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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ragte. Es sah aus wie ein zum Leben erwachtes Tattoo.
    »Also, woher kommt dieses Ding?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Pia. »Ich habe das Ding noch nie zuvor gesehen.«
    José seufzte. »Ja, und vor zwei Stunden hätte ich dir das sogar geglaubt.« Er legte eine dramatische Pause ein, ließ den Kristalldolch mit einer bedächtigen Bewegung auf die Tischplatte sinken und hob stattdessen den Ring höher. »Bis ich das hier gesehen habe.«
    Pia setzte zu einer ganz instinktiven Entgegnung an und klappte den Mund dann wieder zu, ohne auch nur ein einziges Wort gesagt zu haben. Es wäre sowieso sinnlos gewesen. Man musste die Ähnlichkeit nicht einmal sehen, um die Verwandtschaft zu erkennen. Der Ring und der Dolchgriff bestanden nicht nur aus demselben Material, sondern waren auch ganz offensichtlich von der Hand desselben Künstlers geschaffen worden. Die verwirrenden Muster auf dem Messergriff hatten allenfalls eine oberflächliche Ähnlichkeit mit dem groben Pentagramm auf dem Ring … aber es war irgendwie dieselbe Handschrift; als hätte vielleicht nicht dieselbe Hand, sehr wohl aber derselbe Geist die beiden Stücke erschaffen.
    Peralta wartete sichtlich auf eine Antwort.
    »Ich habe diesen Ring heute Nacht zum ersten Mal gesehen«, sagte Pia.
    »Ja, das klingt glaubhaft«, antwortete José. Seine Finger trommelten nervös auf den beiden verblassten Fotografien.
    »Und diese Bilder auch«, fügte sie hinzu. »Esteban hat sie mir nie gezeigt. Er hatte sie in seiner Schreibtischschublade versteckt.Ich habe sie gefunden, als ich in seinem Büro war und seinen Schreibtisch durchsucht habe. Das ist die Wahrheit.«
    »Ja, und das klingt beinahe noch überzeugender«, sagte José spöttisch.
    »Sie müssen es mir auch nicht glauben«, antwortete Pia, so fest sie konnte. »Aber es ist die Wahrheit. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Und wenn Sie mich umbringen.«
    »Das wäre dumm«, antwortete Peralta. »Wenn du die Wahrheit sagst, dann wäre es noch dazu ungerecht, und wenn du lügst, dann würde ich mich selbst um die beste Möglichkeit bringen, vielleicht doch noch auf die Spur deines … sagen wir: kleinen Geheimnisses zu kommen, nicht wahr?« Sein Lächeln wurde noch eine Spur humorloser, obwohl Pia das vor einer Sekunde noch für vollkommen unmöglich gehalten hätte. »Aber es gibt immer Mittel und Wege, die Wahrheit herauszufinden, wie du wissen solltest.«
    Pia sah ihn einen Moment lang fest an und ließ dann, plötzlich und mit gespielter Mutlosigkeit, die Schultern sinken. »Also gut, Sie haben recht. Ich … weiß, wo dieses Messer herkommt. Und es gibt dort noch mehr – sehr viel mehr.«
    »Wo?«, fragte José.»Und was?«
    »Schwerter. Oder jedenfalls eins. Ich habe es selbst in der Hand gehalten. Aber ich glaube, es gibt noch sehr viel mehr. Rüstungen und Helme aus Silber … und noch eine ganze Menge anderer Dinge.«
    »Und wo ist dieser … Ort?«, fragte José. Er gab sich Mühe, sich seine Gier nicht allzu deutlich anmerken zu lassen, aber natürlich gelang ihm das nicht.
    »Oh, gar nicht weit von hier«, antwortete Pia. »Eigentlich sogar genau hier.«
    Peralta beugte sich leicht vor. »Hier?«, vergewisserte er sich. »In Rio?«
    »Ja«, bestätigte Pia. »Also … gewissermaßen, meine ich, es ist … also … sozusagen … um die Ecke. Aber auch eine ganze Welt entfernt.«
    Josés Lächeln gefror. »Wie … bitte?«, fragte er zögernd.
    »Wie gesagt: Es ist nicht so einfach zu erklären«, sagte Pia ernsthaft. »Eigentlich ist es gleich hier, überall um uns herum, wissen Sie? Ich war zweimal dort, aber so ganz genau habe ich auch nicht begriffen, wie man dorthin kommt. Oder zurück. Hernandez ist mir gefolgt, aber ich schätze, er weiß es noch viel weniger als ich. Wenn es anders wäre, dann würde er schließlich nicht seit zwölf Jahren dort festsitzen, nicht wahr? Ich denke schon, dass er alles versucht hat, um irgendwie zurückzukommen.«
    »Zwölf Jahre?«, wiederholte José. Er sah … erstaunt aus, fand Pia. Irgendwie auch ein bisschen verdutzt. Toni, der hinter ihm stand, sagte zwar kein Wort, aber Pia war auch sicher, dass er gleich anfangen würde, Blut zu spucken, weil er sich immer heftiger auf die Zunge biss.
    »Ungefähr«, bestätigte sie. »Vielleicht sind es auch erst zehn, oder schon fünfzehn. So genau schien er das selbst nicht zu wissen. Und um auf Ihre Frage zurückzukommen, Senhor Peralta, es gibt dort wirklich eine Menge erstaunlicher Dinge. Aber es ist auch ein

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