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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Abständen patrouillierten Männer in schwarzen Anzügen und mit Sonnenbrillen und dünnen Kabeln, die sich unter ihren Revers in die Ohrmuscheln hinauf ringelten.
    Selbstverständlich waren sie mit martialischen Maschinenpistolen bewaffnet, und ebenso selbstverständlich führte jeder zweite die mutierte Version eines Riesendobermanns an der Leine. Die Hunde konnten ein Problem werden, aber wahrscheinlichkein großes. Pia bedauerte fast ein bisschen, nicht dabei sein zu können, wenn Josés Privatarmee ihrem Herrn und Meister am nächsten Morgen zu erklären versuchte, wie sie aus dieser Festung hatte entkommen können.
    Sie spürte mehr, dass die Tür hinter ihr aufging, als dass sie es hörte, drehte sich ohne Hast um und begegnete Tonis hämischem Kopfschütteln. »Versuch es erst gar nicht«, sagte er.
    »Was?«
    Statt zu antworten, deutete Toni mit einer Kopfbewegung auf die Tür. »Falls du Hunger hast – Consuela hat ein kleines Frühstück für dich vorbereitet.« Er sah auf die Armbanduhr. »Na ja …«
    Tatsächlich war sie hungrig. Es war gute vierundzwanzig Stunden her, dass sie das letzte Mal etwas gegessen hatte, und selbst eine Superheldin konnte schließlich nicht von Adrenalin und gewonnenen Kämpfen allein leben. Sie antwortete zwar nur mit einem angedeuteten Kopfnicken, aber ihr Körper reagierte sehr viel direkter: Ihr Magen knurrte hörbar. Toni lächelte knapp und trat mit einer einladenden Geste zur Seite.
    »Du musst ganz schön was mitgemacht haben«, sagte er, während sie nebeneinander die breite Treppe ins Erdgeschoss hinuntergingen.
    »Sieht man mir das so deutlich an?«, fragte sie.
    »Nee, so war das nicht gemeint.« Toni hatte es eilig, den Kopf zu schütteln. »Aber du hast geschlafen wie eine Tote. Was ist letzte Nacht passiert?«
    Pia fragte sich, ob sie nicht spätestens jetzt ein bisschen beleidigt sein sollte. War dieser Verhörspezialist wirklich alles, was Peralta glaubte aufbieten zu müssen, um sie auszuhorchen? »So genau weiß ich das selbst nicht«, sagte sie ausweichend. »Ein paar Kerle haben Esteban überfallen, mehr kann ich nicht sagen. Um ehrlich zu sein, dachte ich bis heute Morgen, dass sie zu euch gehören.«
    »Zu uns?« Toni legte fragend den Kopf auf die Seite. »Daswäre ganz schön bescheuert, oder? Esteban hat selbst bei Onkel José angerufen und ihm gesagt, dass er sein Geld und seinen Stoff zurückhaben kann.«
    »Und woher hätte ich das wissen sollen?«, fragte Pia. »Kann ja sein, dass du so etwas gewöhnt bist, aber ich werde ziemlich schnell nervös, wenn ein Riesenkerl mit einem Messer auf mich losgeht.«
    Es funktionierte. Toni sah nicht nur eindeutig geschmeichelt aus, sondern ging auch nicht weiter auf das Thema ein. »Und dann seid ihr weggelaufen, Estebans Kleine und du?«, fragte er.
    Pia beglückwünschte sich in Gedanken dazu, bisher nicht über Alica gesprochen zu haben. Sie hatte vorgehabt, sie gar nicht zu erwähnen und einfach bei der Version zu bleiben, dass sie allein aus dem Haus geflohen sei, und das wäre ziemlich dumm gewesen. Wenn sie irgendwie das Vertrauen dieses Kerls erringen wollte, wäre es vielleicht nicht sehr gut, gleich mit einer so offensichtlichen Lüge zu beginnen. »Ja«, sagte sie einfach.
    Sie bewegten sich einen langen, mit dicken Teppichen ausgelegten Flur entlang, an dessen Wänden einige in Gold gerahmte Ölgemälde hingen. Sehr viel mehr interessierten Pia allerdings die Videokameras, die in einem Winkel unter der Decke angebracht waren und so gut wie keinen toten Winkel ließen. Sie entdeckte sie auch erst nach einigem Suchen. Erstaunlich, wie klein die Dinger mittlerweile geworden waren.
    »Und dann?«
    »Was – dann?« Pia machte ein abfälliges Geräusch. »Wir sind einfach weggerannt. Die Kerle waren hinter uns her, und wir dachten, sie gehören zu euch.«
    »Wenn ich hinter euch her gewesen wäre, dann hätte ich euch gekriegt«, behauptete Toni.
    »Na, da haben wir ja noch Glück gehabt, wie?«, fragte Pia spitz. »Und mir hat es gereicht. Ich war nicht mal sicher, dass wir den Kerlen entwischen. Sie waren verdammt hartnäckig.Irgendwann hab ich sie dann doch abgeschüttelt und mich irgendwo versteckt. Und jetzt frag mich nicht, wo. Ich habe nämlich keine Ahnung. Ich habe mich irgendwo verkrochen und abgewartet, bis die Luft rein ist.«
    »Und deine Freundin?«
    »Alica?« Pia tat so, als müsste sie über das Wort Freundin nachdenken. »Wir sind irgendwann getrennt worden. Keine Ahnung, ob die Kerle

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