem sehr warmen Lächeln in ihren uralten Augen an.
»Das ... das kann überhaupt ... Das ist völlig unmöglich!«, stammelte sie. Wieder begann sich alles um sie zu drehen, wenn auch diesmal aus ganz anderen Gründen.
Alica seufzte. »Also gut. Deinen Eltern kann man schlecht einen Vorwurf machen. Die hast du ja gar nicht richtig gekannt. Und Onkel Esteban war in dieser Beziehung zwar bestimmt kein Kind von Traurigkeit, aber bei dir scheint er wohl eine Ausnahme gemacht und dir das eine oder andere nicht erklärt zu haben.« Sie seufzte noch einmal. »Bleibt mal wieder nur die arme alte Alica, um dir die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu erklären. Also, zuallererst einmal: Was immer man dir auch erzählt hat, das mit den Bienchen und Blumen ist gelogen. In Wahrheit ist es so, dass –«
»Alica!« Pia schrie fast. »Das ist unmöglich! Das kann überhaupt nicht sein!«
»Weil es nicht sein darf, ich verstehe.« Alica schüttelte den Kopf. »Genau diesen Satz haben in den letzten hunderttausend Jahren wahrscheinlich zehn Millionen argloser junger Dinger gesagt, und ein paar von denen haben wahrscheinlich wirklich noch an die Sache mit den Bienchen und Blumen geglaubt. Aber du doch nicht.«
Pia wollte antworten, aber ihre Stimme versagte ihr plötzlich den Gehorsam, und sie hätte nicht einmal gewusst, was sie hätte antworten können. Schwanger? Sie ... bekam ein Kind? Von Ter Lion? Aber das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein!
Ixchel ergriff ihre Hand, und obwohl ihre Finger knochig und rau wie eine Raubvogelklaue aussahen, war ihre Berührung weich und sanft und erfüllte sie mit einer Wärme, die sie überraschte. »Du bist jetzt durcheinander, mein Kind. Das ist nur natürlich, wenn du es wirklich nicht gewusst hast. Aber das gibt sich, und da ist überhaupt nichts, wovor du Angst haben musst, glaub mir. Ganz im Gegenteil. Mit dir geschieht etwas Wunderbares.«
Ja, genau das war es, was sie jetzt brauchte, dachte Piamissmutig. Ein Vortrag wie dieser war wirklich dazu angetan, sie zu beruhigen und alle ihre Ängste zu zerstreuen.
Sie ließ Ixchels Hand trotzdem nicht los, sondern ergriff ihre schmalen Finger nur umso fester, und das Lächeln der alten Frau wurde noch einmal wärmer. »Da ist wirklich nichts, wovor du Angst haben müsstest, mein Kind«, sagte sie noch einmal.
»Allerhöchstens meine Stiefel«, fügte Alica hinzu.
Gegen ihren Willen musste Pia
Weitere Kostenlose Bücher